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Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

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ins Werck gestellt würde; so müste ich
sein unschuldig Blut von deinen Hän-
den fordern/ weil er dir zuverwahren
und nicht tödten zu lassen anvertrauet
ist.

Die holdfelige Beywohnung des Tu-
genthafften Josephs hatte ihm den
Kerckermeister so gewogen und günstig
gemacht/ das er demselben nicht nur die-
sen Brief: sondern auch den vorigen
wiewohl es ihm verbotten war/ com-
municirte,
auch nicht verhielte was vor
ein Summa Gelts er seinet wegen em-
pfangen hätte; Joseph aber konte nicht
aussinnen/ wer sich seiner so treulich an-
nähme/ weil er mit keiner Person von
Königl. Stammen sonderlich bekant
war; er geried zwar in den Wahn/ es
müst jemand grosses seyn/ dem sein Un-
schuld bekant wäre/ und wuste darneben
doch gewiß/ das sonst niemand von der
Selichae Händel Wissenschafft haben
konte/ als ihre beyde Jungfern welche
aber weder die Mittelhatten/ seinet we-
gen so viel zu spendiren noch das Hertz

fassen

ins Werck geſtellt wuͤrde; ſo muͤſte ich
ſein unſchuldig Blut von deinen Haͤn-
den fordern/ weil er dir zuverwahren
und nicht toͤdten zu laſſen anvertrauet
iſt.

Die holdfelige Beywohnung des Tu-
genthafften Joſephs hatte ihm den
Kerckermeiſter ſo gewogen und guͤnſtig
gemacht/ das er demſelben nicht nur die-
ſen Brief: ſondern auch den vorigen
wiewohl es ihm verbotten war/ com-
municirte,
auch nicht verhielte was vor
ein Summa Gelts er ſeinet wegen em-
pfangen haͤtte; Joſeph aber konte nicht
ausſinnen/ wer ſich ſeiner ſo treulich an-
naͤhme/ weil er mit keiner Perſon von
Koͤnigl. Stammen ſonderlich bekant
war; er geried zwar in den Wahn/ es
muͤſt jemand groſſes ſeyn/ dem ſein Un-
ſchuld bekant waͤre/ und wuſte darneben
doch gewiß/ das ſonſt niemand von der
Selichæ Haͤndel Wiſſenſchafft haben
konte/ als ihre beyde Jungfern welche
aber weder die Mittelhatten/ ſeinet we-
gen ſo viel zu ſpendiren noch das Hertz

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[136.[136]/0140] ins Werck geſtellt wuͤrde; ſo muͤſte ich ſein unſchuldig Blut von deinen Haͤn- den fordern/ weil er dir zuverwahren und nicht toͤdten zu laſſen anvertrauet iſt. Die holdfelige Beywohnung des Tu- genthafften Joſephs hatte ihm den Kerckermeiſter ſo gewogen und guͤnſtig gemacht/ das er demſelben nicht nur die- ſen Brief: ſondern auch den vorigen wiewohl es ihm verbotten war/ com- municirte, auch nicht verhielte was vor ein Summa Gelts er ſeinet wegen em- pfangen haͤtte; Joſeph aber konte nicht ausſinnen/ wer ſich ſeiner ſo treulich an- naͤhme/ weil er mit keiner Perſon von Koͤnigl. Stammen ſonderlich bekant war; er geried zwar in den Wahn/ es muͤſt jemand groſſes ſeyn/ dem ſein Un- ſchuld bekant waͤre/ und wuſte darneben doch gewiß/ das ſonſt niemand von der Selichæ Haͤndel Wiſſenſchafft haben konte/ als ihre beyde Jungfern welche aber weder die Mittelhatten/ ſeinet we- gen ſo viel zu ſpendiren noch das Hertz faſſen

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Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 136.[136]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/140>, abgerufen am 29.04.2024.