Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

Bild:
<< vorherige Seite

verwunderten/ weil sie nicht wusten/
warum es geschehe/ biß ihnen Musai
aus dem Traum halff. Als er sagte:
Man müste ihn bey Wittwern oder
jungen Wittiben und nicht bey alten
Männern ans Geld bringen.

Dem Potiphar aber/ des Pharaons
damaligem Kuchenmeister welcher ein
ausbündiger Phisiognomist war/ be-
liebte Joseph viel besser/ als ihm Musai
solchen zuverkauffen anbotte; Darum
muste er ihn auch um so viel desto theurer
bezahlen/ wann er ihn anders haben
wolte; Er ließ sich aber hierzu kein Geld
tauren; Als dieser von dem Musai ver-
nommen/ daß Joseph von dem edelsten
Geschlecht der Hebreer/ Erbaren und in
allen Tugenden und Künsten/ vornem-
lich aber in der Wissenschafft wol Hauß
zu halten/ aufferzogen worden wäre/
(wie dann jeder Kramer sein Wahr
lobt/ und Musai solches vor ein Meister
konte/ wiewol es Joseph nicht bedorffte)
hat er ihm noch mehrers gefallen/ und
ihn nicht wie andere seine Sclaven/ son-

dern

verwunderten/ weil ſie nicht wuſten/
warum es geſchehe/ biß ihnen Muſai
aus dem Traum halff. Als er ſagte:
Man muͤſte ihn bey Wittwern oder
jungen Wittiben und nicht bey alten
Maͤnnern ans Geld bringen.

Dem Potiphar aber/ des Pharaons
damaligem Kuchenmeiſter welcher ein
ausbuͤndiger Phiſiognomiſt war/ be-
liebte Joſeph viel beſſer/ als ihm Muſai
ſolchen zuverkauffen anbotte; Darum
muſte er ihn auch um ſo viel deſto theurer
bezahlen/ wann er ihn anders haben
wolte; Er ließ ſich aber hierzu kein Geld
tauren; Als dieſer von dem Muſai ver-
nommen/ daß Joſeph von dem edelſten
Geſchlecht der Hebreer/ Erbaren und in
allen Tugenden und Kuͤnſten/ vornem-
lich aber in der Wiſſenſchafft wol Hauß
zu halten/ aufferzogen worden waͤre/
(wie dann jeder Kramer ſein Wahr
lobt/ und Muſai ſolches vor ein Meiſter
konte/ wiewol es Joſeph nicht bedorffte)
hat er ihm noch mehrers gefallen/ und
ihn nicht wie andere ſeine Sclaven/ ſon-

dern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0066" n="62.[62]"/>
verwunderten/ weil &#x017F;ie nicht wu&#x017F;ten/<lb/>
warum es ge&#x017F;chehe/ biß ihnen Mu&#x017F;ai<lb/>
aus dem Traum halff. Als er &#x017F;agte:<lb/>
Man mu&#x0364;&#x017F;te ihn bey Wittwern oder<lb/>
jungen Wittiben und nicht bey alten<lb/>
Ma&#x0364;nnern ans Geld bringen.</p><lb/>
        <p>Dem Potiphar aber/ des Pharaons<lb/>
damaligem Kuchenmei&#x017F;ter welcher ein<lb/>
ausbu&#x0364;ndiger Phi&#x017F;iognomi&#x017F;t war/ be-<lb/>
liebte Jo&#x017F;eph viel be&#x017F;&#x017F;er/ als ihm Mu&#x017F;ai<lb/>
&#x017F;olchen zuverkauffen anbotte; Darum<lb/>
mu&#x017F;te er ihn auch um &#x017F;o viel de&#x017F;to theurer<lb/>
bezahlen/ wann er ihn anders haben<lb/>
wolte; Er ließ &#x017F;ich aber hierzu kein Geld<lb/>
tauren; Als die&#x017F;er von dem Mu&#x017F;ai ver-<lb/>
nommen/ daß Jo&#x017F;eph von dem edel&#x017F;ten<lb/>
Ge&#x017F;chlecht der Hebreer/ Erbaren und in<lb/>
allen Tugenden und Ku&#x0364;n&#x017F;ten/ vornem-<lb/>
lich aber in der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft wol Hauß<lb/>
zu halten/ aufferzogen worden wa&#x0364;re/<lb/>
(wie dann jeder Kramer &#x017F;ein Wahr<lb/>
lobt/ und Mu&#x017F;ai &#x017F;olches vor ein Mei&#x017F;ter<lb/>
konte/ wiewol es Jo&#x017F;eph nicht bedorffte)<lb/>
hat er ihm noch mehrers gefallen/ und<lb/>
ihn nicht wie andere &#x017F;eine Sclaven/ &#x017F;on-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62.[62]/0066] verwunderten/ weil ſie nicht wuſten/ warum es geſchehe/ biß ihnen Muſai aus dem Traum halff. Als er ſagte: Man muͤſte ihn bey Wittwern oder jungen Wittiben und nicht bey alten Maͤnnern ans Geld bringen. Dem Potiphar aber/ des Pharaons damaligem Kuchenmeiſter welcher ein ausbuͤndiger Phiſiognomiſt war/ be- liebte Joſeph viel beſſer/ als ihm Muſai ſolchen zuverkauffen anbotte; Darum muſte er ihn auch um ſo viel deſto theurer bezahlen/ wann er ihn anders haben wolte; Er ließ ſich aber hierzu kein Geld tauren; Als dieſer von dem Muſai ver- nommen/ daß Joſeph von dem edelſten Geſchlecht der Hebreer/ Erbaren und in allen Tugenden und Kuͤnſten/ vornem- lich aber in der Wiſſenſchafft wol Hauß zu halten/ aufferzogen worden waͤre/ (wie dann jeder Kramer ſein Wahr lobt/ und Muſai ſolches vor ein Meiſter konte/ wiewol es Joſeph nicht bedorffte) hat er ihm noch mehrers gefallen/ und ihn nicht wie andere ſeine Sclaven/ ſon- dern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/66
Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 62.[62]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/66>, abgerufen am 16.05.2024.