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Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667.

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dern als seinen eigenen Sohn zu halten
befohlen; Um frühe zuerfahren/ ob seine
Art mit der Phisiognomi überein stim-
me; Und ob seine Schenckel auch starck
genug seyen/ so gute Sach zuertragen/
als er ihm anzuthun gedachte. Er/ der
Potiphar war damals ein fünfftzig jäh-
riger Wittwer/ weil ihm sein Gemahlin
an Niderkunfft seiner einzigen dieser Zeit
nur anderhalb jährigen Tochter gestor-
ben war; Und weil er wegen einer sel-
tzamen Prophezeyung worauff die alte
Egyptier jederzeit viel gehalten/ nicht
mehr zu heurahten entschlossen/ gedachte
er mit Gesind zu hausen; Demnach ihm
aber bißhero sonst an nichts gemanglet/
als an einem getreuen Kerl der seine
Haußhaltung klüglich führe/ als hat er
solche dem Joseyh vertraut/ und ihn über
alles sein Gesind gesetzt/ auch verordnet/
daß er benebens die Hierologlyphick
(welche man damahlen nicht jedem auff
die Naß bande/ weil alle Egyptische
Künste/ Wissenschafften und Geheim-

nussen

dern als ſeinen eigenen Sohn zu halten
befohlen; Um fruͤhe zuerfahren/ ob ſeine
Art mit der Phiſiognomi uͤberein ſtim-
me; Und ob ſeine Schenckel auch ſtarck
genug ſeyen/ ſo gute Sach zuertragen/
als er ihm anzuthun gedachte. Er/ der
Potiphar war damals ein fuͤnfftzig jaͤh-
riger Wittwer/ weil ihm ſein Gemahlin
an Niderkunfft ſeiner einzigen dieſer Zeit
nur anderhalb jaͤhrigen Tochter geſtor-
ben war; Und weil er wegen einer ſel-
tzamen Prophezeyung worauff die alte
Egyptier jederzeit viel gehalten/ nicht
mehr zu heurahten entſchloſſen/ gedachte
er mit Geſind zu hauſen; Demnach ihm
aber bißhero ſonſt an nichts gemanglet/
als an einem getreuen Kerl der ſeine
Haußhaltung kluͤglich fuͤhre/ als hat er
ſolche dem Joſeyh vertraut/ und ihn uͤber
alles ſein Geſind geſetzt/ auch verordnet/
daß er benebens die Hierologlyphick
(welche man damahlen nicht jedem auff
die Naß bande/ weil alle Egyptiſche
Kuͤnſte/ Wiſſenſchafften und Geheim-

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[63.[63]/0067] dern als ſeinen eigenen Sohn zu halten befohlen; Um fruͤhe zuerfahren/ ob ſeine Art mit der Phiſiognomi uͤberein ſtim- me; Und ob ſeine Schenckel auch ſtarck genug ſeyen/ ſo gute Sach zuertragen/ als er ihm anzuthun gedachte. Er/ der Potiphar war damals ein fuͤnfftzig jaͤh- riger Wittwer/ weil ihm ſein Gemahlin an Niderkunfft ſeiner einzigen dieſer Zeit nur anderhalb jaͤhrigen Tochter geſtor- ben war; Und weil er wegen einer ſel- tzamen Prophezeyung worauff die alte Egyptier jederzeit viel gehalten/ nicht mehr zu heurahten entſchloſſen/ gedachte er mit Geſind zu hauſen; Demnach ihm aber bißhero ſonſt an nichts gemanglet/ als an einem getreuen Kerl der ſeine Haußhaltung kluͤglich fuͤhre/ als hat er ſolche dem Joſeyh vertraut/ und ihn uͤber alles ſein Geſind geſetzt/ auch verordnet/ daß er benebens die Hierologlyphick (welche man damahlen nicht jedem auff die Naß bande/ weil alle Egyptiſche Kuͤnſte/ Wiſſenſchafften und Geheim- nuſſen

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Zitationshilfe: Samuel Greifnson vom Hirschfeld [i. e. Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von]: Exempel Der unveränderlichen Vorsehung Gottes. [Nürnberg], 1667, S. 63.[63]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grimmelshausen_vorsehung_1667/67>, abgerufen am 15.05.2024.