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Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835.

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Wellington.
freilich Wellington verwickelt wurde, die aber die große
Verehrung vor seinem Genie und Ruhm nicht verrin¬
gerten. Er wurde Feldmarschall fast aller Armeen des
Kontinents, und überall als der glänzendste Gast der
Residenzen empfangen.

Seinem Vaterlande gegenüber ist Wellington der
Erbe jener Grundsätze, welche Pitt, Castlereagh und
Liverpool hinterließen.

Wäre der Aristokratismus nicht etwas Angebornes,
so hätte schon die Dankbarkeit den Herzog verpflichten
müssen, die Rolle jener Staatsmänner fortzuführen.
Sie waren es, deren unermüdlicher Eifer gegen Frank¬
reich seinem Ruhme Vorschub leistete, die einer bald
schwächern, bald stärkern Opposition gegenüber das po¬
litische System vertheidigten, welches Englands Finan¬
zen zu Gunsten der ruhmgekrönten Persönlichkeit zer¬
rüttet hat.

Wellington ist noch insbesondere der Repräsentant
jenes militairischen Aristokratismus, der namentlich in
einem gewissen andern Lande nicht fremd ist, und wel¬
cher die Devise führt: "Was wollen jene Hallunken?
Ein Paar Kartätschenschüsse, und sie stieben auseinan¬
der!" Dis ist die Politik der Fähndriche, eine Mei¬
nung, die auf der Wachtstube Wunder verrichtet.

Wellington.
freilich Wellington verwickelt wurde, die aber die große
Verehrung vor ſeinem Genie und Ruhm nicht verrin¬
gerten. Er wurde Feldmarſchall faſt aller Armeen des
Kontinents, und uͤberall als der glaͤnzendſte Gaſt der
Reſidenzen empfangen.

Seinem Vaterlande gegenuͤber iſt Wellington der
Erbe jener Grundſaͤtze, welche Pitt, Caſtlereagh und
Liverpool hinterließen.

Waͤre der Ariſtokratismus nicht etwas Angebornes,
ſo haͤtte ſchon die Dankbarkeit den Herzog verpflichten
muͤſſen, die Rolle jener Staatsmaͤnner fortzufuͤhren.
Sie waren es, deren unermuͤdlicher Eifer gegen Frank¬
reich ſeinem Ruhme Vorſchub leiſtete, die einer bald
ſchwaͤchern, bald ſtaͤrkern Oppoſition gegenuͤber das po¬
litiſche Syſtem vertheidigten, welches Englands Finan¬
zen zu Gunſten der ruhmgekroͤnten Perſoͤnlichkeit zer¬
ruͤttet hat.

Wellington iſt noch insbeſondere der Repraͤſentant
jenes militairiſchen Ariſtokratismus, der namentlich in
einem gewiſſen andern Lande nicht fremd iſt, und wel¬
cher die Deviſe fuͤhrt: „Was wollen jene Hallunken?
Ein Paar Kartaͤtſchenſchuͤſſe, und ſie ſtieben auseinan¬
der!“ Dis iſt die Politik der Faͤhndriche, eine Mei¬
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[160/0178] Wellington. freilich Wellington verwickelt wurde, die aber die große Verehrung vor ſeinem Genie und Ruhm nicht verrin¬ gerten. Er wurde Feldmarſchall faſt aller Armeen des Kontinents, und uͤberall als der glaͤnzendſte Gaſt der Reſidenzen empfangen. Seinem Vaterlande gegenuͤber iſt Wellington der Erbe jener Grundſaͤtze, welche Pitt, Caſtlereagh und Liverpool hinterließen. Waͤre der Ariſtokratismus nicht etwas Angebornes, ſo haͤtte ſchon die Dankbarkeit den Herzog verpflichten muͤſſen, die Rolle jener Staatsmaͤnner fortzufuͤhren. Sie waren es, deren unermuͤdlicher Eifer gegen Frank¬ reich ſeinem Ruhme Vorſchub leiſtete, die einer bald ſchwaͤchern, bald ſtaͤrkern Oppoſition gegenuͤber das po¬ litiſche Syſtem vertheidigten, welches Englands Finan¬ zen zu Gunſten der ruhmgekroͤnten Perſoͤnlichkeit zer¬ ruͤttet hat. Wellington iſt noch insbeſondere der Repraͤſentant jenes militairiſchen Ariſtokratismus, der namentlich in einem gewiſſen andern Lande nicht fremd iſt, und wel¬ cher die Deviſe fuͤhrt: „Was wollen jene Hallunken? Ein Paar Kartaͤtſchenſchuͤſſe, und ſie ſtieben auseinan¬ der!“ Dis iſt die Politik der Faͤhndriche, eine Mei¬ nung, die auf der Wachtſtube Wunder verrichtet.

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Öffentliche Charaktere. Bd. 1. Hamburg, 1835, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_charaktere_1835/178>, abgerufen am 28.04.2024.