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[Gutzkow, Karl:] Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832.

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tert werden. Man zeige die Sache von ihrer moralischen Seite! und ich selbst mit der zarten Weiblichkeit meiner Empfindungen werfe mich an die Spitze, den Krieg unter der einstweiligen Form eines Journals eröffnend. Die Männer können es lesen, ja sie sollen es lesen, um die Reife unseres Geistes zu bewundern: aber ihre Ansprüche werden nicht berücksichtigt. Um auch die noch unreifere Classe, die mit schwacher Bildung gewöhnlich das meiste Geld verbindet, für uns zu gewinnen, sollen neben jener speculativen Frauenwissenschaft auch die Gegenstände der Haushaltung, die Fächer der Speisekammer nicht unberührt bleiben. An prägnanter Bezeichnung der Bestimmung möchte der Titel einer allgemeinen Literatur- und Küchenzeitung von und für Frauen seines Gleichen suchen. Wahrlich! ich werde mich meiner Haubenspitzen würdig beweisen. Ich fühle eine Unendlichkeit der glücklichsten Folgen schon mit prophetischer Ahnung. Wir werden stark sein, so lange wir einig bleiben. Wenn man fürchtet, eine jüngere Generation möchte die Triebe ihrer Natur nicht besiegen können, die Lüsternheit dürfte sie zu schmählichem Verrath an unserer heiligen Sache bewegen, so daß sie mit unsern Gegnern wieder in Gemeinschaft träte, so ist diese Furcht ungegründet. Die beste Art Verrath zu hintertreiben ist die, Leute, die Verräther

tert werden. Man zeige die Sache von ihrer moralischen Seite! und ich selbst mit der zarten Weiblichkeit meiner Empfindungen werfe mich an die Spitze, den Krieg unter der einstweiligen Form eines Journals eröffnend. Die Männer können es lesen, ja sie sollen es lesen, um die Reife unseres Geistes zu bewundern: aber ihre Ansprüche werden nicht berücksichtigt. Um auch die noch unreifere Classe, die mit schwacher Bildung gewöhnlich das meiste Geld verbindet, für uns zu gewinnen, sollen neben jener speculativen Frauenwissenschaft auch die Gegenstände der Haushaltung, die Fächer der Speisekammer nicht unberührt bleiben. An prägnanter Bezeichnung der Bestimmung möchte der Titel einer allgemeinen Literatur- und Küchenzeitung von und für Frauen seines Gleichen suchen. Wahrlich! ich werde mich meiner Haubenspitzen würdig beweisen. Ich fühle eine Unendlichkeit der glücklichsten Folgen schon mit prophetischer Ahnung. Wir werden stark sein, so lange wir einig bleiben. Wenn man fürchtet, eine jüngere Generation möchte die Triebe ihrer Natur nicht besiegen können, die Lüsternheit dürfte sie zu schmählichem Verrath an unserer heiligen Sache bewegen, so daß sie mit unsern Gegnern wieder in Gemeinschaft träte, so ist diese Furcht ungegründet. Die beste Art Verrath zu hintertreiben ist die, Leute, die Verräther

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[179/0192] tert werden. Man zeige die Sache von ihrer moralischen Seite! und ich selbst mit der zarten Weiblichkeit meiner Empfindungen werfe mich an die Spitze, den Krieg unter der einstweiligen Form eines Journals eröffnend. Die Männer können es lesen, ja sie sollen es lesen, um die Reife unseres Geistes zu bewundern: aber ihre Ansprüche werden nicht berücksichtigt. Um auch die noch unreifere Classe, die mit schwacher Bildung gewöhnlich das meiste Geld verbindet, für uns zu gewinnen, sollen neben jener speculativen Frauenwissenschaft auch die Gegenstände der Haushaltung, die Fächer der Speisekammer nicht unberührt bleiben. An prägnanter Bezeichnung der Bestimmung möchte der Titel einer allgemeinen Literatur- und Küchenzeitung von und für Frauen seines Gleichen suchen. Wahrlich! ich werde mich meiner Haubenspitzen würdig beweisen. Ich fühle eine Unendlichkeit der glücklichsten Folgen schon mit prophetischer Ahnung. Wir werden stark sein, so lange wir einig bleiben. Wenn man fürchtet, eine jüngere Generation möchte die Triebe ihrer Natur nicht besiegen können, die Lüsternheit dürfte sie zu schmählichem Verrath an unserer heiligen Sache bewegen, so daß sie mit unsern Gegnern wieder in Gemeinschaft träte, so ist diese Furcht ungegründet. Die beste Art Verrath zu hintertreiben ist die, Leute, die Verräther

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Zitationshilfe: [Gutzkow, Karl:] Briefe eines Narren an eine Närrin. Hamburg, 1832, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_narren_1832/192>, abgerufen am 27.04.2024.