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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

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werden sterben, aber sie werden Alle den Dolch in
ihre eigene Brust senken, und eine große Kette der
Freundschaft schließen, die Menschen! Sie wer¬
den sich fassen Alle an ihrer Hand, und mit der
Rechten den Stoß vollbringen und noch im Tode
sich mit ihren Küssen bedecken. Sie werden
sterben, weil sie reif sind, weil sie das Höchste
erreichten in Wissenschaft und Kunst, weil sie
Alle ineinandergerechnet der Gottheit gleich¬
kommen. Aber die Gottheit sitzt hinter einem
Vorhange und verbirgt nach wie vor ihr sprö¬
des Antlitz, und zögert zu kommen und sich zu
enthüllen. Was haben wir ihr gethan?


werden ſterben, aber ſie werden Alle den Dolch in
ihre eigene Bruſt ſenken, und eine große Kette der
Freundſchaft ſchließen, die Menſchen! Sie wer¬
den ſich faſſen Alle an ihrer Hand, und mit der
Rechten den Stoß vollbringen und noch im Tode
ſich mit ihren Küſſen bedecken. Sie werden
ſterben, weil ſie reif ſind, weil ſie das Höchſte
erreichten in Wiſſenſchaft und Kunſt, weil ſie
Alle ineinandergerechnet der Gottheit gleich¬
kommen. Aber die Gottheit ſitzt hinter einem
Vorhange und verbirgt nach wie vor ihr ſprö¬
des Antlitz, und zögert zu kommen und ſich zu
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[310/0319] werden ſterben, aber ſie werden Alle den Dolch in ihre eigene Bruſt ſenken, und eine große Kette der Freundſchaft ſchließen, die Menſchen! Sie wer¬ den ſich faſſen Alle an ihrer Hand, und mit der Rechten den Stoß vollbringen und noch im Tode ſich mit ihren Küſſen bedecken. Sie werden ſterben, weil ſie reif ſind, weil ſie das Höchſte erreichten in Wiſſenſchaft und Kunſt, weil ſie Alle ineinandergerechnet der Gottheit gleich¬ kommen. Aber die Gottheit ſitzt hinter einem Vorhange und verbirgt nach wie vor ihr ſprö¬ des Antlitz, und zögert zu kommen und ſich zu enthüllen. Was haben wir ihr gethan?

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/319>, abgerufen am 28.04.2024.