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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759.

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durch die Schlag-in die Blutadern.
lung des Wortes periodos etwas sterndeuterisches anzeige,
oder, ich weiß selbst nicht, auf was für Umläufe unsrer
Säfte ziele, welche mit denen grossen Laufbahnen dieser
Jrrsterne am Himmel übereinstimmen sollen.

Johann Matthias Gesner (l), ein Mitglied von
unserer königlichen Gesellschaft, hat nach seiner grossen
Gelehrsamkeit gezeiget, daß in einem andern obscuren
Buche (k) die tiefsinnige Lehrsäzze der Heraclitanischen
Secte verstekt liegen. Jn eben diesem Buche kömmt
das Wort periodos öfters vor, und es heist in einer andern
Stelle (m), daß im Körper ein Umlauf geschehe, und daß
derselbe sich da endige, wo er sich anfange. Bald her-
nach lieset man, daß bei Menschen und Thieren in einer-
lei peripheria alles ausgearbeitet werde (n). Anderswo
sagt der Autor, daß der Umlauf bei denenjenigen lang-
samer vor sich gehe, die einen Ueberfluß von wässrigen
Feuchtigkeiten haben (o). Desgleichen schreibt derselbe
an einem andern Orte, daß das Feuer dreifache Umlaufe
(periodous trissas) mache, die sich von aussen und innen
gegeneinander endigten, daß sich einige in den Hölen der
Säfte, kraft des Mondes, andre in der äussern Umklei-
dung, kraft der Sterne, und andre mitten zwischen beiden
nach innen und aussen endigten (p). Jn allen diesen
Stellen ist es schwer, den Sinn des Verfassers recht zu
entdekken, wie selbst Dacerius (q) gestehet; daß aber
darinnen der Umlauf des Schlag- und Blutaderblutes
beschrieben werde, behauptet man ohne allen zureichen-
den Grund.

Sol-
(l) [Spaltenumbruch] Streitschr. de divino Hip-
pocratis,
und in Commentariis
Soc. reg. Goetting. T. I. ad ann.

1751.
(k) L. I. [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen].
(m) N. XV. §. 27. 28. S. 193.
(n) N. XV. §. 51. 52. 53.
(o) N. XXXII.
(p) [Spaltenumbruch] N. XI. Diese drei Perioden
ziehet Dacerius hieher, am angef.
Ort. S. 107.
(q) Am angef. Ort. Er muth-
masset, in den verlohren gegange-
nen Werken, de venis & arteriis.
habe Hippocrates seine Gedan-
ken klärer auseinander gesezzet.

durch die Schlag-in die Blutadern.
lung des Wortes περιοδος etwas ſterndeuteriſches anzeige,
oder, ich weiß ſelbſt nicht, auf was fuͤr Umlaͤufe unſrer
Saͤfte ziele, welche mit denen groſſen Laufbahnen dieſer
Jrrſterne am Himmel uͤbereinſtimmen ſollen.

Johann Matthias Gesner (l), ein Mitglied von
unſerer koͤniglichen Geſellſchaft, hat nach ſeiner groſſen
Gelehrſamkeit gezeiget, daß in einem andern obſcuren
Buche (k) die tiefſinnige Lehrſaͤzze der Heraclitaniſchen
Secte verſtekt liegen. Jn eben dieſem Buche koͤmmt
das Wort περιοδος oͤfters vor, und es heiſt in einer andern
Stelle (m), daß im Koͤrper ein Umlauf geſchehe, und daß
derſelbe ſich da endige, wo er ſich anfange. Bald her-
nach lieſet man, daß bei Menſchen und Thieren in einer-
lei περιφερια alles ausgearbeitet werde (n). Anderswo
ſagt der Autor, daß der Umlauf bei denenjenigen lang-
ſamer vor ſich gehe, die einen Ueberfluß von waͤſſrigen
Feuchtigkeiten haben (o). Desgleichen ſchreibt derſelbe
an einem andern Orte, daß das Feuer dreifache Umlaufe
(περιοδους τρισσας) mache, die ſich von auſſen und innen
gegeneinander endigten, daß ſich einige in den Hoͤlen der
Saͤfte, kraft des Mondes, andre in der aͤuſſern Umklei-
dung, kraft der Sterne, und andre mitten zwiſchen beiden
nach innen und auſſen endigten (p). Jn allen dieſen
Stellen iſt es ſchwer, den Sinn des Verfaſſers recht zu
entdekken, wie ſelbſt Dacerius (q) geſtehet; daß aber
darinnen der Umlauf des Schlag- und Blutaderblutes
beſchrieben werde, behauptet man ohne allen zureichen-
den Grund.

Sol-
(l) [Spaltenumbruch] Streitſchr. de divino Hip-
pocratis,
und in Commentariis
Soc. reg. Goetting. T. I. ad ann.

1751.
(k) L. I. [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen].
(m) N. XV. §. 27. 28. S. 193.
(n) N. XV. §. 51. 52. 53.
(o) N. XXXII.
(p) [Spaltenumbruch] N. XI. Dieſe drei Perioden
ziehet Dacerius hieher, am angef.
Ort. S. 107.
(q) Am angef. Ort. Er muth-
maſſet, in den verlohren gegange-
nen Werken, de venis & arteriis.
habe Hippocrates ſeine Gedan-
ken klaͤrer auseinander geſezzet.
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[459/0515] durch die Schlag-in die Blutadern. lung des Wortes περιοδος etwas ſterndeuteriſches anzeige, oder, ich weiß ſelbſt nicht, auf was fuͤr Umlaͤufe unſrer Saͤfte ziele, welche mit denen groſſen Laufbahnen dieſer Jrrſterne am Himmel uͤbereinſtimmen ſollen. Johann Matthias Gesner (l), ein Mitglied von unſerer koͤniglichen Geſellſchaft, hat nach ſeiner groſſen Gelehrſamkeit gezeiget, daß in einem andern obſcuren Buche (k) die tiefſinnige Lehrſaͤzze der Heraclitaniſchen Secte verſtekt liegen. Jn eben dieſem Buche koͤmmt das Wort περιοδος oͤfters vor, und es heiſt in einer andern Stelle (m), daß im Koͤrper ein Umlauf geſchehe, und daß derſelbe ſich da endige, wo er ſich anfange. Bald her- nach lieſet man, daß bei Menſchen und Thieren in einer- lei περιφερια alles ausgearbeitet werde (n). Anderswo ſagt der Autor, daß der Umlauf bei denenjenigen lang- ſamer vor ſich gehe, die einen Ueberfluß von waͤſſrigen Feuchtigkeiten haben (o). Desgleichen ſchreibt derſelbe an einem andern Orte, daß das Feuer dreifache Umlaufe (περιοδους τρισσας) mache, die ſich von auſſen und innen gegeneinander endigten, daß ſich einige in den Hoͤlen der Saͤfte, kraft des Mondes, andre in der aͤuſſern Umklei- dung, kraft der Sterne, und andre mitten zwiſchen beiden nach innen und auſſen endigten (p). Jn allen dieſen Stellen iſt es ſchwer, den Sinn des Verfaſſers recht zu entdekken, wie ſelbſt Dacerius (q) geſtehet; daß aber darinnen der Umlauf des Schlag- und Blutaderblutes beſchrieben werde, behauptet man ohne allen zureichen- den Grund. Sol- (l) Streitſchr. de divino Hip- pocratis, und in Commentariis Soc. reg. Goetting. T. I. ad ann. 1751. (k) L. I. __. (m) N. XV. §. 27. 28. S. 193. (n) N. XV. §. 51. 52. 53. (o) N. XXXII. (p) N. XI. Dieſe drei Perioden ziehet Dacerius hieher, am angef. Ort. S. 107. (q) Am angef. Ort. Er muth- maſſet, in den verlohren gegange- nen Werken, de venis & arteriis. habe Hippocrates ſeine Gedan- ken klaͤrer auseinander geſezzet.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 1. Berlin, 1759, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende01_1759/515>, abgerufen am 09.06.2024.