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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Die Galle. XXIII. Buch.
von der Natur dieses Wesens so sehr ab, daß wir, blos
an diesem einzigen unter den menschlichen Säften, ja
nicht einmal in ihrem Oele, dessen salziges Element doch
sauer zu sein pflegt, eine Spur von Säure antreffen.
Dasjenige, welches in der schwarzen Galle (b*) mit der
Erde brauset, scheinet von den sauer gewordnen Spei-
sen herzurühren.

Sie ist auch nicht alkalisch, und diejenige berümte
Männer, welche in der Galle eine grosse Menge flüchti-
ges Salz (c) angeben, weichen gar sehr von den Erfa-
rungen ab. Denn da dieses häufig aus dem Blute, dem
Urin, und andern Theilen des menschlichen Körpers of-
fenbar aufliegt, und aus dem Blute keine geringe Men-
ge (d) zum Vorschein kömmt, so wird entweder aus der
Galle gar keins, oder doch so viel, als nichts erhalten (e).

Ob nun gleich von der Galle ein flüchtiger Geist auf-
getrieben wird, worinnen sich ein flüchtiges Salz mit dem
Oele vermengt, so wird die Galle doch von dem Blute
noch übertroffen; denn es stekken in der Galle, den be-
sten Versuchen gemäs, zehn änliche Theile, deren zwölf
änliche Theile aus dem Blute gezogen werden (g).

Dahingegen hat die Galle mehr Oel, und davon fin-
den sich, nach eben diesen Versuchen sieben Theile, da
es doch im Blute kaum vier Theile übersteigt; da doch
die Gaubische Verhältnisse (h), unter denjenigen mit
(b)
(f)

begrif-
[Spaltenumbruch] milchig werde. VIEUSSENS Phil.
trans. n.
241. doch dieser Versuch
beweiset keine Säure. Der färben-
de Theil sei mit dem Oele sauer,
saget. FLOYER.
(b*) GALEN method. medend.
L. XIV.
(c) SYLV. diss. II. c. IX. n. 30.
p. 592. Collect. Chem. Leid.
[Spaltenumbruch] BONNTEKOE I. p.
17. enthält
blos ein Alkali. COLBATCH do-
ctrine of acids asserted. p.
443.
(d) bis oder 21/2 unsers
Steins, den wir uns hier bedient
haben. L. V. p. 105. 106.
(e) p. 574
(g) Ibid. VISSCHER.
(h) VISSCHER I. c.
(b) DEMOC. CRIST. p. 52.
den Geist nennet SPIELMANNUS
spir. medius.
(f) VISSCHER p. n. 60. Conf.
L. V. p.
103.

Die Galle. XXIII. Buch.
von der Natur dieſes Weſens ſo ſehr ab, daß wir, blos
an dieſem einzigen unter den menſchlichen Saͤften, ja
nicht einmal in ihrem Oele, deſſen ſalziges Element doch
ſauer zu ſein pflegt, eine Spur von Saͤure antreffen.
Dasjenige, welches in der ſchwarzen Galle (b*) mit der
Erde brauſet, ſcheinet von den ſauer gewordnen Spei-
ſen herzuruͤhren.

Sie iſt auch nicht alkaliſch, und diejenige beruͤmte
Maͤnner, welche in der Galle eine groſſe Menge fluͤchti-
ges Salz (c) angeben, weichen gar ſehr von den Erfa-
rungen ab. Denn da dieſes haͤufig aus dem Blute, dem
Urin, und andern Theilen des menſchlichen Koͤrpers of-
fenbar aufliegt, und aus dem Blute keine geringe Men-
ge (d) zum Vorſchein koͤmmt, ſo wird entweder aus der
Galle gar keins, oder doch ſo viel, als nichts erhalten (e).

Ob nun gleich von der Galle ein fluͤchtiger Geiſt auf-
getrieben wird, worinnen ſich ein fluͤchtiges Salz mit dem
Oele vermengt, ſo wird die Galle doch von dem Blute
noch uͤbertroffen; denn es ſtekken in der Galle, den be-
ſten Verſuchen gemaͤs, zehn aͤnliche Theile, deren zwoͤlf
aͤnliche Theile aus dem Blute gezogen werden (g).

Dahingegen hat die Galle mehr Oel, und davon fin-
den ſich, nach eben dieſen Verſuchen ſieben Theile, da
es doch im Blute kaum vier Theile uͤberſteigt; da doch
die Gaubiſche Verhaͤltniſſe (h), unter denjenigen mit
(b)
(f)

begrif-
[Spaltenumbruch] milchig werde. VIEUSSENS Phil.
tranſ. n.
241. doch dieſer Verſuch
beweiſet keine Saͤure. Der faͤrben-
de Theil ſei mit dem Oele ſauer,
ſaget. FLOYER.
(b*) GALEN method. medend.
L. XIV.
(c) SYLV. diſſ. II. c. IX. n. 30.
p. 592. Collect. Chem. Leid.
[Spaltenumbruch] BONNTEKOE I. p.
17. enthaͤlt
blos ein Alkali. COLBATCH do-
ctrine of acids aſſerted. p.
443.
(d) bis oder 2½ unſers
Steins, den wir uns hier bedient
haben. L. V. p. 105. 106.
(e) p. 574
(g) Ibid. VISSCHER.
(h) VISSCHER I. c.
(b) DEMOC. CRIST. p. 52.
den Geiſt nennet SPIELMANNUS
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L. V. p.
103.
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[848/0868] Die Galle. XXIII. Buch. von der Natur dieſes Weſens ſo ſehr ab, daß wir, blos an dieſem einzigen unter den menſchlichen Saͤften, ja nicht einmal in ihrem Oele, deſſen ſalziges Element doch ſauer zu ſein pflegt, eine Spur von Saͤure antreffen. Dasjenige, welches in der ſchwarzen Galle (b*) mit der Erde brauſet, ſcheinet von den ſauer gewordnen Spei- ſen herzuruͤhren. Sie iſt auch nicht alkaliſch, und diejenige beruͤmte Maͤnner, welche in der Galle eine groſſe Menge fluͤchti- ges Salz (c) angeben, weichen gar ſehr von den Erfa- rungen ab. Denn da dieſes haͤufig aus dem Blute, dem Urin, und andern Theilen des menſchlichen Koͤrpers of- fenbar aufliegt, und aus dem Blute keine geringe Men- ge (d) zum Vorſchein koͤmmt, ſo wird entweder aus der Galle gar keins, oder doch ſo viel, als nichts erhalten (e). Ob nun gleich von der Galle ein fluͤchtiger Geiſt auf- getrieben wird, worinnen ſich ein fluͤchtiges Salz mit dem Oele vermengt, ſo wird die Galle doch von dem Blute noch uͤbertroffen; denn es ſtekken in der Galle, den be- ſten Verſuchen gemaͤs, zehn aͤnliche Theile, deren zwoͤlf aͤnliche Theile aus dem Blute gezogen werden (g). Dahingegen hat die Galle mehr Oel, und davon fin- den ſich, nach eben dieſen Verſuchen ſieben Theile, da es doch im Blute kaum vier Theile uͤberſteigt; da doch die Gaubiſche Verhaͤltniſſe (h), unter denjenigen mit begrif- (a) (b) (f) (b*) GALEN method. medend. L. XIV. (c) SYLV. diſſ. II. c. IX. n. 30. p. 592. Collect. Chem. Leid. BONNTEKOE I. p. 17. enthaͤlt blos ein Alkali. COLBATCH do- ctrine of acids aſſerted. p. 443. (d) bis [FORMEL] oder 2½ unſers Steins, den wir uns hier bedient haben. L. V. p. 105. 106. (e) p. 574 (g) Ibid. VISSCHER. (h) VISSCHER I. c. (a) milchig werde. VIEUSSENS Phil. tranſ. n. 241. doch dieſer Verſuch beweiſet keine Saͤure. Der faͤrben- de Theil ſei mit dem Oele ſauer, ſaget. FLOYER. (b) DEMOC. CRIST. p. 52. den Geiſt nennet SPIELMANNUS ſpir. medius. (f) VISSCHER p. n. 60. Conf. L. V. p. 103.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 848. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/868>, abgerufen am 06.05.2024.