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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Romans II. Buch.
einem zinnern Napp. Henning Feigenwartz vergönnet dem
Bräutigam in der Kirchen mit auf seine Stelle zu kommen/ so
lang er lebet/ und solches an statt einer Hochzeit-Gab von zwey
Reichsthlr. Heyn Laßdunckel/ Metzger beym Rathhauß/ bor-
get dem Brautigam 172. Pfund Rind-Fleisch zur Hochzeit auf
Jahr und Tag/ bleibet also Geschenck-frey. Otto Freßmaul
schencket den angehenden Eheleuten ein altes Span-Bette/ und
einen halben Gulden an Geld/ hoffet/ sie werden können zufrie-
den seyn. Lorentz Ungerath verehret den neuen Eheleuten eine
grosse Schüssel voll Honigseims/ und 2. Malter gedorrete Ho-
tzeln oder Birn. Jsack Wassersoff verehret dem Bräutigam
eine Stahl-neue eyserne Küchen-Pfanne und einen Schaum-
Löffel/ samt 15. guten Groschen. Dieterich Oberbein gibt den
Hoch zeitern einen neuen Meel. Kasten/ darein 6. Malter gehen/
samt einen Orts-Thaler an Silber-Geld. Meynret Kizelrock
schencket ihnen 2. Maußfallen/ eine auf den Korn-Boden/ die
andere in die Speise-Kammer/ und darzu einen Scheffel Wäi-
tzen-Meel/ wie auch 6. Pfund Schweitzer-Käse/ von der besten
Art. Barthel Troll der Jüngere/ bestellter Schul Rector deß
Fleckens Stachelfeld/ ist/ als ein geistlicher Bedienter/ Geschenck-
frey/ und bedinget sich/ wegen seines Hochzeit-Carminis, eine
Schüssel mit gelber Brüh auf Morgen.

Hiermit endigte sich das Verzeichnüß der Ge-
schencken/ und Troll tratt wieder zu den Gästen an
die Tafel/ da man die andere Tracht auftrug/ darun-
ter war eine grosse Schüssel voll Hirsebrey/ weil nun
der Burgermeister wol wuste/ daß der Pastor ein sehr
grosser Liebhaber darvon/ langte er in die Schüssel/
und fand den Brey sehr heiß/ gedachte sich demnach
an dem Pastorn wegen deß Pfeffergusses zu rächen/
derowegen sagte er: Herr/ es ist immer schade/ daß
sie den schönen Brey haben lassen kalt werden. Der
Pastor schüttete demnach einen guten Löffel voll gantz
gierig in den Halß/ verbrandte aber das Maul so
jämmerlich/ daß er den Brey wieder herauß/ und auf
den Teller sprützete/ machte dem Burgermeister ein
sauer Gesichte/ und sprach: Er ist euch den Teufel zu

kalt/

Romans II. Buch.
einem zinnern Napp. Henning Feigenwartz vergoͤnnet dem
Braͤutigam in der Kirchen mit auf ſeine Stelle zu kommen/ ſo
lang er lebet/ und ſolches an ſtatt einer Hochzeit-Gab von zwey
Reichsthlr. Heyn Laßdunckel/ Metzger beym Rathhauß/ bor-
get dem Bråutigam 172. Pfund Rind-Fleiſch zur Hochzeit auf
Jahr und Tag/ bleibet alſo Geſchenck-frey. Otto Freßmaul
ſchencket den angehenden Eheleuten ein altes Span-Bette/ und
einen halben Gulden an Geld/ hoffet/ ſie werden koͤnnen zufrie-
den ſeyn. Lorentz Ungerath verehret den neuen Eheleuten eine
groſſe Schuͤſſel voll Honigſeims/ und 2. Malter gedorrete Ho-
tzeln oder Birn. Jſack Waſſerſoff verehret dem Braͤutigam
eine Stahl-neue eyſerne Kuͤchen-Pfanne und einen Schaum-
Loͤffel/ ſamt 15. guten Groſchen. Dieterich Oberbein gibt den
Hoch zeitern einen neuen Meel. Kaſten/ darein 6. Malter gehen/
ſamt einen Orts-Thaler an Silber-Geld. Meynret Kizelrock
ſchencket ihnen 2. Maußfallen/ eine auf den Korn-Boden/ die
andere in die Speiſe-Kammer/ und darzu einen Scheffel Waͤi-
tzen-Meel/ wie auch 6. Pfund Schweitzer-Kaͤſe/ von der beſten
Art. Barthel Troll der Juͤngere/ beſtellter Schul Rector deß
Fleckens Stachelfeld/ iſt/ als ein geiſtlicher Bedienter/ Geſchenck-
frey/ und bedinget ſich/ wegen ſeines Hochzeit-Carminis, eine
Schuͤſſel mit gelber Bruͤh auf Morgen.

Hiermit endigte ſich das Verzeichnuͤß der Ge-
ſchencken/ und Troll tratt wieder zu den Gaͤſten an
die Tafel/ da man die andere Tracht auftrug/ darun-
ter war eine groſſe Schuͤſſel voll Hirſebrey/ weil nun
der Burgermeiſter wol wuſte/ daß der Paſtor ein ſehr
groſſer Liebhaber darvon/ langte er in die Schuͤſſel/
und fand den Brey ſehr heiß/ gedachte ſich demnach
an dem Paſtorn wegen deß Pfefferguſſes zu raͤchen/
derowegen ſagte er: Herꝛ/ es iſt immer ſchade/ daß
ſie den ſchoͤnen Brey haben laſſen kalt werden. Der
Paſtor ſchuͤttete demnach einen guten Loͤffel voll gantz
gierig in den Halß/ verbrandte aber das Maul ſo
jaͤmmerlich/ daß er den Brey wieder herauß/ und auf
den Teller ſpruͤtzete/ machte dem Burgermeiſter ein
ſauer Geſichte/ und ſprach: Er iſt euch den Teufel zu

kalt/
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[795/0815] Romans II. Buch. einem zinnern Napp. Henning Feigenwartz vergoͤnnet dem Braͤutigam in der Kirchen mit auf ſeine Stelle zu kommen/ ſo lang er lebet/ und ſolches an ſtatt einer Hochzeit-Gab von zwey Reichsthlr. Heyn Laßdunckel/ Metzger beym Rathhauß/ bor- get dem Bråutigam 172. Pfund Rind-Fleiſch zur Hochzeit auf Jahr und Tag/ bleibet alſo Geſchenck-frey. Otto Freßmaul ſchencket den angehenden Eheleuten ein altes Span-Bette/ und einen halben Gulden an Geld/ hoffet/ ſie werden koͤnnen zufrie- den ſeyn. Lorentz Ungerath verehret den neuen Eheleuten eine groſſe Schuͤſſel voll Honigſeims/ und 2. Malter gedorrete Ho- tzeln oder Birn. Jſack Waſſerſoff verehret dem Braͤutigam eine Stahl-neue eyſerne Kuͤchen-Pfanne und einen Schaum- Loͤffel/ ſamt 15. guten Groſchen. Dieterich Oberbein gibt den Hoch zeitern einen neuen Meel. Kaſten/ darein 6. Malter gehen/ ſamt einen Orts-Thaler an Silber-Geld. Meynret Kizelrock ſchencket ihnen 2. Maußfallen/ eine auf den Korn-Boden/ die andere in die Speiſe-Kammer/ und darzu einen Scheffel Waͤi- tzen-Meel/ wie auch 6. Pfund Schweitzer-Kaͤſe/ von der beſten Art. Barthel Troll der Juͤngere/ beſtellter Schul Rector deß Fleckens Stachelfeld/ iſt/ als ein geiſtlicher Bedienter/ Geſchenck- frey/ und bedinget ſich/ wegen ſeines Hochzeit-Carminis, eine Schuͤſſel mit gelber Bruͤh auf Morgen. Hiermit endigte ſich das Verzeichnuͤß der Ge- ſchencken/ und Troll tratt wieder zu den Gaͤſten an die Tafel/ da man die andere Tracht auftrug/ darun- ter war eine groſſe Schuͤſſel voll Hirſebrey/ weil nun der Burgermeiſter wol wuſte/ daß der Paſtor ein ſehr groſſer Liebhaber darvon/ langte er in die Schuͤſſel/ und fand den Brey ſehr heiß/ gedachte ſich demnach an dem Paſtorn wegen deß Pfefferguſſes zu raͤchen/ derowegen ſagte er: Herꝛ/ es iſt immer ſchade/ daß ſie den ſchoͤnen Brey haben laſſen kalt werden. Der Paſtor ſchuͤttete demnach einen guten Loͤffel voll gantz gierig in den Halß/ verbrandte aber das Maul ſo jaͤmmerlich/ daß er den Brey wieder herauß/ und auf den Teller ſpruͤtzete/ machte dem Burgermeiſter ein ſauer Geſichte/ und ſprach: Er iſt euch den Teufel zu kalt/

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 795. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/815>, abgerufen am 15.05.2024.