Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.

Bild:
<< vorherige Seite

den Leibern gefunden? Wie stehets um die neuen Nägel an den Füssen und Händen? Dis ist vollend die Sache, zu deren Auflösung ein gutes Vorspan gehöret. Allein wir erinnern uns, daß die in der Seuche gestorbene Menschen in solchen Umständen der Kranckheit gestanden, dadurch die Othemholung beklemmet, die Ausdünstung verschlossen und die Schweisgänge verriegelt worden. Bey so bestalten Sachen ist das Bluht in stasi geblieben, und in der Erde durch die gemählige Wärme nach und nach wiederum flüßiger worden, jedoch mit einer extravasation, dergleichen bey starcken stasibus sich anfindet. Durch die allmählige Erwärmung des in Beklemmung gestandenen Bluhts, insonderheit aus dem Eintritt der lymphae in die Häute, und in die darinn zerstreueten Wurtzeln, sind Haare gewachsen, wie an dem Peckel-Fleische von Schweinen etwa geschiehet: und auf gleiche Weise sind neue Nagel hervorgeschoben, so aber ohne Zweifel sehr zart gewesen. Bey der Todes-Wandelung sind freylich die alten Nagel abständig, und abgelöset, worden. Es giebt Würckungen des Leibes, wozu die Seele nichts beyträgt, sonst würden die unbärtigten Männer durch den Befehl ihrer Seele ihnen bald einen ansehnlichen Bart zeugen. Man müste auch sonst einen Unterscheid unter den Mohren-Seelen, und unter den Lappen- und Finnen-Seelen machen, wegen der verschiedenen Leibes-Beschaffenheiten. Wie würde man so dann von dem einem Adam alle Menschen ableiten können? Daß eine kleine Menge Bluhts durch den vermehrten

den Leibern gefunden? Wie stehets um die neuen Nägel an den Füssen und Händen? Dis ist vollend die Sache, zu deren Auflösung ein gutes Vorspan gehöret. Allein wir erinnern uns, daß die in der Seuche gestorbene Menschen in solchen Umständen der Kranckheit gestanden, dadurch die Othemholung beklemmet, die Ausdünstung verschlossen und die Schweisgänge verriegelt worden. Bey so bestalten Sachen ist das Bluht in stasi geblieben, und in der Erde durch die gemählige Wärme nach und nach wiederum flüßiger worden, jedoch mit einer extravasation, dergleichen bey starcken stasibus sich anfindet. Durch die allmählige Erwärmung des in Beklemmung gestandenen Bluhts, insonderheit aus dem Eintritt der lymphae in die Häute, und in die darinn zerstreueten Wurtzeln, sind Haare gewachsen, wie an dem Peckel-Fleische von Schweinen etwa geschiehet: und auf gleiche Weise sind neue Nagel hervorgeschoben, so aber ohne Zweifel sehr zart gewesen. Bey der Todes-Wandelung sind freylich die alten Nagel abständig, und abgelöset, worden. Es giebt Würckungen des Leibes, wozu die Seele nichts beyträgt, sonst würden die unbärtigten Männer durch den Befehl ihrer Seele ihnen bald einen ansehnlichen Bart zeugen. Man müste auch sonst einen Unterscheid unter den Mohren-Seelen, und unter den Lappen- und Finnen-Seelen machen, wegen der verschiedenen Leibes-Beschaffenheiten. Wie würde man so dann von dem einem Adam alle Menschen ableiten können? Daß eine kleine Menge Bluhts durch den vermehrten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0113" n="115"/>
den Leibern gefunden? Wie stehets um die neuen Nägel an den Füssen und Händen? Dis ist vollend die Sache, zu deren Auflösung ein gutes Vorspan gehöret. Allein wir erinnern uns, daß die in der Seuche gestorbene Menschen in solchen Umständen der Kranckheit gestanden, dadurch die Othemholung beklemmet, die Ausdünstung verschlossen und die Schweisgänge verriegelt worden. Bey so bestalten Sachen ist das Bluht <hi rendition="#aq">in stasi</hi> geblieben, und in der Erde durch die gemählige Wärme nach und nach wiederum flüßiger worden, jedoch mit einer <hi rendition="#aq">extravasation</hi>, dergleichen bey starcken <hi rendition="#aq">stasibus</hi> sich anfindet. Durch die allmählige Erwärmung des in Beklemmung gestandenen Bluhts, insonderheit aus dem Eintritt der <hi rendition="#aq">lymphae</hi> in die Häute, und in die darinn zerstreueten Wurtzeln, sind Haare gewachsen, wie an dem Peckel-Fleische von Schweinen etwa geschiehet: und auf gleiche Weise sind neue Nagel hervorgeschoben, so aber ohne Zweifel sehr zart gewesen. Bey der Todes-Wandelung sind freylich die alten Nagel abständig, und abgelöset, worden. Es giebt Würckungen des Leibes, wozu die Seele nichts beyträgt, sonst würden die unbärtigten Männer durch den Befehl ihrer Seele ihnen bald einen ansehnlichen Bart zeugen. Man müste auch sonst einen Unterscheid unter den Mohren-Seelen, und unter den Lappen- und Finnen-Seelen machen, wegen der verschiedenen Leibes-Beschaffenheiten. Wie würde man so dann von dem einem Adam alle Menschen ableiten können? Daß eine kleine Menge Bluhts durch den vermehrten
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0113] den Leibern gefunden? Wie stehets um die neuen Nägel an den Füssen und Händen? Dis ist vollend die Sache, zu deren Auflösung ein gutes Vorspan gehöret. Allein wir erinnern uns, daß die in der Seuche gestorbene Menschen in solchen Umständen der Kranckheit gestanden, dadurch die Othemholung beklemmet, die Ausdünstung verschlossen und die Schweisgänge verriegelt worden. Bey so bestalten Sachen ist das Bluht in stasi geblieben, und in der Erde durch die gemählige Wärme nach und nach wiederum flüßiger worden, jedoch mit einer extravasation, dergleichen bey starcken stasibus sich anfindet. Durch die allmählige Erwärmung des in Beklemmung gestandenen Bluhts, insonderheit aus dem Eintritt der lymphae in die Häute, und in die darinn zerstreueten Wurtzeln, sind Haare gewachsen, wie an dem Peckel-Fleische von Schweinen etwa geschiehet: und auf gleiche Weise sind neue Nagel hervorgeschoben, so aber ohne Zweifel sehr zart gewesen. Bey der Todes-Wandelung sind freylich die alten Nagel abständig, und abgelöset, worden. Es giebt Würckungen des Leibes, wozu die Seele nichts beyträgt, sonst würden die unbärtigten Männer durch den Befehl ihrer Seele ihnen bald einen ansehnlichen Bart zeugen. Man müste auch sonst einen Unterscheid unter den Mohren-Seelen, und unter den Lappen- und Finnen-Seelen machen, wegen der verschiedenen Leibes-Beschaffenheiten. Wie würde man so dann von dem einem Adam alle Menschen ableiten können? Daß eine kleine Menge Bluhts durch den vermehrten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-31T14:52:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-31T14:52:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-31T14:52:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • ſz, ſ sowie ſſ werden durch ß, s bzw. ss transkribiert.
  • Ligaturen wie z.B. Æ und Œ, werden zu zwei getrennten Zeichen transkribiert, im Beispiel also zu Ae und Oe.
  • Die Buchstaben mit dem kleinen e darüber werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Die Transkription folgt dem Original.
  • Trennungsstriche (=) werden als - wiedergegeben.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/113
Zitationshilfe: Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/113>, abgerufen am 27.04.2024.