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[Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803.

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Der Aetti seit:

Du gute Burst, 's cha frili sy, was meinsch?
'schunnt alles iung und neu, und alles schlicht
im Alter zu, und alles nimmt en End,
und nüt stoht still. Hörsch nit, wie 's
Wasser ruuscht,
und siehsch am Himmel obe Stern an Stern?
Me meint, vo alle rühr si kein, und doch
ruckt alles witers, alles chunnt und goht.
Je, 's isch nit anderst, lueg mi a, wie
d' witt.
De bisch no iung; uärsch, i bi au so gsi,
iezt würds mer anderst, 's Alter, 's Alter
chunnt,
und woni gang, go Gresgen oder Wies,
in Feld und Wald, go Basel oder heim,
's isch einerley, i gang im Chilchhof zu, --
briegg, alder nit! -- und biß de bisch wien
ich,
e gstandene Ma, se bini nümme do,
und d' Schof und Geiße weide uf mi'm Grab.
12 *

Der Aetti ſeit:

Du gute Burſt, ’s cha frili ſy, was meinſch?
’schunnt alles iung und neu, und alles ſchlicht
im Alter zu, und alles nimmt en End,
und nuͤt ſtoht ſtill. Hoͤrſch nit, wie ’s
Waſſer ruuſcht,
und ſiehſch am Himmel obe Stern an Stern?
Me meint, vo alle ruͤhr ſi kein, und doch
ruckt alles witers, alles chunnt und goht.
Je, ’s iſch nit anderſt, lueg mi a, wie
d’ witt.
De biſch no iung; uaͤrſch, i bi au ſo gſi,
iezt wuͤrds mer anderſt, ’s Alter, ’s Alter
chunnt,
und woni gang, go Gresgen oder Wies,
in Feld und Wald, go Baſel oder heim,
’s iſch einerley, i gang im Chilchhof zu, —
briegg, alder nit! — und biß de biſch wien
ich,
e gſtandene Ma, ſe bini nuͤmme do,
und d’ Schof und Geiße weide uf mi’m Grab.
12 *
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[179/0201] Der Aetti ſeit: Du gute Burſt, ’s cha frili ſy, was meinſch? ’schunnt alles iung und neu, und alles ſchlicht im Alter zu, und alles nimmt en End, und nuͤt ſtoht ſtill. Hoͤrſch nit, wie ’s Waſſer ruuſcht, und ſiehſch am Himmel obe Stern an Stern? Me meint, vo alle ruͤhr ſi kein, und doch ruckt alles witers, alles chunnt und goht. Je, ’s iſch nit anderſt, lueg mi a, wie d’ witt. De biſch no iung; uaͤrſch, i bi au ſo gſi, iezt wuͤrds mer anderſt, ’s Alter, ’s Alter chunnt, und woni gang, go Gresgen oder Wies, in Feld und Wald, go Baſel oder heim, ’s iſch einerley, i gang im Chilchhof zu, — briegg, alder nit! — und biß de biſch wien ich, e gſtandene Ma, ſe bini nuͤmme do, und d’ Schof und Geiße weide uf mi’m Grab. 12 *

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Zitationshilfe: [Hebel, Johann Peter]: Allemannische Gedichte. Karlsruhe, 1803, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hebel_gedichte_1803/201>, abgerufen am 26.04.2024.