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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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tausend privilegirter Ritter; sie werden uns den¬
noch nicht davon überzeugen können, so lange sie
uns, wie Voltaire sagt, nicht nachweisen, daß
jene mit Sätteln auf dem Rücken und diese mit
Sporen an den Füßen zur Welt gekommen sind.

Jede Zeit hat ihre Aufgabe und durch die
Lösung derselben rückt die Menschheit weiter.
Die frühere Ungleichheit, durch das Feudalsystem
in Europa gestiftet, war vielleicht nothwendig,
oder nothwendige Bedingung zu den Fortschritten
der Civilisation; jetzt aber hemmt sie diese, em¬
pört sie die civilisirten Herzen. Die Franzosen, das
Volk der Gesellschaft, hat diese Ungleichheit, die
mit dem Prinzip der Gesellschaft am unleidlichsten
collidirt, nothwendigerweise am tiefsten erbittert,
sie haben die Gleichheit zu erzwingen gesucht, in¬
dem sie die Häupter derjenigen, die durchaus
hervorragen wollten, gelinde abschnitten, und die
Revoluzion ward ein Signal für den Befrey¬
ungskrieg der Menschheit.

tauſend privilegirter Ritter; ſie werden uns den¬
noch nicht davon uͤberzeugen koͤnnen, ſo lange ſie
uns, wie Voltaire ſagt, nicht nachweiſen, daß
jene mit Saͤtteln auf dem Ruͤcken und dieſe mit
Sporen an den Fuͤßen zur Welt gekommen ſind.

Jede Zeit hat ihre Aufgabe und durch die
Loͤſung derſelben ruͤckt die Menſchheit weiter.
Die fruͤhere Ungleichheit, durch das Feudalſyſtem
in Europa geſtiftet, war vielleicht nothwendig,
oder nothwendige Bedingung zu den Fortſchritten
der Civiliſation; jetzt aber hemmt ſie dieſe, em¬
poͤrt ſie die civiliſirten Herzen. Die Franzoſen, das
Volk der Geſellſchaft, hat dieſe Ungleichheit, die
mit dem Prinzip der Geſellſchaft am unleidlichſten
collidirt, nothwendigerweiſe am tiefſten erbittert,
ſie haben die Gleichheit zu erzwingen geſucht, in¬
dem ſie die Haͤupter derjenigen, die durchaus
hervorragen wollten, gelinde abſchnitten, und die
Revoluzion ward ein Signal fuͤr den Befrey¬
ungskrieg der Menſchheit.

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[181/0189] tauſend privilegirter Ritter; ſie werden uns den¬ noch nicht davon uͤberzeugen koͤnnen, ſo lange ſie uns, wie Voltaire ſagt, nicht nachweiſen, daß jene mit Saͤtteln auf dem Ruͤcken und dieſe mit Sporen an den Fuͤßen zur Welt gekommen ſind. Jede Zeit hat ihre Aufgabe und durch die Loͤſung derſelben ruͤckt die Menſchheit weiter. Die fruͤhere Ungleichheit, durch das Feudalſyſtem in Europa geſtiftet, war vielleicht nothwendig, oder nothwendige Bedingung zu den Fortſchritten der Civiliſation; jetzt aber hemmt ſie dieſe, em¬ poͤrt ſie die civiliſirten Herzen. Die Franzoſen, das Volk der Geſellſchaft, hat dieſe Ungleichheit, die mit dem Prinzip der Geſellſchaft am unleidlichſten collidirt, nothwendigerweiſe am tiefſten erbittert, ſie haben die Gleichheit zu erzwingen geſucht, in¬ dem ſie die Haͤupter derjenigen, die durchaus hervorragen wollten, gelinde abſchnitten, und die Revoluzion ward ein Signal fuͤr den Befrey¬ ungskrieg der Menſchheit.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/189>, abgerufen am 28.04.2024.