[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.Es geht mir hart an, daß ich in diese Sphä- Ardinghello. Pisa, Schönheit, selbst jung und wohlgebildet,
und klug und kühn, obgleich unter ihrem Stand und ohne Vermögen. Sie glaubte, er selbst habe Antheil an der Bank, und gab seiner Leidenschaft unter Versprechung der Ehe Gehör; schlich sich oft des Nachts zu ihm, und kehrte vor Anbruch des Morgens wieder zurück. Einst da sie auch die Thür von ihrem Hause angelehnt hatte, kam, wie damals in Venedig gewöhnlich, früh der Becker an die Fenster, um den Mägden zu sagen, daß der Backofen für den Brod- teig geheitzt wäre; und zog die Tühr zu, in der Meinung, es sey gestern Nachts vernachläßigt worden. Bianca war mit ihrem Geliebten einge- schlummert, und Beyde hatten sich verschla- fen, Es geht mir hart an, daß ich in dieſe Sphaͤ- Ardinghello. Piſa, Schoͤnheit, ſelbſt jung und wohlgebildet,
und klug und kuͤhn, obgleich unter ihrem Stand und ohne Vermoͤgen. Sie glaubte, er ſelbſt habe Antheil an der Bank, und gab ſeiner Leidenſchaft unter Verſprechung der Ehe Gehoͤr; ſchlich ſich oft des Nachts zu ihm, und kehrte vor Anbruch des Morgens wieder zuruͤck. Einſt da ſie auch die Thuͤr von ihrem Hauſe angelehnt hatte, kam, wie damals in Venedig gewoͤhnlich, fruͤh der Becker an die Fenſter, um den Maͤgden zu ſagen, daß der Backofen fuͤr den Brod- teig geheitzt waͤre; und zog die Tuͤhr zu, in der Meinung, es ſey geſtern Nachts vernachlaͤßigt worden. Bianca war mit ihrem Geliebten einge- ſchlummert, und Beyde hatten ſich verſchla- fen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0284" n="278"/> <p>Es geht mir hart an, daß ich in dieſe Sphaͤ-<lb/> re hinein ſoll; wenn ich hinein komme: ſo erlieg<lb/> ich vielleicht unter den Truͤmmern.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Ardinghello.</hi> </hi> </p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Piſa,</fw><lb/> <note prev="#note-0283" xml:id="note-0284" next="#note-0285" place="foot" n="*)">Schoͤnheit, ſelbſt jung und wohlgebildet,<lb/> und klug und kuͤhn, obgleich unter ihrem<lb/> Stand und ohne Vermoͤgen. Sie glaubte,<lb/> er ſelbſt habe Antheil an der Bank, und<lb/> gab ſeiner Leidenſchaft unter Verſprechung<lb/> der Ehe Gehoͤr; ſchlich ſich oft des Nachts<lb/> zu ihm, und kehrte vor Anbruch des Morgens<lb/> wieder zuruͤck. Einſt da ſie auch die Thuͤr<lb/> von ihrem Hauſe angelehnt hatte, kam, wie<lb/> damals in Venedig gewoͤhnlich, fruͤh der<lb/> Becker an die Fenſter, um den Maͤgden zu<lb/> ſagen, daß der Backofen fuͤr den Brod-<lb/> teig geheitzt waͤre; und zog die Tuͤhr zu,<lb/> in der Meinung, es ſey geſtern Nachts<lb/> vernachlaͤßigt worden.<lb/> Bianca war mit ihrem Geliebten einge-<lb/> ſchlummert, und Beyde hatten ſich verſchla-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fen,</fw></note><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [278/0284]
Es geht mir hart an, daß ich in dieſe Sphaͤ-
re hinein ſoll; wenn ich hinein komme: ſo erlieg
ich vielleicht unter den Truͤmmern.
Ardinghello.
Piſa,
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*) Schoͤnheit, ſelbſt jung und wohlgebildet,
und klug und kuͤhn, obgleich unter ihrem
Stand und ohne Vermoͤgen. Sie glaubte,
er ſelbſt habe Antheil an der Bank, und
gab ſeiner Leidenſchaft unter Verſprechung
der Ehe Gehoͤr; ſchlich ſich oft des Nachts
zu ihm, und kehrte vor Anbruch des Morgens
wieder zuruͤck. Einſt da ſie auch die Thuͤr
von ihrem Hauſe angelehnt hatte, kam, wie
damals in Venedig gewoͤhnlich, fruͤh der
Becker an die Fenſter, um den Maͤgden zu
ſagen, daß der Backofen fuͤr den Brod-
teig geheitzt waͤre; und zog die Tuͤhr zu,
in der Meinung, es ſey geſtern Nachts
vernachlaͤßigt worden.
Bianca war mit ihrem Geliebten einge-
ſchlummert, und Beyde hatten ſich verſchla-
fen,
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Zitationshilfe: | [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/284>, abgerufen am 16.06.2024. |