Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

higen auch in Einer Schule der Sprache und Tradition erzo-
gen werden und übernahm selbst diese Erziehung durch eine
Folge von Generationen aus Einem Ursprung.

III.
Der Gang der Cultur und Geschichte giebt histo-
rische Beweise, daß das Menschengeschlecht
in Asien entstanden sei.


Alle Völker Europens, woher sind sie? Aus Asien. Von
den meisten wissen wirs gewiß: wir kennen den Ursprung der
Lappen, der Finnen, der Germanier und Gothen, der Gallier,
Slaven, Celten, Cimbern u. f. Theils aus ihren Sprachen
oder Sprachresten, theils aus Nachrichten ihrer alten Sitze
können wir sie ziemlich weit ans schwarze Meer oder in die
Tatarei verfolgen, wo zum Theil noch ihre Sprachreste leben.
Von der Abkunft anderer Völker wissen wir weniger, weil wir
die älteste Geschichte derselben weniger kennen: denn blos die
Unkunde voriger Zeiten macht Avtochthonen. Ein seltnes
Verdienst um die Menschheit wäre es, wenn der Sprachge-
lehrteste Geschichtforscher der alten und neuen Völker, Bütt-
ner
, uns die Schätze seiner zusammenhaltenden Belesenheit

aufthäte

higen auch in Einer Schule der Sprache und Tradition erzo-
gen werden und uͤbernahm ſelbſt dieſe Erziehung durch eine
Folge von Generationen aus Einem Urſprung.

III.
Der Gang der Cultur und Geſchichte giebt hiſto-
riſche Beweiſe, daß das Menſchengeſchlecht
in Aſien entſtanden ſei.


Alle Voͤlker Europens, woher ſind ſie? Aus Aſien. Von
den meiſten wiſſen wirs gewiß: wir kennen den Urſprung der
Lappen, der Finnen, der Germanier und Gothen, der Gallier,
Slaven, Celten, Cimbern u. f. Theils aus ihren Sprachen
oder Sprachreſten, theils aus Nachrichten ihrer alten Sitze
koͤnnen wir ſie ziemlich weit ans ſchwarze Meer oder in die
Tatarei verfolgen, wo zum Theil noch ihre Sprachreſte leben.
Von der Abkunft anderer Voͤlker wiſſen wir weniger, weil wir
die aͤlteſte Geſchichte derſelben weniger kennen: denn blos die
Unkunde voriger Zeiten macht Avtochthonen. Ein ſeltnes
Verdienſt um die Menſchheit waͤre es, wenn der Sprachge-
lehrteſte Geſchichtforſcher der alten und neuen Voͤlker, Buͤtt-
ner
, uns die Schaͤtze ſeiner zuſammenhaltenden Beleſenheit

aufthaͤte
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0306" n="294"/>
higen auch in Einer Schule der Sprache und Tradition erzo-<lb/>
gen werden und u&#x0364;bernahm &#x017F;elb&#x017F;t die&#x017F;e Erziehung durch eine<lb/>
Folge von Generationen aus Einem Ur&#x017F;prung.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">III.</hi><lb/>
Der Gang der Cultur und Ge&#x017F;chichte giebt hi&#x017F;to-<lb/>
ri&#x017F;che Bewei&#x017F;e, daß das Men&#x017F;chenge&#x017F;chlecht<lb/>
in A&#x017F;ien ent&#x017F;tanden &#x017F;ei.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>lle Vo&#x0364;lker Europens, woher &#x017F;ind &#x017F;ie? Aus A&#x017F;ien. Von<lb/>
den mei&#x017F;ten wi&#x017F;&#x017F;en wirs gewiß: wir kennen den Ur&#x017F;prung der<lb/>
Lappen, der Finnen, der Germanier und Gothen, der Gallier,<lb/>
Slaven, Celten, Cimbern u. f. Theils aus ihren Sprachen<lb/>
oder Sprachre&#x017F;ten, theils aus Nachrichten ihrer alten Sitze<lb/>
ko&#x0364;nnen wir &#x017F;ie ziemlich weit ans &#x017F;chwarze Meer oder in die<lb/>
Tatarei verfolgen, wo zum Theil noch ihre Sprachre&#x017F;te leben.<lb/>
Von der Abkunft anderer Vo&#x0364;lker wi&#x017F;&#x017F;en wir weniger, weil wir<lb/>
die a&#x0364;lte&#x017F;te Ge&#x017F;chichte der&#x017F;elben weniger kennen: denn blos die<lb/>
Unkunde voriger Zeiten macht Avtochthonen. Ein &#x017F;eltnes<lb/>
Verdien&#x017F;t um die Men&#x017F;chheit wa&#x0364;re es, wenn der Sprachge-<lb/>
lehrte&#x017F;te Ge&#x017F;chichtfor&#x017F;cher der alten und neuen Vo&#x0364;lker, <hi rendition="#fr">Bu&#x0364;tt-<lb/>
ner</hi>, uns die Scha&#x0364;tze &#x017F;einer zu&#x017F;ammenhaltenden Bele&#x017F;enheit<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auftha&#x0364;te</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0306] higen auch in Einer Schule der Sprache und Tradition erzo- gen werden und uͤbernahm ſelbſt dieſe Erziehung durch eine Folge von Generationen aus Einem Urſprung. III. Der Gang der Cultur und Geſchichte giebt hiſto- riſche Beweiſe, daß das Menſchengeſchlecht in Aſien entſtanden ſei. Alle Voͤlker Europens, woher ſind ſie? Aus Aſien. Von den meiſten wiſſen wirs gewiß: wir kennen den Urſprung der Lappen, der Finnen, der Germanier und Gothen, der Gallier, Slaven, Celten, Cimbern u. f. Theils aus ihren Sprachen oder Sprachreſten, theils aus Nachrichten ihrer alten Sitze koͤnnen wir ſie ziemlich weit ans ſchwarze Meer oder in die Tatarei verfolgen, wo zum Theil noch ihre Sprachreſte leben. Von der Abkunft anderer Voͤlker wiſſen wir weniger, weil wir die aͤlteſte Geſchichte derſelben weniger kennen: denn blos die Unkunde voriger Zeiten macht Avtochthonen. Ein ſeltnes Verdienſt um die Menſchheit waͤre es, wenn der Sprachge- lehrteſte Geſchichtforſcher der alten und neuen Voͤlker, Buͤtt- ner, uns die Schaͤtze ſeiner zuſammenhaltenden Beleſenheit aufthaͤte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/306
Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/306>, abgerufen am 15.05.2024.