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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

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Von gestern ist mein Brief und Siegel,
Mein Pergament;
Ich weiß, daß außer meinem Spiegel
Mich Niemand kennt.
Ihr laßt die Dämmrung gelten,
Bevor der helle Morgen tagt --
Wohlan -- wer will mich schelten?
Ich hab's gewagt!
Ja, gibt der greise Knecht die Zölle
Dem Laster frei,
Dann sei der Jugend Glut die Hölle
Der Tyrannei.
Schaut her, die Ihr am Alten
Euch Euer Leben müde tragt,
Werft Euer Haubt in Falten:
Ich hab's gewagt!
Von geſtern iſt mein Brief und Siegel,
Mein Pergament;
Ich weiß, daß außer meinem Spiegel
Mich Niemand kennt.
Ihr laßt die Dämmrung gelten,
Bevor der helle Morgen tagt —
Wohlan — wer will mich ſchelten?
Ich hab's gewagt!
Ja, gibt der greiſe Knecht die Zölle
Dem Laſter frei,
Dann ſei der Jugend Glut die Hölle
Der Tyrannei.
Schaut her, die Ihr am Alten
Euch Euer Leben müde tragt,
Werft Euer Haubt in Falten:
Ich hab's gewagt!
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[110/0116] Von geſtern iſt mein Brief und Siegel, Mein Pergament; Ich weiß, daß außer meinem Spiegel Mich Niemand kennt. Ihr laßt die Dämmrung gelten, Bevor der helle Morgen tagt — Wohlan — wer will mich ſchelten? Ich hab's gewagt! Ja, gibt der greiſe Knecht die Zölle Dem Laſter frei, Dann ſei der Jugend Glut die Hölle Der Tyrannei. Schaut her, die Ihr am Alten Euch Euer Leben müde tragt, Werft Euer Haubt in Falten: Ich hab's gewagt!

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/116>, abgerufen am 29.04.2024.