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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

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Ich sah in manch gepriesnem Tempel
Die Unnatur,
Auf manch erlauchter Stirn den Stempel
Des Kain nur;
Und ich ward ungeduldig,
Daß Alles zagt und Niemand klagt,
Ich donnerte ein: "Schuldig!"
Ich hab's gewagt!
Ich sah viel feige Riesen strecken
Zu Boden sich,
Manch übermütig Zwerglein recken
Sich fürchterlich;
Ich lacht' und sprach: O Zwerge,
Ob ihr auch aus dem Kothe ragt,
Ihr seid drum keine Berge!
Ich hab's gewagt!
Ich ſah in manch gepriesnem Tempel
Die Unnatur,
Auf manch erlauchter Stirn den Stempel
Des Kain nur;
Und ich ward ungeduldig,
Daß Alles zagt und Niemand klagt,
Ich donnerte ein: „Schuldig!“
Ich hab's gewagt!
Ich ſah viel feige Rieſen ſtrecken
Zu Boden ſich,
Manch übermütig Zwerglein recken
Sich fürchterlich;
Ich lacht' und ſprach: O Zwerge,
Ob ihr auch aus dem Kothe ragt,
Ihr ſeid drum keine Berge!
Ich hab's gewagt!
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[111/0117] Ich ſah in manch gepriesnem Tempel Die Unnatur, Auf manch erlauchter Stirn den Stempel Des Kain nur; Und ich ward ungeduldig, Daß Alles zagt und Niemand klagt, Ich donnerte ein: „Schuldig!“ Ich hab's gewagt! Ich ſah viel feige Rieſen ſtrecken Zu Boden ſich, Manch übermütig Zwerglein recken Sich fürchterlich; Ich lacht' und ſprach: O Zwerge, Ob ihr auch aus dem Kothe ragt, Ihr ſeid drum keine Berge! Ich hab's gewagt!

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/117>, abgerufen am 13.05.2024.