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[Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841.

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Die Welt will, daß man sie betrüge
Durch ein erheuchelt fromm Gefühl,
Mit Anstand einen Frieden lüge,
Wenn's in der Brust uns dumpf und schwül;
Du hörest, seltenste der Frauen,
Den kecken Schwärmer ohne Groll,
Du weißt, man muß ihn selber bauen,
Den Himmel, dran man glauben soll. --
Gleichwie am stillen Abend schmettert
Durch heitre Luft Trompetenklang,
Gleichwie 's um Rosenbüsche wettert
Ein blühendes Gestad entlang,
Gleichwie zum Sturme ruft die Glocke,
Indeß noch Beter am Altar,
Wie neben eines Kindes Locke
Ein graues, ernstes Greisenhaar, -- --
Die Welt will, daß man ſie betrüge
Durch ein erheuchelt fromm Gefühl,
Mit Anſtand einen Frieden lüge,
Wenn's in der Bruſt uns dumpf und ſchwül;
Du höreſt, ſeltenſte der Frauen,
Den kecken Schwärmer ohne Groll,
Du weißt, man muß ihn ſelber bauen,
Den Himmel, dran man glauben ſoll. —
Gleichwie am ſtillen Abend ſchmettert
Durch heitre Luft Trompetenklang,
Gleichwie 's um Roſenbüſche wettert
Ein blühendes Geſtad entlang,
Gleichwie zum Sturme ruft die Glocke,
Indeß noch Beter am Altar,
Wie neben eines Kindes Locke
Ein graues, ernſtes Greiſenhaar, — —
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[14/0020] Die Welt will, daß man ſie betrüge Durch ein erheuchelt fromm Gefühl, Mit Anſtand einen Frieden lüge, Wenn's in der Bruſt uns dumpf und ſchwül; Du höreſt, ſeltenſte der Frauen, Den kecken Schwärmer ohne Groll, Du weißt, man muß ihn ſelber bauen, Den Himmel, dran man glauben ſoll. — Gleichwie am ſtillen Abend ſchmettert Durch heitre Luft Trompetenklang, Gleichwie 's um Roſenbüſche wettert Ein blühendes Geſtad entlang, Gleichwie zum Sturme ruft die Glocke, Indeß noch Beter am Altar, Wie neben eines Kindes Locke Ein graues, ernſtes Greiſenhaar, — —

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Zitationshilfe: [Herwegh, Georg]: Gedichte eines Lebendigen. Bd. 1. Zürich u. a., 1841, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herwegh_gedichte01_1841/20>, abgerufen am 28.04.2024.