ken, daß mit der Reiterey bey meinen Feld- zügen es nur sehr schlecht bestelt gewesen. Dies ist ein unverlöschlicher Beweis, daß ich zu keinem Roman wo beständig ein merck- würdiges Pferd nöthig ist wohl aber zur Geschichte wo man mehr zu Fuße ist, (wie's am Tage und an mir erfült wird) Stof ab- geben könne. Vor Talente war mein Bu- cephalus nicht gekauft; mein Vater konnt auch nicht sagen, da ich ihn zum ersten mal unter meine Füße gebracht, daß sein Pasto- rat zu klein für mich wäre: indessen hatte ich das Unglück dieses Pferd wiewol Alters wegen während dem Kriege zu verlieren. Es starb nicht den rühmlichen den schönen Tod fürs Vaterland: indessen heißt der Ort wo es mit andern seines gleichen welche aber nicht den großen Namen Bucephalus gefüh- ret begraben ist Bucephala bis auf den heu- tigen Tag. Das ist alles was ich mich un- terstehe in einer wahren Geschichte von einem Pferde zu erzählen.
Der Gordianische Knoten war für mich ein wahrer Knoten, denn außerdem, daß ich zuweilen meiner Mutter, wegen meiner klei- nen Hände beym Stricken wenn Etwas ver- knüpft war, kindliche Dienste geleistet, war
mir
ken, daß mit der Reiterey bey meinen Feld- zuͤgen es nur ſehr ſchlecht beſtelt geweſen. Dies iſt ein unverloͤſchlicher Beweis, daß ich zu keinem Roman wo beſtaͤndig ein merck- wuͤrdiges Pferd noͤthig iſt wohl aber zur Geſchichte wo man mehr zu Fuße iſt, (wie’s am Tage und an mir erfuͤlt wird) Stof ab- geben koͤnne. Vor Talente war mein Bu- cephalus nicht gekauft; mein Vater konnt auch nicht ſagen, da ich ihn zum erſten mal unter meine Fuͤße gebracht, daß ſein Paſto- rat zu klein fuͤr mich waͤre: indeſſen hatte ich das Ungluͤck dieſes Pferd wiewol Alters wegen waͤhrend dem Kriege zu verlieren. Es ſtarb nicht den ruͤhmlichen den ſchoͤnen Tod fuͤrs Vaterland: indeſſen heißt der Ort wo es mit andern ſeines gleichen welche aber nicht den großen Namen Bucephalus gefuͤh- ret begraben iſt Bucephala bis auf den heu- tigen Tag. Das iſt alles was ich mich un- terſtehe in einer wahren Geſchichte von einem Pferde zu erzaͤhlen.
Der Gordianiſche Knoten war fuͤr mich ein wahrer Knoten, denn außerdem, daß ich zuweilen meiner Mutter, wegen meiner klei- nen Haͤnde beym Stricken wenn Etwas ver- knuͤpft war, kindliche Dienſte geleiſtet, war
mir
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ken, daß mit der Reiterey bey meinen Feld-
zuͤgen es nur ſehr ſchlecht beſtelt geweſen.
Dies iſt ein unverloͤſchlicher Beweis, daß ich
zu keinem Roman wo beſtaͤndig ein merck-
wuͤrdiges Pferd noͤthig iſt wohl aber zur
Geſchichte wo man mehr zu Fuße iſt, (wie’s
am Tage und an mir erfuͤlt wird) Stof ab-
geben koͤnne. Vor Talente war mein Bu-
cephalus nicht gekauft; mein Vater konnt
auch nicht ſagen, da ich ihn zum erſten mal
unter meine Fuͤße gebracht, daß ſein Paſto-
rat zu klein fuͤr mich waͤre: indeſſen hatte
ich das Ungluͤck dieſes Pferd wiewol Alters
wegen waͤhrend dem Kriege zu verlieren. Es
ſtarb nicht den ruͤhmlichen den ſchoͤnen Tod
fuͤrs Vaterland: indeſſen heißt der Ort wo
es mit andern ſeines gleichen welche aber
nicht den großen Namen Bucephalus gefuͤh-
ret begraben iſt Bucephala bis auf den heu-
tigen Tag. Das iſt alles was ich mich un-
terſtehe in einer wahren Geſchichte von einem
Pferde zu erzaͤhlen.
Der Gordianiſche Knoten war fuͤr mich
ein wahrer Knoten, denn außerdem, daß ich
zuweilen meiner Mutter, wegen meiner klei-
nen Haͤnde beym Stricken wenn Etwas ver-
knuͤpft war, kindliche Dienſte geleiſtet, war
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/106>, abgerufen am 11.05.2024.
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