zu dancken. Sobald Alexanderbleiben wolte was sein Vater war hatt' er unrecht; wolt' er aber die Grenzen seines Reichs erweitern und nicht Bürstenbinder bleiben setzte meine Mutter hinzu hatt' er recht. Da liegt der Grund von dem Lehn der Erziehung. Der Vater der aus seinem Sohn mehr machen will als er selbst ist muß freilich einen andern Weg einschlagen: Indessen solte dieser andre Weg keinem Vater verstattet seyn, der nicht Alexanders zu Kindern und Aristoteles zu Leh- rern aufweisen könnte. In diesem Fall müßte aller Beispiele vom Gegentheil uner- achtet, die Jugend, die Gnadenzeit, der Morgen, nicht versäumet werden.
Der Staat braucht viel Hände, aber wenig Köpfe. Ein politischer Kannengießer ist ein schlechter Kannengießer und ein schlech- ter Bürgermeister; die Kenntnisse des ge- meinen Mannes müssen bey der Hand bleiben und nicht bis zum Kopf kommen. Wer dem Menschen das Dencken nehmen will setzt ihn herab. Dencken kannst du, du kannst dencken, das Grüblen das weiter Hinausdenken als vier und zwanzig Stunden, zwölf in die Länge und zwölf in die Breite, ist dem Menschen schädlich und Tint und Feder Papier und
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zu dancken. Sobald Alexanderbleiben wolte was ſein Vater war hatt’ er unrecht; wolt’ er aber die Grenzen ſeines Reichs erweitern und nicht Buͤrſtenbinder bleiben ſetzte meine Mutter hinzu hatt’ er recht. Da liegt der Grund von dem Lehn der Erziehung. Der Vater der aus ſeinem Sohn mehr machen will als er ſelbſt iſt muß freilich einen andern Weg einſchlagen: Indeſſen ſolte dieſer andre Weg keinem Vater verſtattet ſeyn, der nicht Alexanders zu Kindern und Ariſtoteles zu Leh- rern aufweiſen koͤnnte. In dieſem Fall muͤßte aller Beiſpiele vom Gegentheil uner- achtet, die Jugend, die Gnadenzeit, der Morgen, nicht verſaͤumet werden.
Der Staat braucht viel Haͤnde, aber wenig Koͤpfe. Ein politiſcher Kannengießer iſt ein ſchlechter Kannengießer und ein ſchlech- ter Buͤrgermeiſter; die Kenntniſſe des ge- meinen Mannes muͤſſen bey der Hand bleiben und nicht bis zum Kopf kommen. Wer dem Menſchen das Dencken nehmen will ſetzt ihn herab. Dencken kannſt du, du kannſt dencken, das Gruͤblen das weiter Hinausdenken als vier und zwanzig Stunden, zwoͤlf in die Laͤnge und zwoͤlf in die Breite, iſt dem Menſchen ſchaͤdlich und Tint und Feder Papier und
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zu dancken. Sobald Alexanderbleiben wolte
was ſein Vater war hatt’ er unrecht; wolt’
er aber die Grenzen ſeines Reichs erweitern
und nicht Buͤrſtenbinder bleiben ſetzte meine
Mutter hinzu hatt’ er recht. Da liegt der
Grund von dem Lehn der Erziehung. Der
Vater der aus ſeinem Sohn mehr machen
will als er ſelbſt iſt muß freilich einen andern
Weg einſchlagen: Indeſſen ſolte dieſer andre
Weg keinem Vater verſtattet ſeyn, der nicht
Alexanders zu Kindern und Ariſtoteles zu Leh-
rern aufweiſen koͤnnte. In dieſem Fall
muͤßte aller Beiſpiele vom Gegentheil uner-
achtet, die Jugend, die Gnadenzeit, der
Morgen, nicht verſaͤumet werden.
Der Staat braucht viel Haͤnde, aber
wenig Koͤpfe. Ein politiſcher Kannengießer
iſt ein ſchlechter Kannengießer und ein ſchlech-
ter Buͤrgermeiſter; die Kenntniſſe des ge-
meinen Mannes muͤſſen bey der Hand bleiben
und nicht bis zum Kopf kommen. Wer dem
Menſchen das Dencken nehmen will ſetzt ihn
herab. Dencken kannſt du, du kannſt dencken,
das Gruͤblen das weiter Hinausdenken als
vier und zwanzig Stunden, zwoͤlf in die Laͤnge
und zwoͤlf in die Breite, iſt dem Menſchen
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/199>, abgerufen am 12.05.2024.
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