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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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rief Mine und glaubte, sie sey verrathen und
verkauft. Nach vielen unerträglichen Sie
werden doch nicht erfuhr
die Unglückliche
erst, daß ihr Bruder in den lezten Zügen wäre.
Noch ehe Benjamin sich legte, hatt' er in
diesem Hause von seiner Schwester geredet;
allein blos vorläufig. Ist es möglich, fieng
Mine an! Es ist erschrecklich zu lesen, was
Mine hiebey ausgestanden. -- -- Sie zit-
terte zu ihm hin, ohn' an die Gefahr zu den-
ken, der sie sich blos gab, und da sie an sein
Bette trat, und seine Hand nahm -- schlug
er mit Heftigkeit auf sie zu! -- Was Ge-
walt! Dene -- wie! Gewalt! Bluthund!
ich werde dir Gewalt lehren! Gegen Minen
Gewalt, du Aftermutter! Er sprang aus
dem Bett, und da er sich weder im Guten
noch im Bösen beruhigen ließ, so mußt' er
gebunden werden -- und Mine davon Au-
genzeuge seyn! --

"Der Meister, der mich ohne Beden-
"ken bey meinem Namen nannte, und sich
"einbildete, daß ich, blos weil ich von Ben-
"jamins Krankheit gehöret hätte, da wäre,
"erzählte mir, daß Benjamin gleich Freytags,
"als er zurück gekommen, über Kopfweh ge-
"klaget. -- In der Nacht hätt' er eine grau-

"same

rief Mine und glaubte, ſie ſey verrathen und
verkauft. Nach vielen unertraͤglichen Sie
werden doch nicht erfuhr
die Ungluͤckliche
erſt, daß ihr Bruder in den lezten Zuͤgen waͤre.
Noch ehe Benjamin ſich legte, hatt’ er in
dieſem Hauſe von ſeiner Schweſter geredet;
allein blos vorlaͤufig. Iſt es moͤglich, fieng
Mine an! Es iſt erſchrecklich zu leſen, was
Mine hiebey ausgeſtanden. — — Sie zit-
terte zu ihm hin, ohn’ an die Gefahr zu den-
ken, der ſie ſich blos gab, und da ſie an ſein
Bette trat, und ſeine Hand nahm — ſchlug
er mit Heftigkeit auf ſie zu! — Was Ge-
walt! Dene — wie! Gewalt! Bluthund!
ich werde dir Gewalt lehren! Gegen Minen
Gewalt, du Aftermutter! Er ſprang aus
dem Bett, und da er ſich weder im Guten
noch im Boͤſen beruhigen ließ, ſo mußt’ er
gebunden werden — und Mine davon Au-
genzeuge ſeyn! —

„Der Meiſter, der mich ohne Beden-
„ken bey meinem Namen nannte, und ſich
„einbildete, daß ich, blos weil ich von Ben-
„jamins Krankheit gehoͤret haͤtte, da waͤre,
„erzaͤhlte mir, daß Benjamin gleich Freytags,
„als er zuruͤck gekommen, uͤber Kopfweh ge-
„klaget. — In der Nacht haͤtt’ er eine grau-

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[383/0391] rief Mine und glaubte, ſie ſey verrathen und verkauft. Nach vielen unertraͤglichen Sie werden doch nicht erfuhr die Ungluͤckliche erſt, daß ihr Bruder in den lezten Zuͤgen waͤre. Noch ehe Benjamin ſich legte, hatt’ er in dieſem Hauſe von ſeiner Schweſter geredet; allein blos vorlaͤufig. Iſt es moͤglich, fieng Mine an! Es iſt erſchrecklich zu leſen, was Mine hiebey ausgeſtanden. — — Sie zit- terte zu ihm hin, ohn’ an die Gefahr zu den- ken, der ſie ſich blos gab, und da ſie an ſein Bette trat, und ſeine Hand nahm — ſchlug er mit Heftigkeit auf ſie zu! — Was Ge- walt! Dene — wie! Gewalt! Bluthund! ich werde dir Gewalt lehren! Gegen Minen Gewalt, du Aftermutter! Er ſprang aus dem Bett, und da er ſich weder im Guten noch im Boͤſen beruhigen ließ, ſo mußt’ er gebunden werden — und Mine davon Au- genzeuge ſeyn! — „Der Meiſter, der mich ohne Beden- „ken bey meinem Namen nannte, und ſich „einbildete, daß ich, blos weil ich von Ben- „jamins Krankheit gehoͤret haͤtte, da waͤre, „erzaͤhlte mir, daß Benjamin gleich Freytags, „als er zuruͤck gekommen, uͤber Kopfweh ge- „klaget. — In der Nacht haͤtt’ er eine grau- „ſame

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/391>, abgerufen am 29.04.2024.