Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

-- und oft auch das nicht einmal -- Alles, was so zu sagen Nase und Ohren hatte. Indessen ging das Alles noch gut, so lange unsere zwar derben, aber doch gutmüthigen Leute allein dabei beschäftigt waren, und mit Ausnahme einer gelegentlichen Balgerei, wobei es kaum mehr als schmerzende Köpfe und Rücken gab, hatten die Officianten wenig mehr zu dulden, als Worte und Geberden. Allein das änderte sich, als zur Zeit meiner Geburt etwa, vom steigenden Rufe unseres Orts gelockt, auch Kaufleute und Händler aus fremden Ländern sich bei uns ansiedelten und mit ihnen fremde Schiffer herzogen, die den Schmuggel von auswärts kannten und ihn auch hier bald in ihre Hände nahmen. Der ungeheure Gewinn zog mehr und mehr Leute herbei, wackere Schiffer, aber wilde Gesellen, die den Teufel nach einem Menschenleben fragten. Und ein solcher war Jan van der Kerken, wegen seiner schwarzen Haare und seiner dunkeln Gesichtsfarbe gemeiniglich der schwarze Holländer genannt.

Zuerst kam er mit einer Ladung verbotener Waaren, die er ans Land schaffte; dann blieb er, baute ein Haus, legte einen Lugger auf den Stapel und figurirte in den Büchern der Behörde als Führer eines Leichters, in der That als der erste und beste Schmuggler des Orts. Es ging bei ihm wie bei den andern Fremden, nur daß sich der Mann einen größern Ruf machte, als irgend Einer, und den Zollbeamten einen teufelmäßigen Haß, aber auch nicht weniger Furcht einflößte.

— und oft auch das nicht einmal — Alles, was so zu sagen Nase und Ohren hatte. Indessen ging das Alles noch gut, so lange unsere zwar derben, aber doch gutmüthigen Leute allein dabei beschäftigt waren, und mit Ausnahme einer gelegentlichen Balgerei, wobei es kaum mehr als schmerzende Köpfe und Rücken gab, hatten die Officianten wenig mehr zu dulden, als Worte und Geberden. Allein das änderte sich, als zur Zeit meiner Geburt etwa, vom steigenden Rufe unseres Orts gelockt, auch Kaufleute und Händler aus fremden Ländern sich bei uns ansiedelten und mit ihnen fremde Schiffer herzogen, die den Schmuggel von auswärts kannten und ihn auch hier bald in ihre Hände nahmen. Der ungeheure Gewinn zog mehr und mehr Leute herbei, wackere Schiffer, aber wilde Gesellen, die den Teufel nach einem Menschenleben fragten. Und ein solcher war Jan van der Kerken, wegen seiner schwarzen Haare und seiner dunkeln Gesichtsfarbe gemeiniglich der schwarze Holländer genannt.

Zuerst kam er mit einer Ladung verbotener Waaren, die er ans Land schaffte; dann blieb er, baute ein Haus, legte einen Lugger auf den Stapel und figurirte in den Büchern der Behörde als Führer eines Leichters, in der That als der erste und beste Schmuggler des Orts. Es ging bei ihm wie bei den andern Fremden, nur daß sich der Mann einen größern Ruf machte, als irgend Einer, und den Zollbeamten einen teufelmäßigen Haß, aber auch nicht weniger Furcht einflößte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0013"/>
&#x2014; und oft auch                     das nicht einmal &#x2014; Alles, was so zu sagen Nase und Ohren hatte. Indessen ging                     das Alles noch gut, so lange unsere zwar derben, aber doch gutmüthigen Leute                     allein dabei beschäftigt waren, und mit Ausnahme einer gelegentlichen Balgerei,                     wobei es kaum mehr als schmerzende Köpfe und Rücken gab, hatten die Officianten                     wenig mehr zu dulden, als Worte und Geberden. Allein das änderte sich, als zur                     Zeit meiner Geburt etwa, vom steigenden Rufe unseres Orts gelockt, auch                     Kaufleute und Händler aus fremden Ländern sich bei uns ansiedelten und mit ihnen                     fremde Schiffer herzogen, die den Schmuggel von auswärts kannten und ihn auch                     hier bald in ihre Hände nahmen. Der ungeheure Gewinn zog mehr und mehr Leute                     herbei, wackere Schiffer, aber wilde Gesellen, die den Teufel nach einem                     Menschenleben fragten. Und ein solcher war Jan van der Kerken, wegen seiner                     schwarzen Haare und seiner dunkeln Gesichtsfarbe gemeiniglich der schwarze                     Holländer genannt.</p><lb/>
        <p>Zuerst kam er mit einer Ladung verbotener Waaren, die er ans Land schaffte; dann                     blieb er, baute ein Haus, legte einen Lugger auf den Stapel und figurirte in den                     Büchern der Behörde als Führer eines Leichters, in der That als der erste und                     beste Schmuggler des Orts. Es ging bei ihm wie bei den andern Fremden, nur daß                     sich der Mann einen größern Ruf machte, als irgend Einer, und den Zollbeamten                     einen teufelmäßigen Haß, aber auch nicht weniger Furcht einflößte.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0013] — und oft auch das nicht einmal — Alles, was so zu sagen Nase und Ohren hatte. Indessen ging das Alles noch gut, so lange unsere zwar derben, aber doch gutmüthigen Leute allein dabei beschäftigt waren, und mit Ausnahme einer gelegentlichen Balgerei, wobei es kaum mehr als schmerzende Köpfe und Rücken gab, hatten die Officianten wenig mehr zu dulden, als Worte und Geberden. Allein das änderte sich, als zur Zeit meiner Geburt etwa, vom steigenden Rufe unseres Orts gelockt, auch Kaufleute und Händler aus fremden Ländern sich bei uns ansiedelten und mit ihnen fremde Schiffer herzogen, die den Schmuggel von auswärts kannten und ihn auch hier bald in ihre Hände nahmen. Der ungeheure Gewinn zog mehr und mehr Leute herbei, wackere Schiffer, aber wilde Gesellen, die den Teufel nach einem Menschenleben fragten. Und ein solcher war Jan van der Kerken, wegen seiner schwarzen Haare und seiner dunkeln Gesichtsfarbe gemeiniglich der schwarze Holländer genannt. Zuerst kam er mit einer Ladung verbotener Waaren, die er ans Land schaffte; dann blieb er, baute ein Haus, legte einen Lugger auf den Stapel und figurirte in den Büchern der Behörde als Führer eines Leichters, in der That als der erste und beste Schmuggler des Orts. Es ging bei ihm wie bei den andern Fremden, nur daß sich der Mann einen größern Ruf machte, als irgend Einer, und den Zollbeamten einen teufelmäßigen Haß, aber auch nicht weniger Furcht einflößte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T11:37:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T11:37:13Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/13
Zitationshilfe: Hoefer, Edmund: Rolof, der Rekrut. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 233–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoefer_rekrut_1910/13>, abgerufen am 26.04.2024.