Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Der Neckar. In deinen Thälern wachte mein Herz mir auf Zum Leben, deine Wellen umspielten mich, Und all' der holden Hügel, die Dich, Wanderer! kennen, ist keiner fremd mir. Auf ihren Gipfeln löste des Himmels Luft Mir oft der Knechtschaft Schmerzen; und aus dem Thal, Wie Leben aus dem Freudebecher, Glänzte die bläuliche Silberwelle. Der Berge Quellen eilten hinab zu dir, Mit ihnen auch mein Herz, und Du nahmst uns mit Zum still erhabnen Rhein, zu seinen Städten hinunter und lust'gen Inseln. -- Noch dünkt die Welt mir schön, und das Aug' entflieht, Verlangend nach den Reizen der Erde, mir Zum goldnen Pactol, zu Smyrna's Ufer, zu Ilions Wald. Auch möcht' ich Der Neckar. In deinen Thaͤlern wachte mein Herz mir auf Zum Leben, deine Wellen umſpielten mich, Und all' der holden Huͤgel, die Dich, Wanderer! kennen, iſt keiner fremd mir. Auf ihren Gipfeln loͤste des Himmels Luft Mir oft der Knechtſchaft Schmerzen; und aus dem Thal, Wie Leben aus dem Freudebecher, Glaͤnzte die blaͤuliche Silberwelle. Der Berge Quellen eilten hinab zu dir, Mit ihnen auch mein Herz, und Du nahmſt uns mit Zum ſtill erhabnen Rhein, zu ſeinen Staͤdten hinunter und luſt'gen Inſeln. — Noch duͤnkt die Welt mir ſchoͤn, und das Aug' entflieht, Verlangend nach den Reizen der Erde, mir Zum goldnen Pactol, zu Smyrna's Ufer, zu Ilions Wald. Auch moͤcht' ich <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0070" n="62"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#g">Der Neckar</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In deinen Thaͤlern wachte mein Herz mir auf</l><lb/> <l>Zum Leben, deine Wellen umſpielten mich,</l><lb/> <l>Und all' der holden Huͤgel, die Dich,</l><lb/> <l>Wanderer! kennen, iſt keiner fremd mir.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Auf ihren Gipfeln loͤste des Himmels Luft</l><lb/> <l>Mir oft der Knechtſchaft Schmerzen; und aus dem</l><lb/> <l>Thal,</l><lb/> <l>Wie Leben aus dem Freudebecher,</l><lb/> <l>Glaͤnzte die blaͤuliche Silberwelle.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Berge Quellen eilten hinab zu dir,</l><lb/> <l>Mit ihnen auch mein Herz, und Du nahmſt uns mit</l><lb/> <l>Zum ſtill erhabnen Rhein, zu ſeinen</l><lb/> <l>Staͤdten hinunter und luſt'gen Inſeln. —</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Noch duͤnkt die Welt mir ſchoͤn, und das Aug'</l><lb/> <l>entflieht,</l><lb/> <l>Verlangend nach den Reizen der Erde, mir</l><lb/> <l>Zum goldnen Pactol, zu Smyrna's</l><lb/> <l>Ufer, zu Ilions Wald. Auch moͤcht' ich</l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [62/0070]
Der Neckar.
In deinen Thaͤlern wachte mein Herz mir auf
Zum Leben, deine Wellen umſpielten mich,
Und all' der holden Huͤgel, die Dich,
Wanderer! kennen, iſt keiner fremd mir.
Auf ihren Gipfeln loͤste des Himmels Luft
Mir oft der Knechtſchaft Schmerzen; und aus dem
Thal,
Wie Leben aus dem Freudebecher,
Glaͤnzte die blaͤuliche Silberwelle.
Der Berge Quellen eilten hinab zu dir,
Mit ihnen auch mein Herz, und Du nahmſt uns mit
Zum ſtill erhabnen Rhein, zu ſeinen
Staͤdten hinunter und luſt'gen Inſeln. —
Noch duͤnkt die Welt mir ſchoͤn, und das Aug'
entflieht,
Verlangend nach den Reizen der Erde, mir
Zum goldnen Pactol, zu Smyrna's
Ufer, zu Ilions Wald. Auch moͤcht' ich
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Zitationshilfe: | Hölderlin, Friedrich: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoelderlin_gedichte_1826/70>, abgerufen am 02.12.2023. |