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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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aufpacken zu lassen. Er ging, zweideutig lä¬
chelnd hinaus, und kam bald darauf mit ei¬
nem langen Mann zurück, der mit finstrer
Amtsmiene und komischer Gravität auf mich
zuschritt. Er faßte mich scharf ins Auge,
ich erwiederte den Blick, indem ich aufstand
und mich dicht vor ihn stellte. Das schien
ihn etwas außer Fassung zu setzen, indem er
sich scheu nach den versammelten Bauern
umsah. "Nun was ist es, rief ich: ihr
scheint, mir etwas sagen zu wollen." Da räu¬
sperte sich der ernsthafte Mann, und sprach,
indem er sich bemühte, in den Ton seiner
Stimme recht viel gewichtiges zu legen:
"Herr! Ihr kommt nicht eher von hinnen,
bis Ihr Uns, dem Richter hier am Orte, um¬
ständlich gesagt, wer Ihr seid, mit allen Qua¬
litäten, was Geburt, Stand und Würde an¬
belangt, auch woher Ihr gekommen; und wo¬
hin Ihr zu reisen gedenkt, nach allen Quali¬
täten, der Lage des Orts, des Namens, Pro¬
vinz und Stadt, und was weiter zu bemer¬

aufpacken zu laſſen. Er ging, zweideutig laͤ¬
chelnd hinaus, und kam bald darauf mit ei¬
nem langen Mann zuruͤck, der mit finſtrer
Amtsmiene und komiſcher Gravitaͤt auf mich
zuſchritt. Er faßte mich ſcharf ins Auge,
ich erwiederte den Blick, indem ich aufſtand
und mich dicht vor ihn ſtellte. Das ſchien
ihn etwas außer Faſſung zu ſetzen, indem er
ſich ſcheu nach den verſammelten Bauern
umſah. „Nun was iſt es, rief ich: ihr
ſcheint, mir etwas ſagen zu wollen.“ Da raͤu¬
ſperte ſich der ernſthafte Mann, und ſprach,
indem er ſich bemuͤhte, in den Ton ſeiner
Stimme recht viel gewichtiges zu legen:
„Herr! Ihr kommt nicht eher von hinnen,
bis Ihr Uns, dem Richter hier am Orte, um¬
ſtaͤndlich geſagt, wer Ihr ſeid, mit allen Qua¬
litaͤten, was Geburt, Stand und Wuͤrde an¬
belangt, auch woher Ihr gekommen; und wo¬
hin Ihr zu reiſen gedenkt, nach allen Quali¬
taͤten, der Lage des Orts, des Namens, Pro¬
vinz und Stadt, und was weiter zu bemer¬

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[190/0206] aufpacken zu laſſen. Er ging, zweideutig laͤ¬ chelnd hinaus, und kam bald darauf mit ei¬ nem langen Mann zuruͤck, der mit finſtrer Amtsmiene und komiſcher Gravitaͤt auf mich zuſchritt. Er faßte mich ſcharf ins Auge, ich erwiederte den Blick, indem ich aufſtand und mich dicht vor ihn ſtellte. Das ſchien ihn etwas außer Faſſung zu ſetzen, indem er ſich ſcheu nach den verſammelten Bauern umſah. „Nun was iſt es, rief ich: ihr ſcheint, mir etwas ſagen zu wollen.“ Da raͤu¬ ſperte ſich der ernſthafte Mann, und ſprach, indem er ſich bemuͤhte, in den Ton ſeiner Stimme recht viel gewichtiges zu legen: „Herr! Ihr kommt nicht eher von hinnen, bis Ihr Uns, dem Richter hier am Orte, um¬ ſtaͤndlich geſagt, wer Ihr ſeid, mit allen Qua¬ litaͤten, was Geburt, Stand und Wuͤrde an¬ belangt, auch woher Ihr gekommen; und wo¬ hin Ihr zu reiſen gedenkt, nach allen Quali¬ taͤten, der Lage des Orts, des Namens, Pro¬ vinz und Stadt, und was weiter zu bemer¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/206>, abgerufen am 30.04.2024.