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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815.

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dern. Einer sagte, daß er den Maler, den
die Vollendung mehrerer Portraits, die er
angefangen, noch am Orte festhielte, und der
ein interessanter herrlicher Künstler, wiewohl
schon ziemlich bejahrt sey, morgen Abends
in die Gesellschaft mitbringen wolle.

Von seltsamen Gefühlen, von unbekann¬
ten Ahnungen bestürmt, ging ich den andern
Abend, später als gewöhnlich, in die Gesell¬
schafft; der Fremde saß mit mir zugekehrtem
Rücken am Tische. Als ich mich setzte, als
ich ihn erblickte, da starrten mir die Züge
jenes fürchterlichen Unbekannten entgegen,
der am Antoniustage an den Eckpfeiler ge¬
lehnt stand, und mich mit Angst und Ent¬
setzen erfüllte. -- Er sah mich lange an mit
tiefem Ernst, aber die Stimmung, in der ich
mich befand, seit dem ich Aureliens Bild
geschaut hatte, gab mir Muth und Kraft die¬
sen Blick zu ertragen. Der Feind war nun
sichtlich ins Leben getreten, und es galt, den
Kampf auf den Tod mit ihm zu beginnen. --

dern. Einer ſagte, daß er den Maler, den
die Vollendung mehrerer Portraits, die er
angefangen, noch am Orte feſthielte, und der
ein intereſſanter herrlicher Kuͤnſtler, wiewohl
ſchon ziemlich bejahrt ſey, morgen Abends
in die Geſellſchaft mitbringen wolle.

Von ſeltſamen Gefuͤhlen, von unbekann¬
ten Ahnungen beſtuͤrmt, ging ich den andern
Abend, ſpaͤter als gewoͤhnlich, in die Geſell¬
ſchafft; der Fremde ſaß mit mir zugekehrtem
Ruͤcken am Tiſche. Als ich mich ſetzte, als
ich ihn erblickte, da ſtarrten mir die Zuͤge
jenes fuͤrchterlichen Unbekannten entgegen,
der am Antoniustage an den Eckpfeiler ge¬
lehnt ſtand, und mich mit Angſt und Ent¬
ſetzen erfuͤllte. — Er ſah mich lange an mit
tiefem Ernſt, aber die Stimmung, in der ich
mich befand, ſeit dem ich Aureliens Bild
geſchaut hatte, gab mir Muth und Kraft die¬
ſen Blick zu ertragen. Der Feind war nun
ſichtlich ins Leben getreten, und es galt, den
Kampf auf den Tod mit ihm zu beginnen. —

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[228/0244] dern. Einer ſagte, daß er den Maler, den die Vollendung mehrerer Portraits, die er angefangen, noch am Orte feſthielte, und der ein intereſſanter herrlicher Kuͤnſtler, wiewohl ſchon ziemlich bejahrt ſey, morgen Abends in die Geſellſchaft mitbringen wolle. Von ſeltſamen Gefuͤhlen, von unbekann¬ ten Ahnungen beſtuͤrmt, ging ich den andern Abend, ſpaͤter als gewoͤhnlich, in die Geſell¬ ſchafft; der Fremde ſaß mit mir zugekehrtem Ruͤcken am Tiſche. Als ich mich ſetzte, als ich ihn erblickte, da ſtarrten mir die Zuͤge jenes fuͤrchterlichen Unbekannten entgegen, der am Antoniustage an den Eckpfeiler ge¬ lehnt ſtand, und mich mit Angſt und Ent¬ ſetzen erfuͤllte. — Er ſah mich lange an mit tiefem Ernſt, aber die Stimmung, in der ich mich befand, ſeit dem ich Aureliens Bild geſchaut hatte, gab mir Muth und Kraft die¬ ſen Blick zu ertragen. Der Feind war nun ſichtlich ins Leben getreten, und es galt, den Kampf auf den Tod mit ihm zu beginnen. —

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 1. Berlin, 1815, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere01_1815/244>, abgerufen am 30.04.2024.