Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

muß der Mord geschehen seyn, davon bin
ich überzeugt, denn seht einmal, ehrwürdi¬
ger Herr! hier sitze ich einst, und schaue so
in Gedanken da den holen Baum neben uns
an. Mit einemmal ist es mir, als hinge ein
Stück dunkelbraunes Tuch zur Spalte her¬
aus. Ich springe auf, ich gehe hin, und
ziehe einen ganz neuen Capuzinerhabit her¬
aus. An dem einen Ermel klebte etwas Blut
und in einem Zipfel war der Nahme Medar¬
dus hineingezeichnet. Ich dachte, arm wie
ich bin, ein gutes Werk zu thun, wenn ich
den Habit verkaufe und für das daraus gelö¬
ste Geld dem armen ehrwürdigen Herrn, der
hier ermordet, ohne sich zum Tode vorzube¬
reiten und seine Rechnung zu machen, Mes¬
sen lesen ließe. So geschah es denn, daß
ich das Kleid nach der Stadt trug, aber kein
Trödler wollte es kaufen, und ein Capuzi¬
nerkloster gab es nicht am Orte; endlich kam
ein Mann, seiner Kleidung nach wars wohl
ein Jäger oder ein Förster, der sagte, er

muß der Mord geſchehen ſeyn, davon bin
ich uͤberzeugt, denn ſeht einmal, ehrwuͤrdi¬
ger Herr! hier ſitze ich einſt, und ſchaue ſo
in Gedanken da den holen Baum neben uns
an. Mit einemmal iſt es mir, als hinge ein
Stuͤck dunkelbraunes Tuch zur Spalte her¬
aus. Ich ſpringe auf, ich gehe hin, und
ziehe einen ganz neuen Capuzinerhabit her¬
aus. An dem einen Ermel klebte etwas Blut
und in einem Zipfel war der Nahme Medar¬
dus hineingezeichnet. Ich dachte, arm wie
ich bin, ein gutes Werk zu thun, wenn ich
den Habit verkaufe und fuͤr das daraus geloͤ¬
ſte Geld dem armen ehrwuͤrdigen Herrn, der
hier ermordet, ohne ſich zum Tode vorzube¬
reiten und ſeine Rechnung zu machen, Meſ¬
ſen leſen ließe. So geſchah es denn, daß
ich das Kleid nach der Stadt trug, aber kein
Troͤdler wollte es kaufen, und ein Capuzi¬
nerkloſter gab es nicht am Orte; endlich kam
ein Mann, ſeiner Kleidung nach wars wohl
ein Jaͤger oder ein Foͤrſter, der ſagte, er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0310" n="302"/>
muß der Mord ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn, davon bin<lb/>
ich u&#x0364;berzeugt, denn &#x017F;eht einmal, ehrwu&#x0364;rdi¬<lb/>
ger Herr! hier &#x017F;itze ich ein&#x017F;t, und &#x017F;chaue &#x017F;o<lb/>
in Gedanken da den holen Baum neben uns<lb/>
an. Mit einemmal i&#x017F;t es mir, als hinge ein<lb/>
Stu&#x0364;ck dunkelbraunes Tuch zur Spalte her¬<lb/>
aus. Ich &#x017F;pringe auf, ich gehe hin, und<lb/>
ziehe einen ganz neuen Capuzinerhabit her¬<lb/>
aus. An dem einen Ermel klebte etwas Blut<lb/>
und in einem Zipfel war der Nahme Medar¬<lb/>
dus hineingezeichnet. Ich dachte, arm wie<lb/>
ich bin, ein gutes Werk zu thun, wenn ich<lb/>
den Habit verkaufe und fu&#x0364;r das daraus gelo&#x0364;¬<lb/>
&#x017F;te Geld dem armen ehrwu&#x0364;rdigen Herrn, der<lb/>
hier ermordet, ohne &#x017F;ich zum Tode vorzube¬<lb/>
reiten und &#x017F;eine Rechnung zu machen, Me&#x017F;¬<lb/>
&#x017F;en le&#x017F;en ließe. So ge&#x017F;chah es denn, daß<lb/>
ich das Kleid nach der Stadt trug, aber kein<lb/>
Tro&#x0364;dler wollte es kaufen, und ein Capuzi¬<lb/>
nerklo&#x017F;ter gab es nicht am Orte; endlich kam<lb/>
ein Mann, &#x017F;einer Kleidung nach wars wohl<lb/>
ein Ja&#x0364;ger oder ein Fo&#x0364;r&#x017F;ter, der &#x017F;agte, er<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0310] muß der Mord geſchehen ſeyn, davon bin ich uͤberzeugt, denn ſeht einmal, ehrwuͤrdi¬ ger Herr! hier ſitze ich einſt, und ſchaue ſo in Gedanken da den holen Baum neben uns an. Mit einemmal iſt es mir, als hinge ein Stuͤck dunkelbraunes Tuch zur Spalte her¬ aus. Ich ſpringe auf, ich gehe hin, und ziehe einen ganz neuen Capuzinerhabit her¬ aus. An dem einen Ermel klebte etwas Blut und in einem Zipfel war der Nahme Medar¬ dus hineingezeichnet. Ich dachte, arm wie ich bin, ein gutes Werk zu thun, wenn ich den Habit verkaufe und fuͤr das daraus geloͤ¬ ſte Geld dem armen ehrwuͤrdigen Herrn, der hier ermordet, ohne ſich zum Tode vorzube¬ reiten und ſeine Rechnung zu machen, Meſ¬ ſen leſen ließe. So geſchah es denn, daß ich das Kleid nach der Stadt trug, aber kein Troͤdler wollte es kaufen, und ein Capuzi¬ nerkloſter gab es nicht am Orte; endlich kam ein Mann, ſeiner Kleidung nach wars wohl ein Jaͤger oder ein Foͤrſter, der ſagte, er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/310
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/310>, abgerufen am 15.05.2024.