Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

nern vernichtet, die Augen nieder. -- "Du
bist aufrichtig, Medardus, fuhr der Prior
fort, Dein Schweigen sagt mir Alles. -- Ich
wußte mit der vollsten Ueberzeugung, daß
Du es warst, der in der Residenz die Rolle
eines polnischen Edelmanns spielte und die
Baronesse Aurelie heirathen wollte. Ich hatte
den Weg, den Du genommen, ziemlich ge¬
nau verfolgt, ein seltsamer Mensch (er nannte
sich den Haarkünstler Belcampo) den Du zu¬
letzt in Rom sahst, gab mir Nachrichten; ich
war überzeugt, daß Du auf verruchte Wei¬
se Hermogen und Euphemien mordetest, und
um so gräßlicher war es mir, daß Du Au¬
relien so in Teufelsbanden verstricken woll¬
test. Ich hätte Dich verderben können, doch
weit entfernt, mich zum Rächeramt erkoren
zu glauben, überließ ich Dich und Dein Schick¬
sal der ewigen Macht des Himmels. Du
bist erhalten worden auf wunderbare Weise
und schon dieses überzeugt mich, daß Dein
irdischer Untergang noch nicht beschlossen

nern vernichtet, die Augen nieder. — „Du
biſt aufrichtig, Medardus, fuhr der Prior
fort, Dein Schweigen ſagt mir Alles. — Ich
wußte mit der vollſten Ueberzeugung, daß
Du es warſt, der in der Reſidenz die Rolle
eines polniſchen Edelmanns ſpielte und die
Baroneſſe Aurelie heirathen wollte. Ich hatte
den Weg, den Du genommen, ziemlich ge¬
nau verfolgt, ein ſeltſamer Menſch (er nannte
ſich den Haarkuͤnſtler Belcampo) den Du zu¬
letzt in Rom ſahſt, gab mir Nachrichten; ich
war uͤberzeugt, daß Du auf verruchte Wei¬
ſe Hermogen und Euphemien mordeteſt, und
um ſo graͤßlicher war es mir, daß Du Au¬
relien ſo in Teufelsbanden verſtricken woll¬
teſt. Ich haͤtte Dich verderben koͤnnen, doch
weit entfernt, mich zum Raͤcheramt erkoren
zu glauben, uͤberließ ich Dich und Dein Schick¬
ſal der ewigen Macht des Himmels. Du
biſt erhalten worden auf wunderbare Weiſe
und ſchon dieſes uͤberzeugt mich, daß Dein
irdiſcher Untergang noch nicht beſchloſſen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0332" n="324"/>
nern vernichtet, die Augen nieder. &#x2014; &#x201E;Du<lb/>
bi&#x017F;t aufrichtig, Medardus, fuhr der Prior<lb/>
fort, Dein Schweigen &#x017F;agt mir Alles. &#x2014; Ich<lb/>
wußte mit der voll&#x017F;ten Ueberzeugung, daß<lb/>
Du es war&#x017F;t, der in der Re&#x017F;idenz die Rolle<lb/>
eines polni&#x017F;chen Edelmanns &#x017F;pielte und die<lb/>
Barone&#x017F;&#x017F;e Aurelie heirathen wollte. Ich hatte<lb/>
den Weg, den Du genommen, ziemlich ge¬<lb/>
nau verfolgt, ein &#x017F;elt&#x017F;amer Men&#x017F;ch (er nannte<lb/>
&#x017F;ich den Haarku&#x0364;n&#x017F;tler Belcampo) den Du zu¬<lb/>
letzt in Rom &#x017F;ah&#x017F;t, gab mir Nachrichten; ich<lb/>
war u&#x0364;berzeugt, daß Du auf verruchte Wei¬<lb/>
&#x017F;e Hermogen und Euphemien mordete&#x017F;t, und<lb/>
um &#x017F;o gra&#x0364;ßlicher war es mir, daß Du Au¬<lb/>
relien &#x017F;o in Teufelsbanden ver&#x017F;tricken woll¬<lb/>
te&#x017F;t. Ich ha&#x0364;tte Dich verderben ko&#x0364;nnen, doch<lb/>
weit entfernt, mich zum Ra&#x0364;cheramt erkoren<lb/>
zu glauben, u&#x0364;berließ ich Dich und Dein Schick¬<lb/>
&#x017F;al der ewigen Macht des Himmels. Du<lb/>
bi&#x017F;t erhalten worden auf wunderbare Wei&#x017F;e<lb/>
und &#x017F;chon die&#x017F;es u&#x0364;berzeugt mich, daß Dein<lb/>
irdi&#x017F;cher Untergang noch nicht be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0332] nern vernichtet, die Augen nieder. — „Du biſt aufrichtig, Medardus, fuhr der Prior fort, Dein Schweigen ſagt mir Alles. — Ich wußte mit der vollſten Ueberzeugung, daß Du es warſt, der in der Reſidenz die Rolle eines polniſchen Edelmanns ſpielte und die Baroneſſe Aurelie heirathen wollte. Ich hatte den Weg, den Du genommen, ziemlich ge¬ nau verfolgt, ein ſeltſamer Menſch (er nannte ſich den Haarkuͤnſtler Belcampo) den Du zu¬ letzt in Rom ſahſt, gab mir Nachrichten; ich war uͤberzeugt, daß Du auf verruchte Wei¬ ſe Hermogen und Euphemien mordeteſt, und um ſo graͤßlicher war es mir, daß Du Au¬ relien ſo in Teufelsbanden verſtricken woll¬ teſt. Ich haͤtte Dich verderben koͤnnen, doch weit entfernt, mich zum Raͤcheramt erkoren zu glauben, uͤberließ ich Dich und Dein Schick¬ ſal der ewigen Macht des Himmels. Du biſt erhalten worden auf wunderbare Weiſe und ſchon dieſes uͤberzeugt mich, daß Dein irdiſcher Untergang noch nicht beſchloſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/332
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/332>, abgerufen am 15.05.2024.