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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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Himmel, und aufs neue stürzte alles Volk
auf die Knie nieder und rief: Sancta Rosalia,
ora pro nobis. -- So wurde das wahr,
was ich, als ich Aurelien zum erstenmahl
sah, in satanischer Verblendung nur frevelich
heuchelnd verkündet.

Als die Nonnen in dem untern Saal
des Klosters die Bahre niedersetzten, als
Schwestern und Brüder betend im Kreis
umherstanden, sank Aurelie mit einem tiefen
Seufzer der Aebtissin, die neben ihr kniete,
in die Arme. -- Sie war todt! -- Das
Volk wich nicht von der Klosterpforte, und
als nun die Glocken den irdischen Untergang
der frommen Jungfrau verkündeten, brach
Alles aus in Schluchzen und Jammergeschrei.
-- Viele thaten das Gelübde, bis zu Aure¬
liens Exequien in dem Dorf zu bleiben, und
erst nach demselben in die Heimath zurück¬
zufahren, während der Zeit aber strenge zu
fasten. Das Gerücht von der entsetzlichen
Unthat, und von dem Martirium der Braut

Himmel, und aufs neue ſtuͤrzte alles Volk
auf die Knie nieder und rief: Sancta Rosalia,
ora pro nobis. — So wurde das wahr,
was ich, als ich Aurelien zum erſtenmahl
ſah, in ſataniſcher Verblendung nur frevelich
heuchelnd verkuͤndet.

Als die Nonnen in dem untern Saal
des Kloſters die Bahre niederſetzten, als
Schweſtern und Bruͤder betend im Kreis
umherſtanden, ſank Aurelie mit einem tiefen
Seufzer der Aebtiſſin, die neben ihr kniete,
in die Arme. — Sie war todt! — Das
Volk wich nicht von der Kloſterpforte, und
als nun die Glocken den irdiſchen Untergang
der frommen Jungfrau verkuͤndeten, brach
Alles aus in Schluchzen und Jammergeſchrei.
— Viele thaten das Geluͤbde, bis zu Aure¬
liens Exequien in dem Dorf zu bleiben, und
erſt nach demſelben in die Heimath zuruͤck¬
zufahren, waͤhrend der Zeit aber ſtrenge zu
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Unthat, und von dem Martirium der Braut

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[360/0368] Himmel, und aufs neue ſtuͤrzte alles Volk auf die Knie nieder und rief: Sancta Rosalia, ora pro nobis. — So wurde das wahr, was ich, als ich Aurelien zum erſtenmahl ſah, in ſataniſcher Verblendung nur frevelich heuchelnd verkuͤndet. Als die Nonnen in dem untern Saal des Kloſters die Bahre niederſetzten, als Schweſtern und Bruͤder betend im Kreis umherſtanden, ſank Aurelie mit einem tiefen Seufzer der Aebtiſſin, die neben ihr kniete, in die Arme. — Sie war todt! — Das Volk wich nicht von der Kloſterpforte, und als nun die Glocken den irdiſchen Untergang der frommen Jungfrau verkuͤndeten, brach Alles aus in Schluchzen und Jammergeſchrei. — Viele thaten das Geluͤbde, bis zu Aure¬ liens Exequien in dem Dorf zu bleiben, und erſt nach demſelben in die Heimath zuruͤck¬ zufahren, waͤhrend der Zeit aber ſtrenge zu faſten. Das Geruͤcht von der entſetzlichen Unthat, und von dem Martirium der Braut

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/368>, abgerufen am 29.04.2024.