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[Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816.

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des Himmels, verbreitete sich schnell, und so
geschah es, daß Aureliens Exequien, die nach
vier Tagen begangen wurden, einem hohen
die Verklärung einer Heiligen feiernden Ju¬
belfest glichen. Denn schon Tages vorher
war die Wiese vor dem Kloster, wie sonst
am Bernardustage, mit Menschen bedeckt,
die, sich auf den Boden lagernd, den Mor¬
gen erwarteten. Nur statt des frohen Ge¬
tümmels hörte man fromme Seufzer und ein
dumpfes Murmeln. -- Von Mund zu Mund
ging die Erzählung von der entsetzlichen
That am Hochaltar der Kirche, und brach
einmal eine laute Stimme hervor, so ge¬
schah es in Verwünschungen des Mörders,
der spurlos verschwunden blieb. --

Von tieferer Einwirkung auf das Heil
meiner Seele, waren wohl diese vier Tage,
die ich meistens einsam in der Capelle des
Gartens zubrachte, als die lange strenge
Buße im Capuzinerkloster bei Rom. Aure¬
liens letzte Worte hatten mir das Geheimniß

des Himmels, verbreitete ſich ſchnell, und ſo
geſchah es, daß Aureliens Exequien, die nach
vier Tagen begangen wurden, einem hohen
die Verklaͤrung einer Heiligen feiernden Ju¬
belfeſt glichen. Denn ſchon Tages vorher
war die Wieſe vor dem Kloſter, wie ſonſt
am Bernardustage, mit Menſchen bedeckt,
die, ſich auf den Boden lagernd, den Mor¬
gen erwarteten. Nur ſtatt des frohen Ge¬
tuͤmmels hoͤrte man fromme Seufzer und ein
dumpfes Murmeln. — Von Mund zu Mund
ging die Erzaͤhlung von der entſetzlichen
That am Hochaltar der Kirche, und brach
einmal eine laute Stimme hervor, ſo ge¬
ſchah es in Verwuͤnſchungen des Moͤrders,
der ſpurlos verſchwunden blieb. —

Von tieferer Einwirkung auf das Heil
meiner Seele, waren wohl dieſe vier Tage,
die ich meiſtens einſam in der Capelle des
Gartens zubrachte, als die lange ſtrenge
Buße im Capuzinerkloſter bei Rom. Aure¬
liens letzte Worte hatten mir das Geheimniß

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[361/0369] des Himmels, verbreitete ſich ſchnell, und ſo geſchah es, daß Aureliens Exequien, die nach vier Tagen begangen wurden, einem hohen die Verklaͤrung einer Heiligen feiernden Ju¬ belfeſt glichen. Denn ſchon Tages vorher war die Wieſe vor dem Kloſter, wie ſonſt am Bernardustage, mit Menſchen bedeckt, die, ſich auf den Boden lagernd, den Mor¬ gen erwarteten. Nur ſtatt des frohen Ge¬ tuͤmmels hoͤrte man fromme Seufzer und ein dumpfes Murmeln. — Von Mund zu Mund ging die Erzaͤhlung von der entſetzlichen That am Hochaltar der Kirche, und brach einmal eine laute Stimme hervor, ſo ge¬ ſchah es in Verwuͤnſchungen des Moͤrders, der ſpurlos verſchwunden blieb. — Von tieferer Einwirkung auf das Heil meiner Seele, waren wohl dieſe vier Tage, die ich meiſtens einſam in der Capelle des Gartens zubrachte, als die lange ſtrenge Buße im Capuzinerkloſter bei Rom. Aure¬ liens letzte Worte hatten mir das Geheimniß

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Die Elixiere des Teufels. Bd. 2. Berlin, 1816, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_elixiere02_1816/369>, abgerufen am 29.04.2024.