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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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die sich also vernehmen ließ: Mein Himmel Peregrinus
Tyß, sollte ich mich in Euch geirrt haben? Ihr han¬
"deltet gestern an mir so edel, und jetzt, da ich Euch
"meine Dankbarkeit beweisen will, greift Ihr nach mir
"mit mörderischer Hand? -- Doch vielleicht misfiel
"Euch meine Gestalt, und ich that verkehrtes, mich
"Euch mikroskopisch zu zeigen, damit Ihr mich nur
"gewiß bemerken solltet, welches nicht so leicht ist,
"als Ihr wohl denken möchtet. Eben so wie vorher
"sitze ich jetzt auf Eurer weißen Bettdecke, und Ihr
"seht mich doch ganz und gar nicht. Nehmt's nicht
"übel, Peregrinus, aber Eure Sehnerven sind wahr¬
"lich ein wenig zu grob für meine schlanke Taille.
"Doch versprecht mir nur, daß ich bei Euch sicher bin
"und daß Ihr nichts feindseliges gegen mich unterneh¬
"men wollt, so werde ich Euch näher kommen und
"manches erzählen, was zu erfahren Euch eben nicht
"Unrecht seyn wird.

"Sagt mir," erwiederte Peregrinus Tyß der
Stimme, "sagt mir nur erst wer Ihr seyd, guter
"unbekannter Freund, das übrige wird sich denn wohl
"finden. Versichern kann ich Euch indessen zum Vor¬
"aus, daß irgend feindseliges gar nicht in meiner Na¬
"tur ist und daß ich fortfahren werde gegen Euch edel
"zu handeln, wiewohl ich zur Zeit gar nicht begreifen

die ſich alſo vernehmen ließ: Mein Himmel Peregrinus
Tyß, ſollte ich mich in Euch geirrt haben? Ihr han¬
»deltet geſtern an mir ſo edel, und jetzt, da ich Euch
»meine Dankbarkeit beweiſen will, greift Ihr nach mir
»mit mörderiſcher Hand? — Doch vielleicht misfiel
»Euch meine Geſtalt, und ich that verkehrtes, mich
»Euch mikroskopiſch zu zeigen, damit Ihr mich nur
»gewiß bemerken ſolltet, welches nicht ſo leicht iſt,
»als Ihr wohl denken möchtet. Eben ſo wie vorher
»ſitze ich jetzt auf Eurer weißen Bettdecke, und Ihr
»ſeht mich doch ganz und gar nicht. Nehmt's nicht
»übel, Peregrinus, aber Eure Sehnerven ſind wahr¬
»lich ein wenig zu grob für meine ſchlanke Taille.
»Doch verſprecht mir nur, daß ich bei Euch ſicher bin
»und daß Ihr nichts feindſeliges gegen mich unterneh¬
»men wollt, ſo werde ich Euch näher kommen und
»manches erzählen, was zu erfahren Euch eben nicht
»Unrecht ſeyn wird.

»Sagt mir,» erwiederte Peregrinus Tyß der
Stimme, »ſagt mir nur erſt wer Ihr ſeyd, guter
»unbekannter Freund, das übrige wird ſich denn wohl
»finden. Verſichern kann ich Euch indeſſen zum Vor¬
»aus, daß irgend feindſeliges gar nicht in meiner Na¬
»tur iſt und daß ich fortfahren werde gegen Euch edel
»zu handeln, wiewohl ich zur Zeit gar nicht begreifen

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[85/0090] die ſich alſo vernehmen ließ: Mein Himmel Peregrinus Tyß, ſollte ich mich in Euch geirrt haben? Ihr han¬ »deltet geſtern an mir ſo edel, und jetzt, da ich Euch »meine Dankbarkeit beweiſen will, greift Ihr nach mir »mit mörderiſcher Hand? — Doch vielleicht misfiel »Euch meine Geſtalt, und ich that verkehrtes, mich »Euch mikroskopiſch zu zeigen, damit Ihr mich nur »gewiß bemerken ſolltet, welches nicht ſo leicht iſt, »als Ihr wohl denken möchtet. Eben ſo wie vorher »ſitze ich jetzt auf Eurer weißen Bettdecke, und Ihr »ſeht mich doch ganz und gar nicht. Nehmt's nicht »übel, Peregrinus, aber Eure Sehnerven ſind wahr¬ »lich ein wenig zu grob für meine ſchlanke Taille. »Doch verſprecht mir nur, daß ich bei Euch ſicher bin »und daß Ihr nichts feindſeliges gegen mich unterneh¬ »men wollt, ſo werde ich Euch näher kommen und »manches erzählen, was zu erfahren Euch eben nicht »Unrecht ſeyn wird. »Sagt mir,» erwiederte Peregrinus Tyß der Stimme, »ſagt mir nur erſt wer Ihr ſeyd, guter »unbekannter Freund, das übrige wird ſich denn wohl »finden. Verſichern kann ich Euch indeſſen zum Vor¬ »aus, daß irgend feindſeliges gar nicht in meiner Na¬ »tur iſt und daß ich fortfahren werde gegen Euch edel »zu handeln, wiewohl ich zur Zeit gar nicht begreifen

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/90>, abgerufen am 27.04.2024.