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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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"schlummerten Prinzessin in die Lüfte erhob, klam¬
"merte ich mich fest an die Brüßler Kanten, die sie
"gerade um den Hals trug und war so Gamaheh's
"treuer Reisegefährte ohne von dem Genius bemerkt
"zu werden. Es geschah, daß wir über zwei Ma¬
"gier wegflogen, die auf einem hohen Thurm gerade
"den Lauf der Gestirne beobachteten. Da richtete der
"eine dieser Magier sein Glas so scharf auf mich, daß
"ich schier von dem Schein des magischen Instru¬
"ments geblendet wurde. Mich überfiel ein starker
"Schwindel, vergebens suchte ich mich festzuhalten,
"ich stürzte rettungslos hinab aus der entsetzlichen
"Höhe, fiel dem beobachtenden Magier gerade auf
"die Nase, nur meine Leichtigkeit, meine außeror¬
"dentliche Gewandheit erhielt mich am Leben."

"Noch war ich zu betäubt um von des Magiers
"Nase herabzuhüpfen und mich ganz in Sicherheit zu
"setzen, als der Unhold, der verrätherische Leuwen¬
"höck (der war der Magier) mich geschickt mit den
"Fingern erhaschte und sogleich in ein Rußwurmsches
"Universal-Mikroskop setzte. Unerachtet es Nacht
"war und er daher die Lampe anzünden mußte, war
"er doch ein viel zu geübter Beobachter und viel zu
"tief eingedrungen in die Wissenschaft, um nicht so¬
"gleich mich als den Meister Floh zu erkennen. Hoch

»ſchlummerten Prinzeſſin in die Lüfte erhob, klam¬
»merte ich mich feſt an die Brüßler Kanten, die ſie
»gerade um den Hals trug und war ſo Gamaheh's
»treuer Reiſegefährte ohne von dem Genius bemerkt
»zu werden. Es geſchah, daß wir über zwei Ma¬
»gier wegflogen, die auf einem hohen Thurm gerade
»den Lauf der Geſtirne beobachteten. Da richtete der
»eine dieſer Magier ſein Glas ſo ſcharf auf mich, daß
»ich ſchier von dem Schein des magiſchen Inſtru¬
»ments geblendet wurde. Mich überfiel ein ſtarker
»Schwindel, vergebens ſuchte ich mich feſtzuhalten,
»ich ſtürzte rettungslos hinab aus der entſetzlichen
»Höhe, fiel dem beobachtenden Magier gerade auf
»die Naſe, nur meine Leichtigkeit, meine außeror¬
»dentliche Gewandheit erhielt mich am Leben.»

»Noch war ich zu betäubt um von des Magiers
»Naſe herabzuhüpfen und mich ganz in Sicherheit zu
»ſetzen, als der Unhold, der verrätheriſche Leuwen¬
»höck (der war der Magier) mich geſchickt mit den
»Fingern erhaſchte und ſogleich in ein Rußwurmſches
»Univerſal-Mikroſkop ſetzte. Unerachtet es Nacht
»war und er daher die Lampe anzünden mußte, war
»er doch ein viel zu geübter Beobachter und viel zu
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[91/0096] »ſchlummerten Prinzeſſin in die Lüfte erhob, klam¬ »merte ich mich feſt an die Brüßler Kanten, die ſie »gerade um den Hals trug und war ſo Gamaheh's »treuer Reiſegefährte ohne von dem Genius bemerkt »zu werden. Es geſchah, daß wir über zwei Ma¬ »gier wegflogen, die auf einem hohen Thurm gerade »den Lauf der Geſtirne beobachteten. Da richtete der »eine dieſer Magier ſein Glas ſo ſcharf auf mich, daß »ich ſchier von dem Schein des magiſchen Inſtru¬ »ments geblendet wurde. Mich überfiel ein ſtarker »Schwindel, vergebens ſuchte ich mich feſtzuhalten, »ich ſtürzte rettungslos hinab aus der entſetzlichen »Höhe, fiel dem beobachtenden Magier gerade auf »die Naſe, nur meine Leichtigkeit, meine außeror¬ »dentliche Gewandheit erhielt mich am Leben.» »Noch war ich zu betäubt um von des Magiers »Naſe herabzuhüpfen und mich ganz in Sicherheit zu »ſetzen, als der Unhold, der verrätheriſche Leuwen¬ »höck (der war der Magier) mich geſchickt mit den »Fingern erhaſchte und ſogleich in ein Rußwurmſches »Univerſal-Mikroſkop ſetzte. Unerachtet es Nacht »war und er daher die Lampe anzünden mußte, war »er doch ein viel zu geübter Beobachter und viel zu »tief eingedrungen in die Wiſſenſchaft, um nicht ſo¬ »gleich mich als den Meiſter Floh zu erkennen. Hoch

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/96>, abgerufen am 28.04.2024.