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Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822.

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"Tracht des verschiedenen Standes, mußten Waffen
"tragen u. s. w. So entstanden aber unter uns
"Schneider, Schuster, Friseurs, Sticker, Knopf¬
"macher, Waffenschmiede, Gürtler, Schwerdtfeger,
"Stellmacher und eine Menge anderer Professionisten,
"die nur arbeiteten um einen unnöthigen, verderblichen
"Luxus zu befördern. Am allerschlimmsten war es,
"daß Leuwenhöck nichts im Auge hatte, als seinen
"eignen Vortheil, daß er uns cultivirte Leute den
"Menschen zeigte und sich Geld dafür bezahlen ließ.
"Ueberdieß aber kam unsere Cultur ganz auf seine
"Rechnung und er erhielt die Lobsprüche, die uns
"allein gebührten. Recht gut wußte Leuwenhöck,
"daß mit meinem Verlust auch seine Herrschaft über
"mein Volk ein Ende hatte, um so fester verschlang er
"daher den Zauber, der mich an ihn bannte und um
"so quälender war meine unglückliche Gefangen¬
"schaft. -- Mit heißer Sehnsucht dachte ich an die
"holde Gamaheh und sann auf Mittel, Nachricht von
"ihrem Schicksal zu erhalten. -- Was aber der
"schärfste Verstand nicht zu ersinnen vermochte, das
"führte die Gunst des Zufalls von selbst herbei. --
"Meines Magiers Freund und Bundesgenosse, der
"alte Swammerdamm hatte die Prinzessin Gama¬
"heh in dem Blumenstaube einer Tulpe entdeckt und

»Tracht des verſchiedenen Standes, mußten Waffen
»tragen u. ſ. w. So entſtanden aber unter uns
»Schneider, Schuſter, Friſeurs, Sticker, Knopf¬
»macher, Waffenſchmiede, Gürtler, Schwerdtfeger,
»Stellmacher und eine Menge anderer Profeſſioniſten,
»die nur arbeiteten um einen unnöthigen, verderblichen
»Luxus zu befördern. Am allerſchlimmſten war es,
»daß Leuwenhöck nichts im Auge hatte, als ſeinen
»eignen Vortheil, daß er uns cultivirte Leute den
»Menſchen zeigte und ſich Geld dafür bezahlen ließ.
»Ueberdieß aber kam unſere Cultur ganz auf ſeine
»Rechnung und er erhielt die Lobſprüche, die uns
»allein gebührten. Recht gut wußte Leuwenhöck,
»daß mit meinem Verluſt auch ſeine Herrſchaft über
»mein Volk ein Ende hatte, um ſo feſter verſchlang er
»daher den Zauber, der mich an ihn bannte und um
»ſo quälender war meine unglückliche Gefangen¬
»ſchaft. — Mit heißer Sehnſucht dachte ich an die
»holde Gamaheh und ſann auf Mittel, Nachricht von
»ihrem Schickſal zu erhalten. — Was aber der
»ſchärfſte Verſtand nicht zu erſinnen vermochte, das
»führte die Gunſt des Zufalls von ſelbſt herbei. —
»Meines Magiers Freund und Bundesgenoſſe, der
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[93/0098] »Tracht des verſchiedenen Standes, mußten Waffen »tragen u. ſ. w. So entſtanden aber unter uns »Schneider, Schuſter, Friſeurs, Sticker, Knopf¬ »macher, Waffenſchmiede, Gürtler, Schwerdtfeger, »Stellmacher und eine Menge anderer Profeſſioniſten, »die nur arbeiteten um einen unnöthigen, verderblichen »Luxus zu befördern. Am allerſchlimmſten war es, »daß Leuwenhöck nichts im Auge hatte, als ſeinen »eignen Vortheil, daß er uns cultivirte Leute den »Menſchen zeigte und ſich Geld dafür bezahlen ließ. »Ueberdieß aber kam unſere Cultur ganz auf ſeine »Rechnung und er erhielt die Lobſprüche, die uns »allein gebührten. Recht gut wußte Leuwenhöck, »daß mit meinem Verluſt auch ſeine Herrſchaft über »mein Volk ein Ende hatte, um ſo feſter verſchlang er »daher den Zauber, der mich an ihn bannte und um »ſo quälender war meine unglückliche Gefangen¬ »ſchaft. — Mit heißer Sehnſucht dachte ich an die »holde Gamaheh und ſann auf Mittel, Nachricht von »ihrem Schickſal zu erhalten. — Was aber der »ſchärfſte Verſtand nicht zu erſinnen vermochte, das »führte die Gunſt des Zufalls von ſelbſt herbei. — »Meines Magiers Freund und Bundesgenoſſe, der »alte Swammerdamm hatte die Prinzeſſin Gama¬ »heh in dem Blumenſtaube einer Tulpe entdeckt und

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Zitationshilfe: Hoffmann, E. T. A.: Meister Floh. Frankfurt (Main), 1822, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_floh_1822/98>, abgerufen am 27.04.2024.