Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

Bild:
<< vorherige Seite

gen sollte, kam heran. Man führte ihn in die
Folterkammer, wo die entsetzlichen mit sinnreicher
Grausamkeit erfundenen Instrumente lagen, und
die Henkersknechte sich bereiteten, den Unglücklichen
zu martern. Nochmals wurde Andres ermahnt,
die That, deren er so dringend verdächtig, ja deren
er durch das Zeugniß jener Jäger überführt wor¬
den, zu gestehen. Er betheuerte wiederum seine
Unschuld, und wiederholte alle Umstände seiner
Bekanntschaft mit Dennern in denselben Wor¬
ten, wie er es im ersten Verhör gethan. Da er¬
griffen ihn die Knechte, banden ihn mit Stricken
und marterten ihn, indem sie seine Glieder aus¬
renkten und Stacheln einbohrten in das gedehnte
Fleisch. Andres vermochte nicht die Quaal zu
ertragen: vom Schmerz gewaltsam zerrissen, den
Tod wünschend, gestand er alles was man wollte,
und wurde ohnmächtig in den Kerker zurückge¬
schleppt. Man stärkte ihn, wie es nach erlitte¬
ner Tortur gewöhnlich, mit Wein und er fiel in
einen zwischen Wachen und Schlafen hinbrütenden

Zustand.

gen ſollte, kam heran. Man fuͤhrte ihn in die
Folterkammer, wo die entſetzlichen mit ſinnreicher
Grauſamkeit erfundenen Inſtrumente lagen, und
die Henkersknechte ſich bereiteten, den Ungluͤcklichen
zu martern. Nochmals wurde Andres ermahnt,
die That, deren er ſo dringend verdaͤchtig, ja deren
er durch das Zeugniß jener Jaͤger uͤberfuͤhrt wor¬
den, zu geſtehen. Er betheuerte wiederum ſeine
Unſchuld, und wiederholte alle Umſtaͤnde ſeiner
Bekanntſchaft mit Dennern in denſelben Wor¬
ten, wie er es im erſten Verhoͤr gethan. Da er¬
griffen ihn die Knechte, banden ihn mit Stricken
und marterten ihn, indem ſie ſeine Glieder aus¬
renkten und Stacheln einbohrten in das gedehnte
Fleiſch. Andres vermochte nicht die Quaal zu
ertragen: vom Schmerz gewaltſam zerriſſen, den
Tod wuͤnſchend, geſtand er alles was man wollte,
und wurde ohnmaͤchtig in den Kerker zuruͤckge¬
ſchleppt. Man ſtaͤrkte ihn, wie es nach erlitte¬
ner Tortur gewoͤhnlich, mit Wein und er fiel in
einen zwiſchen Wachen und Schlafen hinbruͤtenden

Zuſtand.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0168" n="160"/>
gen &#x017F;ollte, kam heran. Man fu&#x0364;hrte ihn in die<lb/>
Folterkammer, wo die ent&#x017F;etzlichen mit &#x017F;innreicher<lb/>
Grau&#x017F;amkeit erfundenen In&#x017F;trumente lagen, und<lb/>
die Henkersknechte &#x017F;ich bereiteten, den Unglu&#x0364;cklichen<lb/>
zu martern. Nochmals wurde <hi rendition="#g">Andres</hi> ermahnt,<lb/>
die That, deren er &#x017F;o dringend verda&#x0364;chtig, ja deren<lb/>
er durch das Zeugniß jener Ja&#x0364;ger u&#x0364;berfu&#x0364;hrt wor¬<lb/>
den, zu ge&#x017F;tehen. Er betheuerte wiederum &#x017F;eine<lb/>
Un&#x017F;chuld, und wiederholte alle Um&#x017F;ta&#x0364;nde &#x017F;einer<lb/>
Bekannt&#x017F;chaft mit <hi rendition="#g">Dennern</hi> in den&#x017F;elben Wor¬<lb/>
ten, wie er es im er&#x017F;ten Verho&#x0364;r gethan. Da er¬<lb/>
griffen ihn die Knechte, banden ihn mit Stricken<lb/>
und marterten ihn, indem &#x017F;ie &#x017F;eine Glieder aus¬<lb/>
renkten und Stacheln einbohrten in das gedehnte<lb/>
Flei&#x017F;ch. <hi rendition="#g">Andres</hi> vermochte nicht die Quaal zu<lb/>
ertragen: vom Schmerz gewalt&#x017F;am zerri&#x017F;&#x017F;en, den<lb/>
Tod wu&#x0364;n&#x017F;chend, ge&#x017F;tand er alles was man wollte,<lb/>
und wurde ohnma&#x0364;chtig in den Kerker zuru&#x0364;ckge¬<lb/>
&#x017F;chleppt. Man &#x017F;ta&#x0364;rkte ihn, wie es nach erlitte¬<lb/>
ner Tortur gewo&#x0364;hnlich, mit Wein und er fiel in<lb/>
einen zwi&#x017F;chen Wachen und Schlafen hinbru&#x0364;tenden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zu&#x017F;tand.<lb/></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0168] gen ſollte, kam heran. Man fuͤhrte ihn in die Folterkammer, wo die entſetzlichen mit ſinnreicher Grauſamkeit erfundenen Inſtrumente lagen, und die Henkersknechte ſich bereiteten, den Ungluͤcklichen zu martern. Nochmals wurde Andres ermahnt, die That, deren er ſo dringend verdaͤchtig, ja deren er durch das Zeugniß jener Jaͤger uͤberfuͤhrt wor¬ den, zu geſtehen. Er betheuerte wiederum ſeine Unſchuld, und wiederholte alle Umſtaͤnde ſeiner Bekanntſchaft mit Dennern in denſelben Wor¬ ten, wie er es im erſten Verhoͤr gethan. Da er¬ griffen ihn die Knechte, banden ihn mit Stricken und marterten ihn, indem ſie ſeine Glieder aus¬ renkten und Stacheln einbohrten in das gedehnte Fleiſch. Andres vermochte nicht die Quaal zu ertragen: vom Schmerz gewaltſam zerriſſen, den Tod wuͤnſchend, geſtand er alles was man wollte, und wurde ohnmaͤchtig in den Kerker zuruͤckge¬ ſchleppt. Man ſtaͤrkte ihn, wie es nach erlitte¬ ner Tortur gewoͤhnlich, mit Wein und er fiel in einen zwiſchen Wachen und Schlafen hinbruͤtenden Zuſtand.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/168
Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/168>, abgerufen am 30.04.2024.