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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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Geld ehrlich erworben sei, unausgemittelt. Den¬
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blieb dagegen bei seiner frühern Behauptung
und ihm stimmten sämmtliche Räuber, die eingefan¬
gen worden, in allem bei. Alles dieses hätte aber
die Richter noch nicht so von der Schuld des
unglücklichen Andres überzeugt, als die Aus¬
sage von zwei Vachschen Jägern, die bei dem
Schein der Flammen ganz genau den Andres
erkannt und gesehen haben wollten, wie von ihm
der Graf niedergestreckt wurde. Nun war An¬
dres
in den Augen des Gerichts ein verstockter
heuchlerischer Bösewicht und gestützt auf das Re¬
sultat aller jener Aussagen und Beweise wurde
ihm die Tortur zuerkannt, um seinen starren
Sinn zu beugen, und ihn zum Geständniß zu
bringen. Schon über ein Jahr schmachtete An¬
dres
im Kerker, der Gram hatte seine Kräfte
aufgezehrt, und sein sonst robuster starker Körper
war schwach und ohnmächtig geworden. Der schreck¬
liche Tag, an dem die Pein ihm das Geständniß
einer That, welche er niemals begangen, abdrin¬

Geld ehrlich erworben ſei, unausgemittelt. Den¬
ner
blieb dagegen bei ſeiner fruͤhern Behauptung
und ihm ſtimmten ſaͤmmtliche Raͤuber, die eingefan¬
gen worden, in allem bei. Alles dieſes haͤtte aber
die Richter noch nicht ſo von der Schuld des
ungluͤcklichen Andres uͤberzeugt, als die Aus¬
ſage von zwei Vachſchen Jaͤgern, die bei dem
Schein der Flammen ganz genau den Andres
erkannt und geſehen haben wollten, wie von ihm
der Graf niedergeſtreckt wurde. Nun war An¬
dres
in den Augen des Gerichts ein verſtockter
heuchleriſcher Boͤſewicht und geſtuͤtzt auf das Re¬
ſultat aller jener Ausſagen und Beweiſe wurde
ihm die Tortur zuerkannt, um ſeinen ſtarren
Sinn zu beugen, und ihn zum Geſtaͤndniß zu
bringen. Schon uͤber ein Jahr ſchmachtete An¬
dres
im Kerker, der Gram hatte ſeine Kraͤfte
aufgezehrt, und ſein ſonſt robuſter ſtarker Koͤrper
war ſchwach und ohnmaͤchtig geworden. Der ſchreck¬
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[159/0167] Geld ehrlich erworben ſei, unausgemittelt. Den¬ ner blieb dagegen bei ſeiner fruͤhern Behauptung und ihm ſtimmten ſaͤmmtliche Raͤuber, die eingefan¬ gen worden, in allem bei. Alles dieſes haͤtte aber die Richter noch nicht ſo von der Schuld des ungluͤcklichen Andres uͤberzeugt, als die Aus¬ ſage von zwei Vachſchen Jaͤgern, die bei dem Schein der Flammen ganz genau den Andres erkannt und geſehen haben wollten, wie von ihm der Graf niedergeſtreckt wurde. Nun war An¬ dres in den Augen des Gerichts ein verſtockter heuchleriſcher Boͤſewicht und geſtuͤtzt auf das Re¬ ſultat aller jener Ausſagen und Beweiſe wurde ihm die Tortur zuerkannt, um ſeinen ſtarren Sinn zu beugen, und ihn zum Geſtaͤndniß zu bringen. Schon uͤber ein Jahr ſchmachtete An¬ dres im Kerker, der Gram hatte ſeine Kraͤfte aufgezehrt, und ſein ſonſt robuſter ſtarker Koͤrper war ſchwach und ohnmaͤchtig geworden. Der ſchreck¬ liche Tag, an dem die Pein ihm das Geſtaͤndniß einer That, welche er niemals begangen, abdrin¬

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/167>, abgerufen am 01.05.2024.