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[Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817.

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erhob sich heftiger das Rauschen und Brausen,
und die entsetzlichen Stimmen verworfener Gei¬
ster lachten gellend heraus. Der Geistliche ließ
sich jedoch nicht irre machen; er betete kräftiger
das Cruzifix emporhaltend und die Thür mit
Weihwasser besprengend. "Man gebe mir ein
Brecheisen!" rief er laut; zitternd reichte es
ihm ein Maurerbusche hin, aber kaum setzte
es der alte Mönch an die Thüre, als sie mit
furchtbar erschütterndem Knall aufsprang. Blaue
Flammen leckten überall an den Wänden des
Gewölbes herauf und eine betäubende erstickende
Hitze strömte aus dem Innern. Demunerachtet
wollte der Dominikaner hineintreten; da stürzte der
Boden des Gewölbes ein, daß das ganze Haus er¬
dröhnte und Flammen prasselten aus dem Ab¬
grunde hervor, die wüthend um sich griffen und
alles rings umher erfaßten. Schnell mußte der
Dominikaner mit seiner Begleitung fliehen, um
nicht zu verbrennen, oder verschüttet zu werden.
Kaum waren sie auf der Straße, als das ganze

erhob ſich heftiger das Rauſchen und Brauſen,
und die entſetzlichen Stimmen verworfener Gei¬
ſter lachten gellend heraus. Der Geiſtliche ließ
ſich jedoch nicht irre machen; er betete kraͤftiger
das Cruzifix emporhaltend und die Thuͤr mit
Weihwaſſer beſprengend. „Man gebe mir ein
Brecheiſen!“ rief er laut; zitternd reichte es
ihm ein Maurerbuſche hin, aber kaum ſetzte
es der alte Moͤnch an die Thuͤre, als ſie mit
furchtbar erſchuͤtterndem Knall aufſprang. Blaue
Flammen leckten uͤberall an den Waͤnden des
Gewoͤlbes herauf und eine betaͤubende erſtickende
Hitze ſtroͤmte aus dem Innern. Demunerachtet
wollte der Dominikaner hineintreten; da ſtuͤrzte der
Boden des Gewoͤlbes ein, daß das ganze Haus er¬
droͤhnte und Flammen praſſelten aus dem Ab¬
grunde hervor, die wuͤthend um ſich griffen und
alles rings umher erfaßten. Schnell mußte der
Dominikaner mit ſeiner Begleitung fliehen, um
nicht zu verbrennen, oder verſchuͤttet zu werden.
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[187/0195] erhob ſich heftiger das Rauſchen und Brauſen, und die entſetzlichen Stimmen verworfener Gei¬ ſter lachten gellend heraus. Der Geiſtliche ließ ſich jedoch nicht irre machen; er betete kraͤftiger das Cruzifix emporhaltend und die Thuͤr mit Weihwaſſer beſprengend. „Man gebe mir ein Brecheiſen!“ rief er laut; zitternd reichte es ihm ein Maurerbuſche hin, aber kaum ſetzte es der alte Moͤnch an die Thuͤre, als ſie mit furchtbar erſchuͤtterndem Knall aufſprang. Blaue Flammen leckten uͤberall an den Waͤnden des Gewoͤlbes herauf und eine betaͤubende erſtickende Hitze ſtroͤmte aus dem Innern. Demunerachtet wollte der Dominikaner hineintreten; da ſtuͤrzte der Boden des Gewoͤlbes ein, daß das ganze Haus er¬ droͤhnte und Flammen praſſelten aus dem Ab¬ grunde hervor, die wuͤthend um ſich griffen und alles rings umher erfaßten. Schnell mußte der Dominikaner mit ſeiner Begleitung fliehen, um nicht zu verbrennen, oder verſchuͤttet zu werden. Kaum waren ſie auf der Straße, als das ganze

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Zitationshilfe: [Hoffmann, E. T. A.]: Nachtstücke. Bd. 1. Berlin, 1817, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_nachtstuecke01_1817/195>, abgerufen am 01.05.2024.