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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Anderer Auftritt.
So würden sie doch noch zu schwach zum Lobe seyn.
Ja des Himmels reine Tochter/ so der matten Sterbligkeit/
Hochgebrachte Wunderthaten von der Zeiten Biß befreyt/
Schreib' auch eure Treu mit Golde harten Diamanten ein.
Tit. Was nahm der Todes-Kampff doch endlich vor ein Ende?
Both. Mirtillo der gewann/ O wunderbarer Streit!
Der Uberwundne blieb bey Leben/
Und der Uberwinder fiel in des Todes bleiche Hände.
Der Priester selber sprach: Ach! Tochter/ schweig doch nu/
Dann dieser wird durch dich vom Tode nicht befreyt/
Vor die er sich entschloß sein Leben hinzugeben/
So rufft uns das Gesetze zu.
Nach diesem hieß er sie aufs fleißigste verwahren/
Weil gar leichte das Verzweiffeln Ubels ärger möchte machen.
So war der Zustand dieser Sachen/
Als mich Montano hat von sich zu dir gesandt:
Ein mehrers hab ich nicht erfahren.
Tit. Es ist der Welt genug bekand/
"Daß man eher einen Frühling ohne Blumen werde spüren/
"Als die Nymfe/ so nicht Liebe solt in ihrem Hertzen führen.
Doch verbleiben wir alhier/
Wie werden wir
Die Stunde/ wenn man soll in Tempel gehen/ wissen.
Both. Jch weiß nicht/ wo man besser warten kan:
Dann dieses ist der Plan/
Da der fromme Schäfer wird als ein Opffer sterben müssen.
Tit. Wie so im Tempel nicht?
Both. Er muß die Straffe leiden/
Wo er verbrochen hat.
Tit. Wie so/ daß er die Schuld
Nicht in der Höle büst/ wo er die That begangen?
Both. Die Satzung hat gewollt/
Daß er unter freyem Himmel solte seinen Streich empfangen.
Tit. Von wem hastu Bericht?
Both. Von dem Aelsten unfrer Priester/ der mit viel Beteuren
spricht/
Daß Tirenio der alte habe zu verstehn gegeben/
Daß Lucrin und auch Amintas so verlohren Geist und Leben.
Doch ist es Zeit zu weichen:
Schaustu/ wie der heilig Umgang bald die Ebne wird erreichen?
Es
L 4
Anderer Auftritt.
So wuͤrden ſie doch noch zu ſchwach zum Lobe ſeyn.
Ja des Himmels reine Tochter/ ſo der matten Sterbligkeit/
Hochgebrachte Wunderthaten von der Zeiten Biß befreyt/
Schreib’ auch eure Treu mit Golde harten Diamanten ein.
Tit. Was nahm der Todes-Kampff doch endlich vor ein Ende?
Both. Mirtillo der gewann/ O wunderbarer Streit!
Der Uberwundne blieb bey Leben/
Und der Uberwinder fiel in des Todes bleiche Haͤnde.
Der Prieſter ſelber ſprach: Ach! Tochter/ ſchweig doch nu/
Dann dieſer wird durch dich vom Tode nicht befreyt/
Vor die er ſich entſchloß ſein Leben hinzugeben/
So rufft uns das Geſetze zu.
Nach dieſem hieß er ſie aufs fleißigſte verwahren/
Weil gar leichte das Verzweiffeln Ubels aͤrger moͤchte machen.
So war der Zuſtand dieſer Sachen/
Als mich Montano hat von ſich zu dir geſandt:
Ein mehrers hab ich nicht erfahren.
Tit. Es iſt der Welt genug bekand/
„Daß man eher einen Fruͤhling ohne Blumen werde ſpuͤren/
„Als die Nymfe/ ſo nicht Liebe ſolt in ihrem Hertzen fuͤhren.
Doch verbleiben wir alhier/
Wie werden wir
Die Stunde/ wenn man ſoll in Tempel gehen/ wiſſen.
Both. Jch weiß nicht/ wo man beſſer warten kan:
Dann dieſes iſt der Plan/
Da der fromme Schaͤfer wird als ein Opffer ſterben muͤſſen.
Tit. Wie ſo im Tempel nicht?
Both. Er muß die Straffe leiden/
Wo er verbrochen hat.
Tit. Wie ſo/ daß er die Schuld
Nicht in der Hoͤle buͤſt/ wo er die That begangen?
Both. Die Satzung hat gewollt/
Daß er unter freyem Himmel ſolte ſeinen Streich empfangen.
Tit. Von wem haſtu Bericht?
Both. Von dem Aelſten unfrer Prieſter/ der mit viel Beteuren
ſpricht/
Daß Tirenio der alte habe zu verſtehn gegeben/
Daß Lucrin und auch Amintas ſo verlohren Geiſt und Leben.
Doch iſt es Zeit zu weichen:
Schauſtu/ wie der heilig Umgang bald die Ebne wird erreichen?
Es
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[167/0213] Anderer Auftritt. So wuͤrden ſie doch noch zu ſchwach zum Lobe ſeyn. Ja des Himmels reine Tochter/ ſo der matten Sterbligkeit/ Hochgebrachte Wunderthaten von der Zeiten Biß befreyt/ Schreib’ auch eure Treu mit Golde harten Diamanten ein. Tit. Was nahm der Todes-Kampff doch endlich vor ein Ende? Both. Mirtillo der gewann/ O wunderbarer Streit! Der Uberwundne blieb bey Leben/ Und der Uberwinder fiel in des Todes bleiche Haͤnde. Der Prieſter ſelber ſprach: Ach! Tochter/ ſchweig doch nu/ Dann dieſer wird durch dich vom Tode nicht befreyt/ Vor die er ſich entſchloß ſein Leben hinzugeben/ So rufft uns das Geſetze zu. Nach dieſem hieß er ſie aufs fleißigſte verwahren/ Weil gar leichte das Verzweiffeln Ubels aͤrger moͤchte machen. So war der Zuſtand dieſer Sachen/ Als mich Montano hat von ſich zu dir geſandt: Ein mehrers hab ich nicht erfahren. Tit. Es iſt der Welt genug bekand/ „Daß man eher einen Fruͤhling ohne Blumen werde ſpuͤren/ „Als die Nymfe/ ſo nicht Liebe ſolt in ihrem Hertzen fuͤhren. Doch verbleiben wir alhier/ Wie werden wir Die Stunde/ wenn man ſoll in Tempel gehen/ wiſſen. Both. Jch weiß nicht/ wo man beſſer warten kan: Dann dieſes iſt der Plan/ Da der fromme Schaͤfer wird als ein Opffer ſterben muͤſſen. Tit. Wie ſo im Tempel nicht? Both. Er muß die Straffe leiden/ Wo er verbrochen hat. Tit. Wie ſo/ daß er die Schuld Nicht in der Hoͤle buͤſt/ wo er die That begangen? Both. Die Satzung hat gewollt/ Daß er unter freyem Himmel ſolte ſeinen Streich empfangen. Tit. Von wem haſtu Bericht? Both. Von dem Aelſten unfrer Prieſter/ der mit viel Beteuren ſpricht/ Daß Tirenio der alte habe zu verſtehn gegeben/ Daß Lucrin und auch Amintas ſo verlohren Geiſt und Leben. Doch iſt es Zeit zu weichen: Schauſtu/ wie der heilig Umgang bald die Ebne wird erreichen? Es L 4

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/213>, abgerufen am 29.04.2024.