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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Vierter Auftritt.
Der so treu als der Amintas sich für den Altar gestellt/
Und dir zur Rache niederfällt/
Als den Versöhnungs Trang gewähren.
Reyh d. S. Jupiters Tochter/ Schwester der Sonnen/
Anderer Phoebus, die du der Welt/
Wann sie die Blindheit der Nächte befällt/
Jm ersteren Zirckel zu leichten begonnen.
Mont. Wie/ wil die Wehmuth mir das Hertz itzund bezwingen?
Wie? entschläfft mir Muth und Geist?
Jch weiß nicht/ was vor Furcht mich stille halten heist/
Daß ich das Beil nicht weiß zu schwingen.
Car. Jch möchte wol zuvor den armen Menschen schauen/
Und dann zurücke weichen:
Denn dergleichen
Kan ich mir anzusehn gewißlich nicht getrauen.
Mont. Wer weiß/ ob nicht der Sonnen klarem Lichte/
Wiewol es untergeht/
Das menschlich Opffer scheint ein groß Verdruß zu seyn:
Und dieses dämpfet meinen Muth/
Und reisset meine Kräfften ein.
Wende dich/ daß dein Gesichte
Jenseits hingekehret steht.
So ist es gut.
Car. Ach was schau ich!
Ach! mein lieber Sohn/ Mirtillo, ach! ich armer/ schau ich dich?
Mont. Jtzt kan nun.
Car. Ach! er ists.
Mont. Jch wolt den
Streich beginnen.
Car. Ach Diener Gottes halt doch innen.
Mont. Und du verfluchter Mensch/ was stöst dich itz und an/
Daß das heilig Eisen hier
Vor deiner Hand nicht unbefleckt seyn kan.
Car. Ach! Mirtillo, komt dein Vater in dergleichen Noth zu dir.
Nic. Geh zu dem und jenem hin/ alter Narr/ fort auf die Seiter!
Car. Das hätt ich nicht gedacht.
Nic. Fort/ fort/ wilstu noch
streiten.
Was den Göttern ist bestimmt/ soll kein schnöder Finger rühren.
Car. Jch bin auch den Göttern lieb/ die mich haben wollen führen.
Mont. Nicandro, halt noch an/ man muß ihn erstlich hören:
Dann
Vierter Auftritt.
Der ſo treu als der Amintas ſich fuͤr den Altar geſtellt/
Und dir zur Rache niederfaͤllt/
Als den Verſoͤhnungs Trang gewaͤhren.
Reyh d. S. Jupiters Tochter/ Schweſter der Sonnen/
Anderer Phœbus, die du der Welt/
Wann ſie die Blindheit der Naͤchte befaͤllt/
Jm erſteren Zirckel zu leichten begonnen.
Mont. Wie/ wil die Wehmuth mir das Hertz itzund bezwingen?
Wie? entſchlaͤfft mir Muth und Geiſt?
Jch weiß nicht/ was vor Furcht mich ſtille halten heiſt/
Daß ich das Beil nicht weiß zu ſchwingen.
Car. Jch moͤchte wol zuvor den armen Menſchen ſchauen/
Und dann zuruͤcke weichen:
Denn dergleichen
Kan ich mir anzuſehn gewißlich nicht getrauen.
Mont. Wer weiß/ ob nicht der Sonnen klarem Lichte/
Wiewol es untergeht/
Das menſchlich Opffer ſcheint ein groß Verdruß zu ſeyn:
Und dieſes daͤmpfet meinen Muth/
Und reiſſet meine Kraͤfften ein.
Wende dich/ daß dein Geſichte
Jenſeits hingekehret ſteht.
So iſt es gut.
Car. Ach was ſchau ich!
Ach! mein lieber Sohn/ Mirtillo, ach! ich armer/ ſchau ich dich?
Mont. Jtzt kan nun.
Car. Ach! er iſts.
Mont. Jch wolt den
Streich beginnen.
Car. Ach Diener Gottes halt doch innen.
Mont. Und du verfluchter Menſch/ was ſtoͤſt dich itz und an/
Daß das heilig Eiſen hier
Vor deiner Hand nicht unbefleckt ſeyn kan.
Car. Ach! Mirtillo, komt dein Vater in dergleichen Noth zu dir.
Nic. Geh zu dem und jenem hin/ alter Narr/ fort auf die Seiter!
Car. Das haͤtt ich nicht gedacht.
Nic. Fort/ fort/ wilſtu noch
ſtreiten.
Was den Goͤttern iſt beſtimmt/ ſoll kein ſchnoͤder Finger ruͤhren.
Car. Jch bin auch den Goͤttern lieb/ die mich haben wollen fuͤhren.
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Dann
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[173/0219] Vierter Auftritt. Der ſo treu als der Amintas ſich fuͤr den Altar geſtellt/ Und dir zur Rache niederfaͤllt/ Als den Verſoͤhnungs Trang gewaͤhren. Reyh d. S. Jupiters Tochter/ Schweſter der Sonnen/ Anderer Phœbus, die du der Welt/ Wann ſie die Blindheit der Naͤchte befaͤllt/ Jm erſteren Zirckel zu leichten begonnen. Mont. Wie/ wil die Wehmuth mir das Hertz itzund bezwingen? Wie? entſchlaͤfft mir Muth und Geiſt? Jch weiß nicht/ was vor Furcht mich ſtille halten heiſt/ Daß ich das Beil nicht weiß zu ſchwingen. Car. Jch moͤchte wol zuvor den armen Menſchen ſchauen/ Und dann zuruͤcke weichen: Denn dergleichen Kan ich mir anzuſehn gewißlich nicht getrauen. Mont. Wer weiß/ ob nicht der Sonnen klarem Lichte/ Wiewol es untergeht/ Das menſchlich Opffer ſcheint ein groß Verdruß zu ſeyn: Und dieſes daͤmpfet meinen Muth/ Und reiſſet meine Kraͤfften ein. Wende dich/ daß dein Geſichte Jenſeits hingekehret ſteht. So iſt es gut. Car. Ach was ſchau ich! Ach! mein lieber Sohn/ Mirtillo, ach! ich armer/ ſchau ich dich? Mont. Jtzt kan nun. Car. Ach! er iſts. Mont. Jch wolt den Streich beginnen. Car. Ach Diener Gottes halt doch innen. Mont. Und du verfluchter Menſch/ was ſtoͤſt dich itz und an/ Daß das heilig Eiſen hier Vor deiner Hand nicht unbefleckt ſeyn kan. Car. Ach! Mirtillo, komt dein Vater in dergleichen Noth zu dir. Nic. Geh zu dem und jenem hin/ alter Narr/ fort auf die Seiter! Car. Das haͤtt ich nicht gedacht. Nic. Fort/ fort/ wilſtu noch ſtreiten. Was den Goͤttern iſt beſtimmt/ ſoll kein ſchnoͤder Finger ruͤhren. Car. Jch bin auch den Goͤttern lieb/ die mich haben wollen fuͤhren. Mont. Nicandro, halt noch an/ man muß ihn erſtlich hoͤren: Dann

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/219>, abgerufen am 29.04.2024.