Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierter Auftritt.
Doch/ wann der Silvio, als wie itzund der deine
Auf den Knien läg alhier:
So getraut ich mir/
An ihm getroft/ nach Opffers Brauch/
Der Göttin Willen auszuüben.
Und der wird mit Priester-Schmucke tadelhafftig angethan/
Der nicht wegen Eigennutzens freudig sich entkleiden kan.
Car. Ach! laß mich meinen Sohn bey Leben
Doch nur noch einmal küssen.
Mont. Jch weiß auch dis nicht zuzugeben.
Car. Ach! mein liebstes Fleisch und Blut/
Ach! wie verhärtestu so sträfflich Geist und Muth?
Wie lästu dir den bleichen Mund verschliessen.
Mirt. Ach! Vater/ stelle doch dein bittres Klagen ein.
Mont. Das Opffer ist entweiht/ entheiligt/ ach uns Armen!
Jhr Götter lasst euch dis erbarmen.
Mirt. Wehrter könte ja mein Leben
So du mir hast gegeben/
Nicht aufgewendet seyn.
Car. Jch dachte wohl/
Daß meine Thränen ihn nicht würden schweigen lassen.
Mirt. Jch Aermster/ Angst und Jrrthums voll/
Kont ich das Schweigen dann nicht ins Gehirne fassen.
Mont. Auf/ auf ihr Priester auf/ daß man doch nicht verweile/
Und also bald mit ihm hin in den Tempel eile/
Damit er auf das neu frey sein Gelübde thu.
Wann ihr zurücke kommt/ so heisset neue Kohlen/
Neu Wasser/ neuen Wein/ und was benöthigt holen/
Auf/ auf/ die Sonne laufft dem Untergange zu.


Fünf-
Vierter Auftritt.
Doch/ wann der Silvio, als wie itzund der deine
Auf den Knien laͤg alhier:
So getraut ich mir/
An ihm getroft/ nach Opffers Brauch/
Der Goͤttin Willen auszuuͤben.
Und der wird mit Prieſter-Schmucke tadelhafftig angethan/
Der nicht wegen Eigennutzens freudig ſich entkleiden kan.
Car. Ach! laß mich meinen Sohn bey Leben
Doch nur noch einmal kuͤſſen.
Mont. Jch weiß auch dis nicht zuzugeben.
Car. Ach! mein liebſtes Fleiſch und Blut/
Ach! wie verhaͤrteſtu ſo ſtraͤfflich Geiſt und Muth?
Wie laͤſtu dir den bleichen Mund verſchlieſſen.
Mirt. Ach! Vater/ ſtelle doch dein bittres Klagen ein.
Mont. Das Opffer iſt entweiht/ entheiligt/ ach uns Armen!
Jhr Goͤtter laſſt euch dis erbarmen.
Mirt. Wehrter koͤnte ja mein Leben
So du mir haſt gegeben/
Nicht aufgewendet ſeyn.
Car. Jch dachte wohl/
Daß meine Thraͤnen ihn nicht wuͤrden ſchweigen laſſen.
Mirt. Jch Aermſter/ Angſt und Jrrthums voll/
Kont ich das Schweigen dann nicht ins Gehirne faſſen.
Mont. Auf/ auf ihr Prieſter auf/ daß man doch nicht verweile/
Und alſo bald mit ihm hin in den Tempel eile/
Damit er auf das neu frey ſein Geluͤbde thu.
Wann ihr zuruͤcke kommt/ ſo heiſſet neue Kohlen/
Neu Waſſer/ neuen Wein/ und was benoͤthigt holen/
Auf/ auf/ die Sonne laufft dem Untergange zu.


Fuͤnf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#MON">
              <p><pb facs="#f0221" n="175"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vierter Auftritt.</hi></fw><lb/>
Doch/ wann der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Silvio,</hi></hi> als wie itzund der deine<lb/>
Auf den Knien la&#x0364;g alhier:<lb/>
So getraut ich mir/<lb/>
An ihm getroft/ nach Opffers Brauch/<lb/>
Der Go&#x0364;ttin Willen auszuu&#x0364;ben.<lb/>
Und der wird mit Prie&#x017F;ter-Schmucke tadelhafftig angethan/<lb/>
Der nicht wegen Eigennutzens freudig &#x017F;ich entkleiden kan.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CAR">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Car.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Ach! laß mich meinen Sohn bey Leben<lb/>
Doch nur noch einmal ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MON">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Mont.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Jch weiß auch dis nicht zuzugeben.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CAR">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Car.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Ach! mein lieb&#x017F;tes Flei&#x017F;ch und Blut/<lb/>
Ach! wie verha&#x0364;rte&#x017F;tu &#x017F;o &#x017F;tra&#x0364;fflich Gei&#x017F;t und Muth?<lb/>
Wie la&#x0364;&#x017F;tu dir den bleichen Mund ver&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MIR">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Mirt.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Ach! Vater/ &#x017F;telle doch dein bittres Klagen ein.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MON">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Mont.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Das Opffer i&#x017F;t entweiht/ entheiligt/ ach uns Armen!<lb/>
Jhr Go&#x0364;tter la&#x017F;&#x017F;t euch dis erbarmen.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MIR">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Mirt.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Wehrter ko&#x0364;nte ja mein Leben<lb/>
So du mir ha&#x017F;t gegeben/<lb/>
Nicht aufgewendet &#x017F;eyn.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CAR">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Car.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Jch dachte wohl/<lb/>
Daß meine Thra&#x0364;nen ihn nicht wu&#x0364;rden &#x017F;chweigen la&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MIR">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Mirt.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Jch Aerm&#x017F;ter/ Ang&#x017F;t und Jrrthums voll/<lb/>
Kont ich das Schweigen dann nicht ins Gehirne fa&#x017F;&#x017F;en.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MON">
              <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#i">Mont.</hi> </hi> </hi> </speaker>
              <p>Auf/ auf ihr Prie&#x017F;ter auf/ daß man doch nicht verweile/<lb/>
Und al&#x017F;o bald mit ihm hin in den Tempel eile/<lb/>
Damit er auf das neu frey &#x017F;ein Gelu&#x0364;bde thu.<lb/>
Wann ihr zuru&#x0364;cke kommt/ &#x017F;o hei&#x017F;&#x017F;et neue Kohlen/<lb/>
Neu Wa&#x017F;&#x017F;er/ neuen Wein/ und was beno&#x0364;thigt holen/<lb/>
Auf/ auf/ die Sonne laufft dem Untergange zu.</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nf-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0221] Vierter Auftritt. Doch/ wann der Silvio, als wie itzund der deine Auf den Knien laͤg alhier: So getraut ich mir/ An ihm getroft/ nach Opffers Brauch/ Der Goͤttin Willen auszuuͤben. Und der wird mit Prieſter-Schmucke tadelhafftig angethan/ Der nicht wegen Eigennutzens freudig ſich entkleiden kan. Car. Ach! laß mich meinen Sohn bey Leben Doch nur noch einmal kuͤſſen. Mont. Jch weiß auch dis nicht zuzugeben. Car. Ach! mein liebſtes Fleiſch und Blut/ Ach! wie verhaͤrteſtu ſo ſtraͤfflich Geiſt und Muth? Wie laͤſtu dir den bleichen Mund verſchlieſſen. Mirt. Ach! Vater/ ſtelle doch dein bittres Klagen ein. Mont. Das Opffer iſt entweiht/ entheiligt/ ach uns Armen! Jhr Goͤtter laſſt euch dis erbarmen. Mirt. Wehrter koͤnte ja mein Leben So du mir haſt gegeben/ Nicht aufgewendet ſeyn. Car. Jch dachte wohl/ Daß meine Thraͤnen ihn nicht wuͤrden ſchweigen laſſen. Mirt. Jch Aermſter/ Angſt und Jrrthums voll/ Kont ich das Schweigen dann nicht ins Gehirne faſſen. Mont. Auf/ auf ihr Prieſter auf/ daß man doch nicht verweile/ Und alſo bald mit ihm hin in den Tempel eile/ Damit er auf das neu frey ſein Geluͤbde thu. Wann ihr zuruͤcke kommt/ ſo heiſſet neue Kohlen/ Neu Waſſer/ neuen Wein/ und was benoͤthigt holen/ Auf/ auf/ die Sonne laufft dem Untergange zu. Fuͤnf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/221
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/221>, abgerufen am 29.04.2024.