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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Achter Auftritt.
So des Mirtillo Brunst nur desto mehr erweckte.
Sie stellte sich/ nachdem sie seinen Trieb empfunden/
Als wenn sie ihm entweichen wolte/
Damit nur desto mehr der Kuß sich schärffen solte/
Und keiner war des Zweiffels frey/
Ob der Kuß hier mehr geraubet/ oder mehr geschencket sey.
Das hitzig Entziehen/
Das fälschlich Entfliehen/
War ein Nein/ das da begehrte
Das halb versagt/ und gantz gewährte.
Ein so höfliches Versagen/
Das sie diesem mit Behagen/
Was sie verweigerte schien eyfrig nachzujagen.
Ein Verbot/ so hieß/
Und hier den Rauber selbst zum Rauben drang und riß.
Ein Bleiben und ein Fliehen/
So sich geraubt zu seyn fast selber wil bemühen.
O Zucker-süsser Kuß!
Corisc' ich kan nicht mehr.
Die Lust bezwinget mich so sehr/
Daß ich üm eine Braut mich itzt bewerben muß.
Dann soll die Süssigkeit uns recht zu Hertzen gehen/
So muß die Lieb uns auch nechst an der Seite stehen.
Cor. Jst dieses wahr/ so ist gewißlich dis der Tag/
Da Corisca sagen mag/
Daß sie allen Witz verlohren/
Oder ja zu mehrem Witz auf das neue sey gebohren.


Neun-
N 5
Achter Auftritt.
So des Mirtillo Brunſt nur deſto mehr erweckte.
Sie ſtellte ſich/ nachdem ſie ſeinen Trieb empfunden/
Als wenn ſie ihm entweichen wolte/
Damit nur deſto mehr der Kuß ſich ſchaͤrffen ſolte/
Und keiner war des Zweiffels frey/
Ob der Kuß hier mehr geraubet/ oder mehr geſchencket ſey.
Das hitzig Entziehen/
Das faͤlſchlich Entfliehen/
War ein Nein/ das da begehrte
Das halb verſagt/ und gantz gewaͤhrte.
Ein ſo hoͤfliches Verſagen/
Das ſie dieſem mit Behagen/
Was ſie verweigerte ſchien eyfrig nachzujagen.
Ein Verbot/ ſo hieß/
Und hier den Rauber ſelbſt zum Rauben drang und riß.
Ein Bleiben und ein Fliehen/
So ſich geraubt zu ſeyn faſt ſelber wil bemuͤhen.
O Zucker-ſuͤſſer Kuß!
Coriſc’ ich kan nicht mehr.
Die Luſt bezwinget mich ſo ſehr/
Daß ich uͤm eine Braut mich itzt bewerben muß.
Dann ſoll die Suͤſſigkeit uns recht zu Hertzen gehen/
So muß die Lieb uns auch nechſt an der Seite ſtehen.
Cor. Jſt dieſes wahr/ ſo iſt gewißlich dis der Tag/
Da Coriſca ſagen mag/
Daß ſie allen Witz verlohren/
Oder ja zu mehrem Witz auf das neue ſey gebohren.


Neun-
N 5
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[201/0247] Achter Auftritt. So des Mirtillo Brunſt nur deſto mehr erweckte. Sie ſtellte ſich/ nachdem ſie ſeinen Trieb empfunden/ Als wenn ſie ihm entweichen wolte/ Damit nur deſto mehr der Kuß ſich ſchaͤrffen ſolte/ Und keiner war des Zweiffels frey/ Ob der Kuß hier mehr geraubet/ oder mehr geſchencket ſey. Das hitzig Entziehen/ Das faͤlſchlich Entfliehen/ War ein Nein/ das da begehrte Das halb verſagt/ und gantz gewaͤhrte. Ein ſo hoͤfliches Verſagen/ Das ſie dieſem mit Behagen/ Was ſie verweigerte ſchien eyfrig nachzujagen. Ein Verbot/ ſo hieß/ Und hier den Rauber ſelbſt zum Rauben drang und riß. Ein Bleiben und ein Fliehen/ So ſich geraubt zu ſeyn faſt ſelber wil bemuͤhen. O Zucker-ſuͤſſer Kuß! Coriſc’ ich kan nicht mehr. Die Luſt bezwinget mich ſo ſehr/ Daß ich uͤm eine Braut mich itzt bewerben muß. Dann ſoll die Suͤſſigkeit uns recht zu Hertzen gehen/ So muß die Lieb uns auch nechſt an der Seite ſtehen. Cor. Jſt dieſes wahr/ ſo iſt gewißlich dis der Tag/ Da Coriſca ſagen mag/ Daß ſie allen Witz verlohren/ Oder ja zu mehrem Witz auf das neue ſey gebohren. Neun- N 5

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/247>, abgerufen am 29.04.2024.