Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

worden ist. Man ist hier daran gewöhnt, Sie für
einen Eleven von Vermögen anzusehen, noch aus den
Tagen der Amelot her.

"Aber das ist ja schrecklich, was Sie mir da erzäh-
len, Herr Amand," nahm der aus all' seinen Himmeln
vertriebene Anton das Wort. "Wie hab' ich mich doch
in diesen Leuten geirrt! Und die arme Jartour, ihr
sauer erworbenes Vermögen! Oh, sagen Sie mir,
wo wohnt sie? Jst es weit vom Cirkus?"

Jch soll Jhnen sagen ...? Herr Antoine, sind
Sie bei Verstande, oder ist Jhr Kopf noch nicht heil?
Jch soll Jhnen sagen, wo die Jartour wohnt? Wenn
Sie das nicht besser wissen wie ich, dann werden wir's
beide schwerlich erfahren. Seit B. hab' ich nichts
von ihr gehört, noch gesehen.

"Adele ist nicht in Dr.?"

Wofern Sie nicht mit Jhnen zugleich anlangte,
sicher nicht. Was sollte sie auch hier, wenn sie nicht
hier wäre, um bei Jhnen zu sein? Sagt' ich Jhnen
nicht schon, daß der Vertrag mit Herrn Guillaume
abgelaufen ist, daß sie ihn nicht erneuert, daß sie dies
Engagement verlassen hat? Wer weiß, was ihr durch
den Sinn gefahren? Sie war ein braves Frauenzim-
mer, aber voll von Launen und Grillen; wollte

worden iſt. Man iſt hier daran gewoͤhnt, Sie fuͤr
einen Eleven von Vermoͤgen anzuſehen, noch aus den
Tagen der Amelot her.

„Aber das iſt ja ſchrecklich, was Sie mir da erzaͤh-
len, Herr Amand,“ nahm der aus all’ ſeinen Himmeln
vertriebene Anton das Wort. „Wie hab’ ich mich doch
in dieſen Leuten geirrt! Und die arme Jartour, ihr
ſauer erworbenes Vermoͤgen! Oh, ſagen Sie mir,
wo wohnt ſie? Jſt es weit vom Cirkus?“

Jch ſoll Jhnen ſagen ...? Herr Antoine, ſind
Sie bei Verſtande, oder iſt Jhr Kopf noch nicht heil?
Jch ſoll Jhnen ſagen, wo die Jartour wohnt? Wenn
Sie das nicht beſſer wiſſen wie ich, dann werden wir’s
beide ſchwerlich erfahren. Seit B. hab’ ich nichts
von ihr gehoͤrt, noch geſehen.

„Adele iſt nicht in Dr.?“

Wofern Sie nicht mit Jhnen zugleich anlangte,
ſicher nicht. Was ſollte ſie auch hier, wenn ſie nicht
hier waͤre, um bei Jhnen zu ſein? Sagt’ ich Jhnen
nicht ſchon, daß der Vertrag mit Herrn Guillaume
abgelaufen iſt, daß ſie ihn nicht erneuert, daß ſie dies
Engagement verlaſſen hat? Wer weiß, was ihr durch
den Sinn gefahren? Sie war ein braves Frauenzim-
mer, aber voll von Launen und Grillen; wollte

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0167" n="165"/>
worden i&#x017F;t. Man i&#x017F;t hier daran gewo&#x0364;hnt, Sie fu&#x0364;r<lb/>
einen Eleven von Vermo&#x0364;gen anzu&#x017F;ehen, noch aus den<lb/>
Tagen der Amelot her.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Aber das i&#x017F;t ja &#x017F;chrecklich, was Sie mir da erza&#x0364;h-<lb/>
len, Herr Amand,&#x201C; nahm der aus all&#x2019; &#x017F;einen Himmeln<lb/>
vertriebene Anton das Wort. &#x201E;Wie hab&#x2019; ich mich doch<lb/>
in die&#x017F;en Leuten geirrt! Und die arme Jartour, ihr<lb/>
&#x017F;auer erworbenes Vermo&#x0364;gen! Oh, &#x017F;agen Sie mir,<lb/>
wo wohnt &#x017F;ie? J&#x017F;t es weit vom Cirkus?&#x201C;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Jch</hi> &#x017F;oll Jhnen &#x017F;agen ...? Herr Antoine, &#x017F;ind<lb/>
Sie bei Ver&#x017F;tande, oder i&#x017F;t Jhr Kopf noch nicht heil?<lb/>
Jch &#x017F;oll <hi rendition="#g">Jhnen</hi> &#x017F;agen, wo die Jartour wohnt? Wenn<lb/>
Sie das nicht be&#x017F;&#x017F;er wi&#x017F;&#x017F;en wie ich, dann werden wir&#x2019;s<lb/>
beide &#x017F;chwerlich erfahren. Seit B. hab&#x2019; ich nichts<lb/>
von ihr geho&#x0364;rt, noch ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Adele i&#x017F;t nicht in Dr.?&#x201C;</p><lb/>
        <p>Wofern Sie nicht mit Jhnen zugleich anlangte,<lb/>
&#x017F;icher nicht. Was &#x017F;ollte &#x017F;ie auch hier, wenn &#x017F;ie nicht<lb/>
hier wa&#x0364;re, um bei Jhnen zu &#x017F;ein? Sagt&#x2019; ich Jhnen<lb/>
nicht &#x017F;chon, daß der Vertrag mit Herrn Guillaume<lb/>
abgelaufen i&#x017F;t, daß &#x017F;ie ihn nicht erneuert, daß &#x017F;ie dies<lb/>
Engagement verla&#x017F;&#x017F;en hat? Wer weiß, was ihr durch<lb/>
den Sinn gefahren? Sie war ein braves Frauenzim-<lb/>
mer, aber voll von Launen und Grillen; wollte<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0167] worden iſt. Man iſt hier daran gewoͤhnt, Sie fuͤr einen Eleven von Vermoͤgen anzuſehen, noch aus den Tagen der Amelot her. „Aber das iſt ja ſchrecklich, was Sie mir da erzaͤh- len, Herr Amand,“ nahm der aus all’ ſeinen Himmeln vertriebene Anton das Wort. „Wie hab’ ich mich doch in dieſen Leuten geirrt! Und die arme Jartour, ihr ſauer erworbenes Vermoͤgen! Oh, ſagen Sie mir, wo wohnt ſie? Jſt es weit vom Cirkus?“ Jch ſoll Jhnen ſagen ...? Herr Antoine, ſind Sie bei Verſtande, oder iſt Jhr Kopf noch nicht heil? Jch ſoll Jhnen ſagen, wo die Jartour wohnt? Wenn Sie das nicht beſſer wiſſen wie ich, dann werden wir’s beide ſchwerlich erfahren. Seit B. hab’ ich nichts von ihr gehoͤrt, noch geſehen. „Adele iſt nicht in Dr.?“ Wofern Sie nicht mit Jhnen zugleich anlangte, ſicher nicht. Was ſollte ſie auch hier, wenn ſie nicht hier waͤre, um bei Jhnen zu ſein? Sagt’ ich Jhnen nicht ſchon, daß der Vertrag mit Herrn Guillaume abgelaufen iſt, daß ſie ihn nicht erneuert, daß ſie dies Engagement verlaſſen hat? Wer weiß, was ihr durch den Sinn gefahren? Sie war ein braves Frauenzim- mer, aber voll von Launen und Grillen; wollte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/167
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/167>, abgerufen am 08.05.2024.