Die tausend Sterne der syrischen Mondnacht Und die frommen Dichter des Evangeliums Nannten mich später: Maria Magdalena! Nein, Vater, nein! Du darfst es nicht wagen, Du wirst es nicht wagen, Mir wieder zu trotzen Und so nicht nur meinen Fluch, Nein, auch den der Menschheit, Einer ganzen Welt, Dir aufs Haupt zu lasten, Kalt und gefühllos! Und so wirf ihn denn von dir Den bunten, lächerlichen Flitterkram, Mit dem Jahrmarktsnarren und Brotkorbschurken Dich schlau behängt: Sei wieder du Und schleudre noch einmal Aus der herrlichen Fülle deiner Allmacht Durch deine sieben mal siebenzig Himmel Dein erstes, großes, Heiliges Schöpfungswort!"
So sprach die Liebe, die ewige Liebe, Die Allerbarmerin, Und warf sich nieder in den Staub des Himmels Vor die Füße ihres großen Vaters
Die tauſend Sterne der ſyriſchen Mondnacht Und die frommen Dichter des Evangeliums Nannten mich ſpäter: Maria Magdalena! Nein, Vater, nein! Du darfſt es nicht wagen, Du wirſt es nicht wagen, Mir wieder zu trotzen Und ſo nicht nur meinen Fluch, Nein, auch den der Menſchheit, Einer ganzen Welt, Dir aufs Haupt zu laſten, Kalt und gefühllos! Und ſo wirf ihn denn von dir Den bunten, lächerlichen Flitterkram, Mit dem Jahrmarktsnarren und Brotkorbſchurken Dich ſchlau behängt: Sei wieder du Und ſchleudre noch einmal Aus der herrlichen Fülle deiner Allmacht Durch deine ſieben mal ſiebenzig Himmel Dein erſtes, großes, Heiliges Schöpfungswort!“
So ſprach die Liebe, die ewige Liebe, Die Allerbarmerin, Und warf ſich nieder in den Staub des Himmels Vor die Füße ihres großen Vaters
<TEI><text><body><div><lgtype="poem"><pbfacs="#f0292"n="270"/><lgn="19"><l>Die tauſend Sterne der ſyriſchen Mondnacht</l><lb/><l>Und die frommen Dichter des Evangeliums</l><lb/><l>Nannten mich ſpäter: Maria Magdalena!</l><lb/><l>Nein, Vater, nein!</l><lb/><l>Du darfſt es nicht wagen,</l><lb/><l>Du wirſt es nicht wagen,</l><lb/><l>Mir wieder zu trotzen</l><lb/><l>Und ſo nicht nur <hirendition="#g">meinen</hi> Fluch,</l><lb/><l>Nein, auch den der Menſchheit,</l><lb/><l>Einer ganzen Welt,</l><lb/><l>Dir aufs Haupt zu laſten,</l><lb/><l>Kalt und gefühllos!</l><lb/><l>Und ſo wirf ihn denn von dir</l><lb/><l>Den bunten, lächerlichen Flitterkram,</l><lb/><l>Mit dem Jahrmarktsnarren und Brotkorbſchurken</l><lb/><l>Dich ſchlau behängt:</l><lb/><l><hirendition="#g">Sei wieder du</hi></l><lb/><l>Und ſchleudre noch einmal</l><lb/><l>Aus der herrlichen Fülle deiner Allmacht</l><lb/><l>Durch deine ſieben mal ſiebenzig Himmel</l><lb/><l>Dein erſtes, großes,</l><lb/><l>Heiliges Schöpfungswort!“</l><lb/></lg><lgn="20"><l>So ſprach die Liebe, die ewige Liebe,</l><lb/><l>Die Allerbarmerin,</l><lb/><l>Und warf ſich nieder in den Staub des Himmels</l><lb/><l>Vor die Füße ihres großen Vaters</l><lb/></lg></lg></div></body></text></TEI>
[270/0292]
Die tauſend Sterne der ſyriſchen Mondnacht
Und die frommen Dichter des Evangeliums
Nannten mich ſpäter: Maria Magdalena!
Nein, Vater, nein!
Du darfſt es nicht wagen,
Du wirſt es nicht wagen,
Mir wieder zu trotzen
Und ſo nicht nur meinen Fluch,
Nein, auch den der Menſchheit,
Einer ganzen Welt,
Dir aufs Haupt zu laſten,
Kalt und gefühllos!
Und ſo wirf ihn denn von dir
Den bunten, lächerlichen Flitterkram,
Mit dem Jahrmarktsnarren und Brotkorbſchurken
Dich ſchlau behängt:
Sei wieder du
Und ſchleudre noch einmal
Aus der herrlichen Fülle deiner Allmacht
Durch deine ſieben mal ſiebenzig Himmel
Dein erſtes, großes,
Heiliges Schöpfungswort!“
So ſprach die Liebe, die ewige Liebe,
Die Allerbarmerin,
Und warf ſich nieder in den Staub des Himmels
Vor die Füße ihres großen Vaters
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/292>, abgerufen am 17.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.