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Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890.

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Frau Selicke: Ach Gott, ach Gott! Is der
schwer! ... Ruhig, Walter! Sei still, mein
Junge! ... Thu' als ob Du schläfst! ... Toni,
mach auf!
Toni: Ja! Geh so lang' vorn raus, Mutterchen!
Auf alle Fälle!
(Toni ab in die Küche mit der
Lampe. Frau Selicke steht einen Augenblick nach
der Küche hin lauschend. Zittert. Presst beide
Hände aufs Herz. Geht dann auf die Flurthür zu.
-- Es poltert in der Küche. Schwere Schritte. Eine
tiefe Bassstimme. Lustiges Lachen. -- Frau Selicke
verschwindet schnell im Flur. Die Küchenthür wird
aufgestossen. Noch hinter der Scene die Stimme
Selicke's: "Na? .. Tönchen .. Tööönchen ..")
Selicke (tritt in die Stube, welche in diesem Augen-
blicke nur vom Mondlicht und von dem Licht der
Lampe, das aus der Küche in die Stube fällt, hell
ist. Selicke: ein grosser, breitschultriger Mann mit
schwarzgrauem Vollbart. Schwarzer Sonntagsanzug
unter dem offenstehenden Ueberrock. Er schleift
einen kleinen Christbaum hinter sich her; aus den
Taschen sieht Papier von Packeten und Düten vor.
Unter den Arm hat er eine grosse, weisse Düte ge-
quetscht. Er ist angetrunken. Taumelt aber nur
sehr wenig und spricht alles deutlich, nur etwas lang-
sam und schwerfällig. Sagt in sehr guter Laune):

"Na?! ... Habt Ihr wieder kein Licht, Ihr
Tausendsakramenter, Ihr? ... He? ...
(Lacht
fortwährend leise vor sich hin, nickt mit dem
Kopf und macht ein pfiffiges Gesicht, als wenn er
eine Ueberraschung vor hätte. Toni kommt ihm mit
der Lampe nach. Setzt sie auf den Sophatisch.)

Huaach! ... Ne! Wird man -- müde .. wenn
man so auf dem Weihnachtsmarkt rumläuft? ...

(Lacht und blinzelt Toni zu, die am Sophatisch in
seiner Nähe steht.)
... 'n hübscher Baum --
hbf! -- hä? ... Holt man morgen früh gleich
Frau Selicke: Ach Gott, ach Gott! Is der
schwer! … Ruhig, Walter! Sei still, mein
Junge! … Thu’ als ob Du schläfst! … Toni,
mach auf!
Toni: Ja! Geh so lang’ vorn raus, Mutterchen!
Auf alle Fälle!
(Toni ab in die Küche mit der
Lampe. Frau Selicke steht einen Augenblick nach
der Küche hin lauschend. Zittert. Presst beide
Hände aufs Herz. Geht dann auf die Flurthür zu.
— Es poltert in der Küche. Schwere Schritte. Eine
tiefe Bassstimme. Lustiges Lachen. — Frau Selicke
verschwindet schnell im Flur. Die Küchenthür wird
aufgestossen. Noch hinter der Scene die Stimme
Selicke’s: „Na? .. Tönchen .. Tööönchen ..“)
Selicke (tritt in die Stube, welche in diesem Augen-
blicke nur vom Mondlicht und von dem Licht der
Lampe, das aus der Küche in die Stube fällt, hell
ist. Selicke: ein grosser, breitschultriger Mann mit
schwarzgrauem Vollbart. Schwarzer Sonntagsanzug
unter dem offenstehenden Ueberrock. Er schleift
einen kleinen Christbaum hinter sich her; aus den
Taschen sieht Papier von Packeten und Düten vor.
Unter den Arm hat er eine grosse, weisse Düte ge-
quetscht. Er ist angetrunken. Taumelt aber nur
sehr wenig und spricht alles deutlich, nur etwas lang-
sam und schwerfällig. Sagt in sehr guter Laune):

„Na?! … Habt Ihr wieder kein Licht, Ihr
Tausendsakramenter, Ihr? … He? …
(Lacht
fortwährend leise vor sich hin, nickt mit dem
Kopf und macht ein pfiffiges Gesicht, als wenn er
eine Ueberraschung vor hätte. Toni kommt ihm mit
der Lampe nach. Setzt sie auf den Sophatisch.)

Huaach! … Ne! Wird man — müde .. wenn
man so auf dem Weihnachtsmarkt rumläuft? …

(Lacht und blinzelt Toni zu, die am Sophatisch in
seiner Nähe steht.)
… ’n hübscher Baum —
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[60/0082] Frau Selicke: Ach Gott, ach Gott! Is der schwer! … Ruhig, Walter! Sei still, mein Junge! … Thu’ als ob Du schläfst! … Toni, mach auf! Toni: Ja! Geh so lang’ vorn raus, Mutterchen! Auf alle Fälle! (Toni ab in die Küche mit der Lampe. Frau Selicke steht einen Augenblick nach der Küche hin lauschend. Zittert. Presst beide Hände aufs Herz. Geht dann auf die Flurthür zu. — Es poltert in der Küche. Schwere Schritte. Eine tiefe Bassstimme. Lustiges Lachen. — Frau Selicke verschwindet schnell im Flur. Die Küchenthür wird aufgestossen. Noch hinter der Scene die Stimme Selicke’s: „Na? .. Tönchen .. Tööönchen ..“) Selicke (tritt in die Stube, welche in diesem Augen- blicke nur vom Mondlicht und von dem Licht der Lampe, das aus der Küche in die Stube fällt, hell ist. Selicke: ein grosser, breitschultriger Mann mit schwarzgrauem Vollbart. Schwarzer Sonntagsanzug unter dem offenstehenden Ueberrock. Er schleift einen kleinen Christbaum hinter sich her; aus den Taschen sieht Papier von Packeten und Düten vor. Unter den Arm hat er eine grosse, weisse Düte ge- quetscht. Er ist angetrunken. Taumelt aber nur sehr wenig und spricht alles deutlich, nur etwas lang- sam und schwerfällig. Sagt in sehr guter Laune): „Na?! … Habt Ihr wieder kein Licht, Ihr Tausendsakramenter, Ihr? … He? … (Lacht fortwährend leise vor sich hin, nickt mit dem Kopf und macht ein pfiffiges Gesicht, als wenn er eine Ueberraschung vor hätte. Toni kommt ihm mit der Lampe nach. Setzt sie auf den Sophatisch.) Huaach! … Ne! Wird man — müde .. wenn man so auf dem Weihnachtsmarkt rumläuft? … (Lacht und blinzelt Toni zu, die am Sophatisch in seiner Nähe steht.) … ’n hübscher Baum — hbf! — hä? … Holt man morgen früh gleich

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Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_selicke_1890/82>, abgerufen am 02.05.2024.