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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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ligen Festung gelangt ist, findet man ein übrigens
sehr unbedeutendes thurmartiges Gebäude, das
Belvedere genannt, von dessen; Höhe man eine
umfassende, herrliche Aussicht auf eine zahllose
Menge Canäle, Gebüsche, Alleen und Windmüh-
len hat, alles von der stillwogenden breiten Waal
durchschnitten. In diesem Gebäude versammel-
ten sich Gesellschaften, und gab man Gastmahle
wie unser Führer uns sagte, jetzt weniger als vor
wenig Jahren -- ob aus Wankelmuth, ob aus
Oekonomie? konnte ich nicht erfahren. Möge es
keine der beiden Ursachen seyn, und die Nimwe-
ger stets an diesem schönen Standort Friede und
Fülle über ihrer, sanften Landschaft schweben
sehen.

Es giebt mehrere geräumige lange Straßen in
Nimwegen, die Häuser haben ein Ansehen von
Tüchtigkeit, Wohlhabenheit, Gemächlichkeit und
Reinlichkeit, das kein Haus in Niedersachsen nach
der neuen Bauart, und keines an der Donau im
alten Style, darbietet. Von Bern hätten die
Häuser eher eine Aehnlichkeit, die widrigen Arka-
den abgerechnet, die man hier nicht findet. Statt
dieser sieht man hier im Erdgeschoß eine Menge
unverhältnißmäßig hoher Fenster, hinter deren

ligen Feſtung gelangt iſt, findet man ein uͤbrigens
ſehr unbedeutendes thurmartiges Gebaͤude, das
Belvedere genannt, von deſſen; Hoͤhe man eine
umfaſſende, herrliche Ausſicht auf eine zahlloſe
Menge Canaͤle, Gebuͤſche, Alleen und Windmuͤh-
len hat, alles von der ſtillwogenden breiten Waal
durchſchnitten. In dieſem Gebaͤude verſammel-
ten ſich Geſellſchaften, und gab man Gaſtmahle
wie unſer Fuͤhrer uns ſagte, jetzt weniger als vor
wenig Jahren — ob aus Wankelmuth, ob aus
Oekonomie? konnte ich nicht erfahren. Moͤge es
keine der beiden Urſachen ſeyn, und die Nimwe-
ger ſtets an dieſem ſchoͤnen Standort Friede und
Fuͤlle uͤber ihrer, ſanften Landſchaft ſchweben
ſehen.

Es giebt mehrere geraͤumige lange Straßen in
Nimwegen, die Haͤuſer haben ein Anſehen von
Tuͤchtigkeit, Wohlhabenheit, Gemaͤchlichkeit und
Reinlichkeit, das kein Haus in Niederſachſen nach
der neuen Bauart, und keines an der Donau im
alten Style, darbietet. Von Bern haͤtten die
Haͤuſer eher eine Aehnlichkeit, die widrigen Arka-
den abgerechnet, die man hier nicht findet. Statt
dieſer ſieht man hier im Erdgeſchoß eine Menge
unverhaͤltnißmaͤßig hoher Fenſter, hinter deren

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[98/0112] ligen Feſtung gelangt iſt, findet man ein uͤbrigens ſehr unbedeutendes thurmartiges Gebaͤude, das Belvedere genannt, von deſſen; Hoͤhe man eine umfaſſende, herrliche Ausſicht auf eine zahlloſe Menge Canaͤle, Gebuͤſche, Alleen und Windmuͤh- len hat, alles von der ſtillwogenden breiten Waal durchſchnitten. In dieſem Gebaͤude verſammel- ten ſich Geſellſchaften, und gab man Gaſtmahle wie unſer Fuͤhrer uns ſagte, jetzt weniger als vor wenig Jahren — ob aus Wankelmuth, ob aus Oekonomie? konnte ich nicht erfahren. Moͤge es keine der beiden Urſachen ſeyn, und die Nimwe- ger ſtets an dieſem ſchoͤnen Standort Friede und Fuͤlle uͤber ihrer, ſanften Landſchaft ſchweben ſehen. Es giebt mehrere geraͤumige lange Straßen in Nimwegen, die Haͤuſer haben ein Anſehen von Tuͤchtigkeit, Wohlhabenheit, Gemaͤchlichkeit und Reinlichkeit, das kein Haus in Niederſachſen nach der neuen Bauart, und keines an der Donau im alten Style, darbietet. Von Bern haͤtten die Haͤuſer eher eine Aehnlichkeit, die widrigen Arka- den abgerechnet, die man hier nicht findet. Statt dieſer ſieht man hier im Erdgeſchoß eine Menge unverhaͤltnißmaͤßig hoher Fenſter, hinter deren

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/112>, abgerufen am 29.04.2024.