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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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nennen, besetzt. Alle diese Wohnungen sind ge-
gen die Sonnenseite so von Bäumen versteckt, daß
man nur nahe dabei durch die Stämme die
hohen hellen Fenster, das nette Pflaster vor den
Thüren, die grünangemahlten Bänke neben ihnen
erblicken konnte. Und neben den kleinen und gro-
ßen Häusern die Wälder von Obstbäumen! diese
beiden Dinge, die Liebe zum Schatten und der
Reichthum an Obstbäumen, waren mir hier zu
Lande am überraschendsten. Und welche herrliche
kräftige Obstbäume! alle im verschobnen Würfel
nach der Schnur gepflanzt, der Grasboden unter
ihnen rein gehalten, und bei der vernünftigen Ent-
fernung, in welcher die Bäume von einander ent-
fernt sind, mit dichtem, fettem Grase bedeckt.
Längs dem Wege her gehn ununterbrochene Rei-
hen von Eichen, die hier sehr kleine Blätter zu ha-
ben scheinen, von Hainbuchen und Weiden. Die-
sen letzten läßt man aber ihren freien Wuchs, wo-
durch sie herrliche Bäume werden, die neben den
dunkeln Eichen wie Silberpappeln stehen. War-
um brauchen wir die Weide nicht als Baum? wir
könnten so wie hier das Holz zu vielerlei Hausge-
räthe benutzen, es käme auf unsern immer über-
schwemmten Ufergegenden fort, und diente noch

nennen, beſetzt. Alle dieſe Wohnungen ſind ge-
gen die Sonnenſeite ſo von Baͤumen verſteckt, daß
man nur nahe dabei durch die Staͤmme die
hohen hellen Fenſter, das nette Pflaſter vor den
Thuͤren, die gruͤnangemahlten Baͤnke neben ihnen
erblicken konnte. Und neben den kleinen und gro-
ßen Haͤuſern die Waͤlder von Obſtbaͤumen! dieſe
beiden Dinge, die Liebe zum Schatten und der
Reichthum an Obſtbaͤumen, waren mir hier zu
Lande am uͤberraſchendſten. Und welche herrliche
kraͤftige Obſtbaͤume! alle im verſchobnen Wuͤrfel
nach der Schnur gepflanzt, der Grasboden unter
ihnen rein gehalten, und bei der vernuͤnftigen Ent-
fernung, in welcher die Baͤume von einander ent-
fernt ſind, mit dichtem, fettem Graſe bedeckt.
Laͤngs dem Wege her gehn ununterbrochene Rei-
hen von Eichen, die hier ſehr kleine Blaͤtter zu ha-
ben ſcheinen, von Hainbuchen und Weiden. Die-
ſen letzten laͤßt man aber ihren freien Wuchs, wo-
durch ſie herrliche Baͤume werden, die neben den
dunkeln Eichen wie Silberpappeln ſtehen. War-
um brauchen wir die Weide nicht als Baum? wir
koͤnnten ſo wie hier das Holz zu vielerlei Hausge-
raͤthe benutzen, es kaͤme auf unſern immer uͤber-
ſchwemmten Ufergegenden fort, und diente noch

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[108/0122] nennen, beſetzt. Alle dieſe Wohnungen ſind ge- gen die Sonnenſeite ſo von Baͤumen verſteckt, daß man nur nahe dabei durch die Staͤmme die hohen hellen Fenſter, das nette Pflaſter vor den Thuͤren, die gruͤnangemahlten Baͤnke neben ihnen erblicken konnte. Und neben den kleinen und gro- ßen Haͤuſern die Waͤlder von Obſtbaͤumen! dieſe beiden Dinge, die Liebe zum Schatten und der Reichthum an Obſtbaͤumen, waren mir hier zu Lande am uͤberraſchendſten. Und welche herrliche kraͤftige Obſtbaͤume! alle im verſchobnen Wuͤrfel nach der Schnur gepflanzt, der Grasboden unter ihnen rein gehalten, und bei der vernuͤnftigen Ent- fernung, in welcher die Baͤume von einander ent- fernt ſind, mit dichtem, fettem Graſe bedeckt. Laͤngs dem Wege her gehn ununterbrochene Rei- hen von Eichen, die hier ſehr kleine Blaͤtter zu ha- ben ſcheinen, von Hainbuchen und Weiden. Die- ſen letzten laͤßt man aber ihren freien Wuchs, wo- durch ſie herrliche Baͤume werden, die neben den dunkeln Eichen wie Silberpappeln ſtehen. War- um brauchen wir die Weide nicht als Baum? wir koͤnnten ſo wie hier das Holz zu vielerlei Hausge- raͤthe benutzen, es kaͤme auf unſern immer uͤber- ſchwemmten Ufergegenden fort, und diente noch

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/122>, abgerufen am 29.04.2024.