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Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

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IX. Die Ursache ist gar leichtlich zu
errathen: Denn in einer Zeile ist die
letzte Sylbe lang/ und in der andern
ist sie kurtz.

Offtmahls wird ein NärriBrevescheBrever
Jn der Welt ein grosser Herr.

X. Also wenn mich jemand fraget/
ob man Verse mit dreysylbigen Rei-
men machen kan/ so antworte ich nicht
allein mit Ja: sondern ich wolte zur
Noth viersylbige Reime staturen und
machen. z. e.

Die Cron ist zwar was euseBreverliBrevecheBreves/
Doch aber auch was KäyseBreverliBrevecheBreves.

XI. Wann aber die Frage darauf
gehet/ ob man sich auf solche dreysyl-
bige Reime befleissen/ und die Jugend
darzu gewöhnen soll? so muß ich aus
nachfolgenden Ursachen mit Nein
antworten.

XII. Denn unter dendre ysylbigen
Reimen lauffen viel kindische Dimi-

nutiva

IX. Die Urſache iſt gar leichtlich zu
errathen: Denn in einer Zeile iſt die
letzte Sylbe lang/ und in der andern
iſt ſie kurtz.

Offtmahls wird ein Naͤ̅rri⏑ſche⏑r
Jn der Welt ein groſſer Herr.

X. Alſo wenn mich jemand fraget/
ob man Verſe mit dreyſylbigen Rei-
men machen kan/ ſo antworte ich nicht
allein mit Ja: ſondern ich wolte zur
Noth vierſylbige Reime ſtaturen und
machen. z. e.

Die Cron iſt zwar was eu̅ſe⏑rli⏑che⏑s/
Doch aber auch was Kaͤy̅ſe⏑rli⏑che⏑s.

XI. Wann aber die Frage darauf
gehet/ ob man ſich auf ſolche dreyſyl-
bige Reime befleiſſen/ und die Jugend
darzu gewoͤhnen ſoll? ſo muß ich aus
nachfolgenden Urſachen mit Nein
antworten.

XII. Denn unter dendre yſylbigen
Reimen lauffen viel kindiſche Dimi-

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[14/0018] IX. Die Urſache iſt gar leichtlich zu errathen: Denn in einer Zeile iſt die letzte Sylbe lang/ und in der andern iſt ſie kurtz. Offtmahls wird ein Naͤ̅rri⏑ſche⏑r Jn der Welt ein groſſer Herr. X. Alſo wenn mich jemand fraget/ ob man Verſe mit dreyſylbigen Rei- men machen kan/ ſo antworte ich nicht allein mit Ja: ſondern ich wolte zur Noth vierſylbige Reime ſtaturen und machen. z. e. Die Cron iſt zwar was eu̅ſe⏑rli⏑che⏑s/ Doch aber auch was Kaͤy̅ſe⏑rli⏑che⏑s. XI. Wann aber die Frage darauf gehet/ ob man ſich auf ſolche dreyſyl- bige Reime befleiſſen/ und die Jugend darzu gewoͤhnen ſoll? ſo muß ich aus nachfolgenden Urſachen mit Nein antworten. XII. Denn unter dendre yſylbigen Reimen lauffen viel kindiſche Dimi- nutiva

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/18>, abgerufen am 28.04.2024.