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Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

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alle unrechtmäßige Licenz vermieden
wird.

LXXVII. Zu solchem Ende recommen-
dire
ich vor allen Dingen zwey generale
Regeln.

LXXVIII. Die erste heist so: Zwey unter-
schiedene Wörter die einerley Klang haben
machen einen Reim. z. e.

1. Man soll in allen Sachen
Von GOtt den Anfang machen.
2. Es sucht die gantze Welt
Nichts als nur lauter Geld.

LXXIX. Dergestalt hat man sich an die
Buchstaben nicht zu kehren/ es mögen die
Vocales und Consonantes die den Reim
machen einerley seyn oder nicht/ wenn nur
der Thon seine Gleichheit hat. z. e. diese
Versgen sind gar gut:

1. Welche mit der Karte spielen:
Müssen offtmahls Schaden fühlen.
2. Ob man gleich den Leib begräbt/
Wenn nur dort die Seele lebt.
3. Wird GOtt nicht die Sache führen/
So wirstu das Spiel verliehren.
4. Welchen GOttes Macht erhöht
Dessen Wohlergehn besteht.
5. Schönheit ist ein Vogelherd/
Freundligkeit ein Henckerschwerdt.
6. Trau den Schmeichlern nicht o Printz/
Deine nechsten Diener sinds.

LXXX. Diese Regel scheint anfangs sehr
leichte/ daß man nimmermehr vermuthen

sollen/

alle unrechtmaͤßige Licenz vermieden
wird.

LXXVII. Zu ſolchem Ende recommen-
dire
ich vor allen Dingen zwey generale
Regeln.

LXXVIII. Die erſte heiſt ſo: Zwey unter-
ſchiedene Woͤrter die einerley Klang haben
machen einen Reim. z. e.

1. Man ſoll in allen Sachen
Von GOtt den Anfang machen.
2. Es ſucht die gantze Welt
Nichts als nur lauter Geld.

LXXIX. Dergeſtalt hat man ſich an die
Buchſtaben nicht zu kehren/ es moͤgen die
Vocales und Conſonantes die den Reim
machen einerley ſeyn oder nicht/ wenn nur
der Thon ſeine Gleichheit hat. z. e. dieſe
Versgen ſind gar gut:

1. Welche mit der Karte ſpielen:
Muͤſſen offtmahls Schaden fuͤhlen.
2. Ob man gleich den Leib begraͤbt/
Wenn nur dort die Seele lebt.
3. Wird GOtt nicht die Sache fuͤhren/
So wirſtu das Spiel verliehren.
4. Welchen GOttes Macht erhoͤht
Deſſen Wohlergehn beſteht.
5. Schoͤnheit iſt ein Vogelherd/
Freundligkeit ein Henckerſchwerdt.
6. Trau den Schmeichlern nicht ô Printz/
Deine nechſten Diener ſinds.

LXXX. Dieſe Regel ſcheint anfangs ſehr
leichte/ daß man nimmermehr vermuthen

ſollen/
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[34/0038] alle unrechtmaͤßige Licenz vermieden wird. LXXVII. Zu ſolchem Ende recommen- dire ich vor allen Dingen zwey generale Regeln. LXXVIII. Die erſte heiſt ſo: Zwey unter- ſchiedene Woͤrter die einerley Klang haben machen einen Reim. z. e. 1. Man ſoll in allen Sachen Von GOtt den Anfang machen. 2. Es ſucht die gantze Welt Nichts als nur lauter Geld. LXXIX. Dergeſtalt hat man ſich an die Buchſtaben nicht zu kehren/ es moͤgen die Vocales und Conſonantes die den Reim machen einerley ſeyn oder nicht/ wenn nur der Thon ſeine Gleichheit hat. z. e. dieſe Versgen ſind gar gut: 1. Welche mit der Karte ſpielen: Muͤſſen offtmahls Schaden fuͤhlen. 2. Ob man gleich den Leib begraͤbt/ Wenn nur dort die Seele lebt. 3. Wird GOtt nicht die Sache fuͤhren/ So wirſtu das Spiel verliehren. 4. Welchen GOttes Macht erhoͤht Deſſen Wohlergehn beſteht. 5. Schoͤnheit iſt ein Vogelherd/ Freundligkeit ein Henckerſchwerdt. 6. Trau den Schmeichlern nicht ô Printz/ Deine nechſten Diener ſinds. LXXX. Dieſe Regel ſcheint anfangs ſehr leichte/ daß man nimmermehr vermuthen ſollen/

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/38>, abgerufen am 29.04.2024.