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Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

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sollen/ was vor unzehlich viel Dubia darbey
vorkommen.

LXXXI. Denn die Gleichheit des Thones
soll nicht nur ALIQUALIS, sondern TOTA-
LIS
seyn: das ist/ die Reime sollen im Klange
nicht nur einiger massen/ sondern gäntzlich
mit einander über ein kommen/ wofern
man dem Verse eine vollkommene Rei-
nigkeit zu wege bringen soll.

LXXXII. Unrein sind demnach die Ver-
se/ wenn die Reime gar mit einander aus
einerley Buchstaben bestehen. z. e.

Die Geld und Gut be-sitzen/
Die haben gute-Zeit/
Und können jeder-zeit
Jm Rosengarten-sitzen.

LXXXIII. Doch werden die nachfolgen-
den passiret/ weil man zur noth den Conso-
nantem
zur folgenden Sylbe ziehen kan. z. e.

Calliste komm he-ran/
Schau deinen Diener an/
Dein Hertze nimmt mich ein/
Drum gieb dich nur da-rein.

LXXXIV. Unrein sind die Verse/ wenn
nur die Vocales, nicht aber die Consonantes
gleiche klingen. z. e.

Cupido ist ein Jäger
Der stets im Walde steht/
Und der ist wohl ein Flegel
Der in sein Netze geht.

LXXXV. Unrein sind die Verse/ wenn die

Voca-
C 2

ſollen/ was vor unzehlich viel Dubia darbey
vorkommen.

LXXXI. Denn die Gleichheit des Thones
ſoll nicht nur ALIQUALIS, ſondeꝛn TOTA-
LIS
ſeyn: das iſt/ die Reime ſollen im Klange
nicht nur einiger maſſen/ ſondern gaͤntzlich
mit einander uͤber ein kommen/ wofern
man dem Verſe eine vollkommene Rei-
nigkeit zu wege bringen ſoll.

LXXXII. Unrein ſind demnach die Ver-
ſe/ wenn die Reime gar mit einander aus
einerley Buchſtaben beſtehen. z. e.

Die Geld und Gut be-ſitzen/
Die haben gute-Zeit/
Und koͤnnen jeder-zeit
Jm Roſengarten-ſitzen.

LXXXIII. Doch werden die nachfolgen-
den paſſiret/ weil man zur noth den Conſo-
nantem
zur folgenden Sylbe ziehen kan. z. e.

Calliſte komm he-ran/
Schau deinen Diener an/
Dein Hertze nimmt mich ein/
Drum gieb dich nur da-rein.

LXXXIV. Unrein ſind die Verſe/ wenn
nur die Vocales, nicht aber die Conſonantes
gleiche klingen. z. e.

Cupido iſt ein Jaͤger
Der ſtets im Walde ſteht/
Und der iſt wohl ein Flegel
Der in ſein Netze geht.

LXXXV. Unrein ſind die Verſe/ wenn die

Voca-
C 2
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[35/0039] ſollen/ was vor unzehlich viel Dubia darbey vorkommen. LXXXI. Denn die Gleichheit des Thones ſoll nicht nur ALIQUALIS, ſondeꝛn TOTA- LIS ſeyn: das iſt/ die Reime ſollen im Klange nicht nur einiger maſſen/ ſondern gaͤntzlich mit einander uͤber ein kommen/ wofern man dem Verſe eine vollkommene Rei- nigkeit zu wege bringen ſoll. LXXXII. Unrein ſind demnach die Ver- ſe/ wenn die Reime gar mit einander aus einerley Buchſtaben beſtehen. z. e. Die Geld und Gut be-ſitzen/ Die haben gute-Zeit/ Und koͤnnen jeder-zeit Jm Roſengarten-ſitzen. LXXXIII. Doch werden die nachfolgen- den paſſiret/ weil man zur noth den Conſo- nantem zur folgenden Sylbe ziehen kan. z. e. Calliſte komm he-ran/ Schau deinen Diener an/ Dein Hertze nimmt mich ein/ Drum gieb dich nur da-rein. LXXXIV. Unrein ſind die Verſe/ wenn nur die Vocales, nicht aber die Conſonantes gleiche klingen. z. e. Cupido iſt ein Jaͤger Der ſtets im Walde ſteht/ Und der iſt wohl ein Flegel Der in ſein Netze geht. LXXXV. Unrein ſind die Verſe/ wenn die Voca- C 2

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/39>, abgerufen am 29.04.2024.