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Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

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Zwang so verstellet werden/ daß es der
Bauer nicht merckt: z. e. in folgender
Strophe, da man wegen der beyden prover-
biali
schen Reden im Reime nicht sreye
Hände hat haben können:

Kleine Kinder/ kleine Sorgen/
Wenn der Knab im Hembde steht/
Und das Mädgen uackend geht
So ist noch die Noth verborgen
Aber wenn sie flicke werden/
Da ist Angst und Noth auf Erden.

XCVIII. Unrein sind demnach die Verse/
wenn die Rhythmi wieder die gewöhnliche
Red- und Schreib-Art ausgedehnet wer-
den: z. e.

1. Den allzugrossen Herren
Leiht niemand gar zu gerren.
2. Die Gottvergeßne Wellet
Gläubt nur was ihr gefället.

XCIX. Unrein sind die Verse/ wenn die
Reime wider den ordentlichen Gebrauch
zusammen gezogen werden. z. e.

1. Ach straffte GOtt nach seinem Zorn/
Wir wären allzumahl verlohr'n.
2. Das wil mir nicht in mein Gehirn
Daß ich allzeit soll Hunde führ'n.

C. Unrein sind die Verse/ wenn die Rei-
me auf eine harte Manier apostrophiret
werden. z. e.

1. Dergleichen Laster Sünd und Schand'
Begehen wir in unserm Land'.
2. Du bist ein ungerathner Bub'/
Drum komm ich nicht auff deine Stub'.
CI. Hier-
C 4

Zwang ſo verſtellet werden/ daß es der
Bauer nicht merckt: z. e. in folgender
Strophe, da man wegen der beyden prover-
biali
ſchen Reden im Reime nicht ſreye
Haͤnde hat haben koͤnnen:

Kleine Kinder/ kleine Sorgen/
Wenn der Knab im Hembde ſteht/
Und das Maͤdgen uackend geht
So iſt noch die Noth verborgen
Aber wenn ſie flicke werden/
Da iſt Angſt und Noth auf Erden.

XCVIII. Unrein ſind demnach die Verſe/
wenn die Rhythmi wieder die gewoͤhnliche
Red- und Schreib-Art ausgedehnet wer-
den: z. e.

1. Den allzugroſſen Herren
Leiht niemand gar zu gerren.
2. Die Gottvergeßne Wellet
Glaͤubt nur was ihr gefaͤllet.

XCIX. Unrein ſind die Verſe/ wenn die
Reime wider den ordentlichen Gebrauch
zuſammen gezogen werden. z. e.

1. Ach ſtraffte GOtt nach ſeinem Zorn/
Wir waͤren allzumahl verlohr’n.
2. Das wil mir nicht in mein Gehirn
Daß ich allzeit ſoll Hunde fuͤhr’n.

C. Unrein ſind die Verſe/ wenn die Rei-
me auf eine harte Manier apoſtrophiret
werden. z. e.

1. Dergleichen Laſter Suͤnd und Schand’
Begehen wir in unſerm Land’.
2. Du biſt ein ungerathner Bub’/
Drum komm ich nicht auff deine Stub’.
CI. Hier-
C 4
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[39/0043] Zwang ſo verſtellet werden/ daß es der Bauer nicht merckt: z. e. in folgender Strophe, da man wegen der beyden prover- bialiſchen Reden im Reime nicht ſreye Haͤnde hat haben koͤnnen: Kleine Kinder/ kleine Sorgen/ Wenn der Knab im Hembde ſteht/ Und das Maͤdgen uackend geht So iſt noch die Noth verborgen Aber wenn ſie flicke werden/ Da iſt Angſt und Noth auf Erden. XCVIII. Unrein ſind demnach die Verſe/ wenn die Rhythmi wieder die gewoͤhnliche Red- und Schreib-Art ausgedehnet wer- den: z. e. 1. Den allzugroſſen Herren Leiht niemand gar zu gerren. 2. Die Gottvergeßne Wellet Glaͤubt nur was ihr gefaͤllet. XCIX. Unrein ſind die Verſe/ wenn die Reime wider den ordentlichen Gebrauch zuſammen gezogen werden. z. e. 1. Ach ſtraffte GOtt nach ſeinem Zorn/ Wir waͤren allzumahl verlohr’n. 2. Das wil mir nicht in mein Gehirn Daß ich allzeit ſoll Hunde fuͤhr’n. C. Unrein ſind die Verſe/ wenn die Rei- me auf eine harte Manier apoſtrophiret werden. z. e. 1. Dergleichen Laſter Suͤnd und Schand’ Begehen wir in unſerm Land’. 2. Du biſt ein ungerathner Bub’/ Drum komm ich nicht auff deine Stub’. CI. Hier- C 4

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/43>, abgerufen am 29.04.2024.