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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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und Weib. Also darf der Mann nur ein Weib haben
zur unauflöslichen Lebensgesellschaft. Denn diese zwei
sind Eins in einem Fleische, nachdem sie eins geworden
in gegenseitiger Liebe. Daher sprach Adam: "Der Mensch
wird Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe an-
hangen und es werden zwei in einem Fleische sein."

Dies Urtheil Adams bestätigt Christus in jener Unterredung
mit den Pharisäern: "Was Gott verbunden hat, soll der
Mensch nicht trennen."
Gott hat somit im Paradiese die
Ehe zu einem unauflöslichen Lebensbunde gemacht, daß
kein Mensch diese göttliche Ordnung stören darf.

Stellet euch dies erste Ehepaar einmal vor, so schön
so heilig, daß die Unschuld im Glanze der heiligmachenden
Gnade auch das Gewand ihres Leibes war; wo daher
noch keine Leidenschaft und keine Begierlichkeit sich fand,
da konnte diese Unauflöslichkeit auch mit keiner Schwierig-
keit verbunden sein. Als aber nach der Sünde das Gewand
der heiligmachenden Gnade von der Seele wie vom Leibe weg-
fiel und die Stammeltern in der Scham über die Erwachung
der Sinnlichkeit sich Schürzen machten, da waren allerdings
die Träger der Ehe andere geworden; aber die Unauflös-
lichkeit der Lebensgesellschaft blieb dieselbe. Aber hat denn
Gott nicht durch Moses den Juden erlaubt, der Frau
den Scheidebrief zu geben und eine andere zu heirathen?
Um einerseits diese Erlaubniß Gottes und anderseits das
Gesetz des neuen Bundes recht zu verstehen, betrachtet
nun jene berühmte Unterredung des Heilandes mit den
Pharisäern.

Diese kamen einmal, um ihn in einem Worte zu fangen.
Sie thaten deßhalb sehr fromm und frugen: "Ist es einem
Manne erlaubt, sein Weib um jeder Ursache willen zu
entlassen?"
(Math. 19, 3-9.) Betrachtet wohl diese Frage!
Die Pharisäer fragen nicht, ob der Mann aus dieser
oder jener Ursache, sondern aus jedem Grunde sein Weib

und Weib. Also darf der Mann nur ein Weib haben
zur unauflöslichen Lebensgesellschaft. Denn diese zwei
sind Eins in einem Fleische, nachdem sie eins geworden
in gegenseitiger Liebe. Daher sprach Adam: „Der Mensch
wird Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe an-
hangen und es werden zwei in einem Fleische sein.“

Dies Urtheil Adams bestätigt Christus in jener Unterredung
mit den Pharisäern: „Was Gott verbunden hat, soll der
Mensch nicht trennen.“
Gott hat somit im Paradiese die
Ehe zu einem unauflöslichen Lebensbunde gemacht, daß
kein Mensch diese göttliche Ordnung stören darf.

Stellet euch dies erste Ehepaar einmal vor, so schön
so heilig, daß die Unschuld im Glanze der heiligmachenden
Gnade auch das Gewand ihres Leibes war; wo daher
noch keine Leidenschaft und keine Begierlichkeit sich fand,
da konnte diese Unauflöslichkeit auch mit keiner Schwierig-
keit verbunden sein. Als aber nach der Sünde das Gewand
der heiligmachenden Gnade von der Seele wie vom Leibe weg-
fiel und die Stammeltern in der Scham über die Erwachung
der Sinnlichkeit sich Schürzen machten, da waren allerdings
die Träger der Ehe andere geworden; aber die Unauflös-
lichkeit der Lebensgesellschaft blieb dieselbe. Aber hat denn
Gott nicht durch Moses den Juden erlaubt, der Frau
den Scheidebrief zu geben und eine andere zu heirathen?
Um einerseits diese Erlaubniß Gottes und anderseits das
Gesetz des neuen Bundes recht zu verstehen, betrachtet
nun jene berühmte Unterredung des Heilandes mit den
Pharisäern.

Diese kamen einmal, um ihn in einem Worte zu fangen.
Sie thaten deßhalb sehr fromm und frugen: „Ist es einem
Manne erlaubt, sein Weib um jeder Ursache willen zu
entlassen?“
(Math. 19, 3–9.) Betrachtet wohl diese Frage!
Die Pharisäer fragen nicht, ob der Mann aus dieser
oder jener Ursache, sondern aus jedem Grunde sein Weib

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[95/0107] und Weib. Also darf der Mann nur ein Weib haben zur unauflöslichen Lebensgesellschaft. Denn diese zwei sind Eins in einem Fleische, nachdem sie eins geworden in gegenseitiger Liebe. Daher sprach Adam: „Der Mensch wird Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe an- hangen und es werden zwei in einem Fleische sein.“ Dies Urtheil Adams bestätigt Christus in jener Unterredung mit den Pharisäern: „Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen.“ Gott hat somit im Paradiese die Ehe zu einem unauflöslichen Lebensbunde gemacht, daß kein Mensch diese göttliche Ordnung stören darf. Stellet euch dies erste Ehepaar einmal vor, so schön so heilig, daß die Unschuld im Glanze der heiligmachenden Gnade auch das Gewand ihres Leibes war; wo daher noch keine Leidenschaft und keine Begierlichkeit sich fand, da konnte diese Unauflöslichkeit auch mit keiner Schwierig- keit verbunden sein. Als aber nach der Sünde das Gewand der heiligmachenden Gnade von der Seele wie vom Leibe weg- fiel und die Stammeltern in der Scham über die Erwachung der Sinnlichkeit sich Schürzen machten, da waren allerdings die Träger der Ehe andere geworden; aber die Unauflös- lichkeit der Lebensgesellschaft blieb dieselbe. Aber hat denn Gott nicht durch Moses den Juden erlaubt, der Frau den Scheidebrief zu geben und eine andere zu heirathen? Um einerseits diese Erlaubniß Gottes und anderseits das Gesetz des neuen Bundes recht zu verstehen, betrachtet nun jene berühmte Unterredung des Heilandes mit den Pharisäern. Diese kamen einmal, um ihn in einem Worte zu fangen. Sie thaten deßhalb sehr fromm und frugen: „Ist es einem Manne erlaubt, sein Weib um jeder Ursache willen zu entlassen?“ (Math. 19, 3–9.) Betrachtet wohl diese Frage! Die Pharisäer fragen nicht, ob der Mann aus dieser oder jener Ursache, sondern aus jedem Grunde sein Weib

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/107>, abgerufen am 26.04.2024.