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Humboldt, Alexander von: Ueber einige elektro-magnetische Erscheinungen und den verminderten Luftdruck in der Tropen-Gegend des Atlantischen Oceans. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 37 (1836), S. 241-258.

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nen andern Gegenstand zu lenken, der mich schon wäh-
rend meiner amerikanischen Reise lebhaft beschäftigt hat.
Ich glaubte durch Barometer, die mit denen der Pariser
Sternwarte sorgfältig verglichen waren, seit dem Jahre
1799 zu finden, dass der mittlere Stand des Barometers
unter den Tropen geringer als in der temperirten Zone,
an den französischen Küsten, sey. Ich schätzte den Un-
terschied auf zwei Millimeter, und schrieb ihn dem un-
ter dem Aequator aufsteigenden Luftstrome zu
. (S. mei-
nen Essai sur la Geographie des Plantes, 1807, p. 90.
Rel. hist. T. III p. 313.) Viel genauere, von Bous-
singault
mit Fortin'schen Barometern angestellte Ver-
suche schienen zwar im Allgemeinen jene Annahme ge-
ringeren Druckes zu bestätigen, reducirten aber den Un-
terschied zwischen Havre und La Guayra, das heisst,
zwischen den französischen Küsten und der Küste von
Venezuela, auf kaum Millimeter, genau 0l,30, statt
deren man 1,24 Millimeter oder 0l,55 annehmen müsste,
wenn man die mittlere Barometerhöhe der Pariser Stern-
warte bei 0° nicht mit Arago 755mm,43, sondern mit Bou-
vard
755mm,99 setzt. Boussingault's Resultat 336l,98
hat den grossen Vorzug, dass die beiden Barometer, wel-
che in La Guayra beobachtet wurden, genau densel-
ben kleinen Unterschied unter einander zeigten, welchen
sie bei der Abreise auf der Pariser Sternwarte gezeigt
hatten. Es war also, als wäre das Normalbarometer der
Pariser Sternwarte selbst an die Küste von Venezuela
gebracht, und mit einem und demselben Instrumente
beobachtet worden. Die kurze Dauer der Beobachtung
(12 Tage) konnte Zweifel erregen, da die stündlichen
Variationen nicht immer das Quecksilber auf denselben
absoluten Stand zurückführen; aber an der Küste von
Guinea zu Christiansborg (5° 24' N.) haben Trente-
pohl
und Chenon mit vortrefflichen, wohl vergliche-
nen Barometern, als Mittelzahl von 22 Monaten (aus
fünf täglichen Beobachtungen in den Jahren 1829 und

nen andern Gegenstand zu lenken, der mich schon wäh-
rend meiner amerikanischen Reise lebhaft beschäftigt hat.
Ich glaubte durch Barometer, die mit denen der Pariser
Sternwarte sorgfältig verglichen waren, seit dem Jahre
1799 zu finden, daſs der mittlere Stand des Barometers
unter den Tropen geringer als in der temperirten Zone,
an den französischen Küsten, sey. Ich schätzte den Un-
terschied auf zwei Millimeter, und schrieb ihn dem un-
ter dem Aequator aufsteigenden Luftstrome zu
. (S. mei-
nen Essai sur la Geographie des Plantes, 1807, p. 90.
Rel. hist. T. III p. 313.) Viel genauere, von Bous-
singault
mit Fortin'schen Barometern angestellte Ver-
suche schienen zwar im Allgemeinen jene Annahme ge-
ringeren Druckes zu bestätigen, reducirten aber den Un-
terschied zwischen Havre und La Guayra, das heiſst,
zwischen den französischen Küsten und der Küste von
Venezuela, auf kaum Millimeter, genau 0l,30, statt
deren man 1,24 Millimeter oder 0l,55 annehmen müſste,
wenn man die mittlere Barometerhöhe der Pariser Stern-
warte bei 0° nicht mit Arago 755mm,43, sondern mit Bou-
vard
755mm,99 setzt. Boussingault's Resultat 336l,98
hat den groſsen Vorzug, daſs die beiden Barometer, wel-
che in La Guayra beobachtet wurden, genau densel-
ben kleinen Unterschied unter einander zeigten, welchen
sie bei der Abreise auf der Pariser Sternwarte gezeigt
hatten. Es war also, als wäre das Normalbarometer der
Pariser Sternwarte selbst an die Küste von Venezuela
gebracht, und mit einem und demselben Instrumente
beobachtet worden. Die kurze Dauer der Beobachtung
(12 Tage) konnte Zweifel erregen, da die stündlichen
Variationen nicht immer das Quecksilber auf denselben
absoluten Stand zurückführen; aber an der Küste von
Guinea zu Christiansborg (5° 24' N.) haben Trente-
pohl
und Chenon mit vortrefflichen, wohl vergliche-
nen Barometern, als Mittelzahl von 22 Monaten (aus
fünf täglichen Beobachtungen in den Jahren 1829 und

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[245/0005] nen andern Gegenstand zu lenken, der mich schon wäh- rend meiner amerikanischen Reise lebhaft beschäftigt hat. Ich glaubte durch Barometer, die mit denen der Pariser Sternwarte sorgfältig verglichen waren, seit dem Jahre 1799 zu finden, daſs der mittlere Stand des Barometers unter den Tropen geringer als in der temperirten Zone, an den französischen Küsten, sey. Ich schätzte den Un- terschied auf zwei Millimeter, und schrieb ihn dem un- ter dem Aequator aufsteigenden Luftstrome zu. (S. mei- nen Essai sur la Geographie des Plantes, 1807, p. 90. Rel. hist. T. III p. 313.) Viel genauere, von Bous- singault mit Fortin'schen Barometern angestellte Ver- suche schienen zwar im Allgemeinen jene Annahme ge- ringeren Druckes zu bestätigen, reducirten aber den Un- terschied zwischen Havre und La Guayra, das heiſst, zwischen den französischen Küsten und der Küste von Venezuela, auf kaum [FORMEL]Millimeter, genau 0l,30, statt deren man 1,24 Millimeter oder 0l,55 annehmen müſste, wenn man die mittlere Barometerhöhe der Pariser Stern- warte bei 0° nicht mit Arago 755mm,43, sondern mit Bou- vard 755mm,99 setzt. Boussingault's Resultat 336l,98 hat den groſsen Vorzug, daſs die beiden Barometer, wel- che in La Guayra beobachtet wurden, genau densel- ben kleinen Unterschied unter einander zeigten, welchen sie bei der Abreise auf der Pariser Sternwarte gezeigt hatten. Es war also, als wäre das Normalbarometer der Pariser Sternwarte selbst an die Küste von Venezuela gebracht, und mit einem und demselben Instrumente beobachtet worden. Die kurze Dauer der Beobachtung (12 Tage) konnte Zweifel erregen, da die stündlichen Variationen nicht immer das Quecksilber auf denselben absoluten Stand zurückführen; aber an der Küste von Guinea zu Christiansborg (5° 24' N.) haben Trente- pohl und Chenon mit vortrefflichen, wohl vergliche- nen Barometern, als Mittelzahl von 22 Monaten (aus fünf täglichen Beobachtungen in den Jahren 1829 und

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber einige elektro-magnetische Erscheinungen und den verminderten Luftdruck in der Tropen-Gegend des Atlantischen Oceans. In: Annalen der Physik und Chemie, Bd. 37 (1836), S. 241-258, hier S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_elektromagnetische_1836/5>, abgerufen am 26.04.2024.