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Humboldt, Alexander von: Ueber einige wichtige Punkte der Geographie Guyanas. In: Annalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde, 5 (1837/1838), S. 35-62.

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Annalen etc., Oktober 1837. -- Länder- und Völkerkunde.
die Geographie. Sie verzeichnet die Pacaraina-Kette von Lat.
3° 52'-4°; ich hatte ihre mittlere Richtung von Lat. 4°-4 10'
angegeben. Die Kette berührt den Zusammenfluß des Essequibo
und Rupunuri*) in Lat. 3° 57' N. und Long. 60° 23' W. Paris.
Jch hatte diesen Vereinigungspunkt einen halben Grad zu weit ge-
gen Norden gelegt. Die Lage des Amucu-Sees und seine Bezie-
hungen zu dem Mahu (Mau) und Tacutu (Takoto) stimmen völlig
mit meiner im Jahre 1825 erschienenen Karte überein, und ob-
gleich, den Auszügen aus den Manuscripten des Herrn Schomburgk
zufolge, bei den Angaben über die Grundlagen zu seiner Karte, die
meinige nicht genannt worden ist, so zeigt doch die flüchtigste Ver-
gleichung, daß Alles, was dieser Reisende nicht selbst erforscht und
was er auf der neüen Karte bis zum Rio Xuruma (Zuruma) und
bis San Joacquim do Rio Branco mit Punkten bezeichnet hat,
von meiner im Jahre 1825 erschienenen Karte kopirt ist. Wir stim-
men auch auf eine merkwürdige Weise in der Lat. des Amucu-
Sees überein. Der Reisende findet sie zu 3° 33' und ich habe
3° 35' annehmen zu müssen geglaubt; aber der Canno Pirara (Pi-
rarara), welcher den Amucu-See mit dem Becken des Rio Branco
verbindet, fließt gegen Norden und nicht gegen Westen aus dem
See.**)

Die folgenden Bemerkungen, die ich aus der Abhandlung des
Herrn Schomburgk übersetze, werfen einiges Licht auf den vorlie-
genden Gegenstand. "Der Amucu-See," sagt dieser Reisende, "ist
ohne Widerspruch der Nucleus des Parime-Sees und des (angeb-
lichen) weißen Meeres. Als wir ihn im Dezember und Januar
besuchten, hatte er kaum eine Länge von einer Lieue und war halb
mit Schilf bedeckt
(diese Worte finden sich schon auf d'Anvil-
le's Karte vom Jahre 1748.) Der Pirara fließt gegen W. N. W.
von dem Jndianischen Dorfe Pirara aus dem See und fällt in
den Macu oder Mahu. Dieser letztere Fluß, der nach den von

*) Herr Schomburgk nennt diesen Fluß, nach der Aussprache der Ma-
cusis-Jndianer, Rupununi. Er giebt als Synonyme Rupunuri,
Rupunuwini und Opununy, denn die Caribischen Stämme jener Ge-
genden können das R nur mit Schwierigkeit aussprechen.
**) Der Sibarana meiner Karte, den Hortsmann bei einer schönen
Mine von Bergkrystall, ein wenig nördlich vom Cerro Ucucuamo,
entspringen läßt, ist der Siparuni der Karte des Herrn Schomburgk.
Der Waa-Ecouru desselben ist der Tavaricouru des Portugiesischen
Geographen Pontes Leme; es ist dies der Zufluß des Rupunuri, der
sich dem Amucu-See am meisten nähert.

Annalen ꝛc., Oktober 1837. — Laͤnder- und Voͤlkerkunde.
die Geographie. Sie verzeichnet die Pacaraina-Kette von Lat.
3° 52′–4°; ich hatte ihre mittlere Richtung von Lat. 4°–4 10′
angegeben. Die Kette beruͤhrt den Zuſammenfluß des Eſſequibo
und Rupunuri*) in Lat. 3° 57′ N. und Long. 60° 23′ W. Paris.
Jch hatte dieſen Vereinigungspunkt einen halben Grad zu weit ge-
gen Norden gelegt. Die Lage des Amucu-Sees und ſeine Bezie-
hungen zu dem Mahu (Mau) und Tacutu (Takoto) ſtimmen voͤllig
mit meiner im Jahre 1825 erſchienenen Karte uͤberein, und ob-
gleich, den Auszuͤgen aus den Manuſcripten des Herrn Schomburgk
zufolge, bei den Angaben uͤber die Grundlagen zu ſeiner Karte, die
meinige nicht genannt worden iſt, ſo zeigt doch die fluͤchtigſte Ver-
gleichung, daß Alles, was dieſer Reiſende nicht ſelbſt erforſcht und
was er auf der neuͤen Karte bis zum Rio Xuruma (Zuruma) und
bis San Joacquim do Rio Branco mit Punkten bezeichnet hat,
von meiner im Jahre 1825 erſchienenen Karte kopirt iſt. Wir ſtim-
men auch auf eine merkwuͤrdige Weiſe in der Lat. des Amucu-
Sees uͤberein. Der Reiſende findet ſie zu 3° 33′ und ich habe
3° 35′ annehmen zu muͤſſen geglaubt; aber der Caño Pirara (Pi-
rarara), welcher den Amucu-See mit dem Becken des Rio Branco
verbindet, fließt gegen Norden und nicht gegen Weſten aus dem
See.**)

Die folgenden Bemerkungen, die ich aus der Abhandlung des
Herrn Schomburgk uͤberſetze, werfen einiges Licht auf den vorlie-
genden Gegenſtand. „Der Amucu-See,“ ſagt dieſer Reiſende, „iſt
ohne Widerſpruch der Nucleus des Parime-Sees und des (angeb-
lichen) weißen Meeres. Als wir ihn im Dezember und Januar
beſuchten, hatte er kaum eine Laͤnge von einer Lieue und war halb
mit Schilf bedeckt
(dieſe Worte finden ſich ſchon auf d'Anvil-
le's Karte vom Jahre 1748.) Der Pirara fließt gegen W. N. W.
von dem Jndianiſchen Dorfe Pirara aus dem See und faͤllt in
den Macu oder Mahu. Dieſer letztere Fluß, der nach den von

*) Herr Schomburgk nennt dieſen Fluß, nach der Ausſprache der Ma-
cuſis-Jndianer, Rupununi. Er giebt als Synonyme Rupunuri,
Rupunuwini und Opununy, denn die Caribiſchen Staͤmme jener Ge-
genden koͤnnen das R nur mit Schwierigkeit ausſprechen.
**) Der Sibarana meiner Karte, den Hortsmann bei einer ſchoͤnen
Mine von Bergkryſtall, ein wenig noͤrdlich vom Cerro Ucucuamo,
entſpringen laͤßt, iſt der Siparuni der Karte des Herrn Schomburgk.
Der Waa-Ecouru deſſelben iſt der Tavaricouru des Portugieſiſchen
Geographen Pontes Leme; es iſt dies der Zufluß des Rupunuri, der
ſich dem Amucu-See am meiſten naͤhert.
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[56/0022] Annalen ꝛc., Oktober 1837. — Laͤnder- und Voͤlkerkunde. die Geographie. Sie verzeichnet die Pacaraina-Kette von Lat. 3° 52′–4°; ich hatte ihre mittlere Richtung von Lat. 4°–4 10′ angegeben. Die Kette beruͤhrt den Zuſammenfluß des Eſſequibo und Rupunuri *) in Lat. 3° 57′ N. und Long. 60° 23′ W. Paris. Jch hatte dieſen Vereinigungspunkt einen halben Grad zu weit ge- gen Norden gelegt. Die Lage des Amucu-Sees und ſeine Bezie- hungen zu dem Mahu (Mau) und Tacutu (Takoto) ſtimmen voͤllig mit meiner im Jahre 1825 erſchienenen Karte uͤberein, und ob- gleich, den Auszuͤgen aus den Manuſcripten des Herrn Schomburgk zufolge, bei den Angaben uͤber die Grundlagen zu ſeiner Karte, die meinige nicht genannt worden iſt, ſo zeigt doch die fluͤchtigſte Ver- gleichung, daß Alles, was dieſer Reiſende nicht ſelbſt erforſcht und was er auf der neuͤen Karte bis zum Rio Xuruma (Zuruma) und bis San Joacquim do Rio Branco mit Punkten bezeichnet hat, von meiner im Jahre 1825 erſchienenen Karte kopirt iſt. Wir ſtim- men auch auf eine merkwuͤrdige Weiſe in der Lat. des Amucu- Sees uͤberein. Der Reiſende findet ſie zu 3° 33′ und ich habe 3° 35′ annehmen zu muͤſſen geglaubt; aber der Caño Pirara (Pi- rarara), welcher den Amucu-See mit dem Becken des Rio Branco verbindet, fließt gegen Norden und nicht gegen Weſten aus dem See. **) Die folgenden Bemerkungen, die ich aus der Abhandlung des Herrn Schomburgk uͤberſetze, werfen einiges Licht auf den vorlie- genden Gegenſtand. „Der Amucu-See,“ ſagt dieſer Reiſende, „iſt ohne Widerſpruch der Nucleus des Parime-Sees und des (angeb- lichen) weißen Meeres. Als wir ihn im Dezember und Januar beſuchten, hatte er kaum eine Laͤnge von einer Lieue und war halb mit Schilf bedeckt (dieſe Worte finden ſich ſchon auf d'Anvil- le's Karte vom Jahre 1748.) Der Pirara fließt gegen W. N. W. von dem Jndianiſchen Dorfe Pirara aus dem See und faͤllt in den Macu oder Mahu. Dieſer letztere Fluß, der nach den von *) Herr Schomburgk nennt dieſen Fluß, nach der Ausſprache der Ma- cuſis-Jndianer, Rupununi. Er giebt als Synonyme Rupunuri, Rupunuwini und Opununy, denn die Caribiſchen Staͤmme jener Ge- genden koͤnnen das R nur mit Schwierigkeit ausſprechen. **) Der Sibarana meiner Karte, den Hortsmann bei einer ſchoͤnen Mine von Bergkryſtall, ein wenig noͤrdlich vom Cerro Ucucuamo, entſpringen laͤßt, iſt der Siparuni der Karte des Herrn Schomburgk. Der Waa-Ecouru deſſelben iſt der Tavaricouru des Portugieſiſchen Geographen Pontes Leme; es iſt dies der Zufluß des Rupunuri, der ſich dem Amucu-See am meiſten naͤhert.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber einige wichtige Punkte der Geographie Guyanas. In: Annalen der Erd-, Völker- und Staatenkunde, 5 (1837/1838), S. 35-62, hier S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_punkte_1837/22>, abgerufen am 29.04.2024.